Essen. Stadt, Stadtwerke und Ruhrbahn stellen Pläne vor. Bauzeit wird fünf bis sechs Jahre betragen und Anwohner, Kaufleute und Pendler stark belasten.
Auf Anwohner, Gewerbetreibende, Autofahrer und Nahverkehrsnutzer kommen harte Zeiten zu: Die Stadt Essen, die Ruhrbahn und die Stadtwerke bauen in den kommenden fünf bis sechs Jahren die Steeler Straße, Hauptverkehrsader in West-Ost-Richtung, komplett um. Auf einer Bürgerversammlung im Hotel Franz stellten Vertreter der Institutionen Details der Pläne vor. In der anschließenden Fragestunde wurde klar: Die Sorgen und Befürchtungen der Bürger sind groß. So mancher hätte sich wohl gewünscht, dass dieses Mammutprojekt, das seit zwölf Jahren im Gespräch ist, nie verwirklicht wird.
Zur Umstaltung der Steeler Straße in Essen gibt es laut Experten keine Alternative
Das ist jedoch keine Alternative, wie die Expertinnen und Experten versicherten. Die gesamte Infrastruktur der Steeler Straße ist veraltet und muss dringend an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden. Dass die Probleme nach der langen Bauzeit verschwunden sind, glauben aber offenbar nicht alle der rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung. Die wurde Dieter Könnes moderiert und begann mit einiger Verspätung. Man warte noch auf Oberbürgermeister Thomas Kufen. „Der steht bestimmt auf der Steeler Straße im Stau, und das schon vor dem Start der Baustelle“, nahmen es einige mit Humor.

Die Frage, warum die Vorplanungen für den Umbau so lange gedauert haben, stellte an diesem Abend niemand. Vielleicht auch deshalb, weil die Komplexität des Millionen-Projekts, bei dem Stadt, Stadtwerke und Ruhrbahn eng zusammenarbeiten, schnell klar wurde. Arbeiten sollen parallel stattfinden und so gut wie möglich ineinander greifen, was zur Halbierung der Bauzeit von vorher geschätzten zehn auf nun fünf bis sechs Jahre führen soll.
„Die Infrastruktur ist nicht mehr zeitgemäß“, betonte der Oberbürgermeister. Statt dem früheren Qualitätssiegel „Made in Germany“ sei heute oft von „Marode in Germany“ die Rede, und Essen bilde da keine Ausnahme. Die Zahlen sprechen für sich: Die Gleisanlagen auf der Steeler Straße sind teils 64 Jahre alt, der älteste Entwässerungskanal stammt von 1897, die älteste Leitung von 1908.
Auf und unter der Straße in Essen wird es viele Veränderungen geben
Verändert wird in den nächsten Jahren fast alles zwischen Hollestraße und Steele S-Bahnhof, auf und unter der Steeler Straße. Das betrifft Kanäle, Versorgungsleitungen, Schienen, Oberleitungen, Haltestellen, Gehwege, Parkplätze, deren Zahl im zentralen Bereich um die Wörthstraße von 80 auf 40 halbiert wird, und den Fahrbahnbelag. Am Ende soll die Straße neue Kanäle und Leitungen haben, einen klar gegliederten Straßenraum, mehr Aufenthaltsqualität durch Bäume, barrierefreie Haltestellen mit Wetterschutz, Sitzgelegenheiten und dynamischer Fahrgastinformation, eine neue Haltestelle und lärmoptimierten Asphalt.

Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Anwohner, Geschäftsleute und Freiberufler fürchten um die Erreichbarkeit ihrer Wohnungen, Geschäfte und Praxen. Eltern sorgen sich um einen sicheren Schulweg für ihre Kinder. Bewohner der Nebenstraßen, die während der Bauzeit nicht nur mehr Individual-, sondern teils auch Busverkehr aufnehmen müssen, sehen Lärm und Verkehrschaos auf sich zukommen. Am Laurentiusweg, der vorübergehend zur Einbahnstraße stadteinwärts werden soll, werden für die Bauzeit die Fahrbahnschwellen entfernt, Tempo 30 bleibt aber. Die Anlieger fürchten, dass dennoch dort zu schnell gefahren wird.
Auf Autofahrer und ÖPNV-Nutzer in Essen kommen viele Einschränkungen zu
Autofahrer und ÖPNV-Nutzer müssen sich bald umgewöhnen. Rund 30.000 Ruhrbahn-Fahrgäste und 20.000 Fahrzeuge pro Tag auf der Steeler Straße zeigen die Bedeutung der Verbindung von der Stadtmitte bis nach Steele. Auf die Nutzer kommen jetzt Straßensperrungen, Einbahnstraßenregelungen und Schienenersatzverkehr für die im Baubereich zwischen Rathaus und Steele S-Bahnhof verkehrenden Straßenbahnlinien 109 und 103 zu.
Diese werden dort während der kompletten Bauzeit auf der 4,2 Kilometer langen Strecke nicht verkehren. Die Ersatzbusse können wegen der Arbeiten nicht auf der Steeler Straße fahren, sondern werden zum Teil auf parallel verlaufenden kleineren Straßen wie dem Laurentiusweg unterwegs sein. Die Buslinie wird nicht durchgehend sein, sondern in zwei Ringlinien unterteilt. Die 113 vom Rathaus über die Oberschlesienstraße fährt einen Ring im Bereich Schwanenbuschstraße/Parkfriedhof, die 119 einen Ring zwischen Dinnendahlstraße und Steele S-Bahnhof.
- Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!
Eine durchgehende Verbindung sei nicht möglich, weil für die 113 größere Gelenkbusse eingesetzt würden, bei der 119 normale Busse, da diese den engen Laurentiusweg passiere. Für die Fahrgäste bedeutet dies jedoch, dass sie nicht nur am Rathaus von der Bahn in den Bus umsteigen, sondern einen weiteren Bus Richtung Steele S-Bahnhof nehmen müssen. „Wir setzen auf ein ÖPNV-Konzept für die gesamte Bauzeit, damit sich die Fahrgäste nicht immer wieder umgewöhnen müssen“, so eine Ruhrbahn-Vertreterin.
Die Essener Ruhrbahn baut etliche Haltestellen um und eine neu
Die Ruhrbahn startet 2025 mit dem Umbau der Haltestellen Hollestraße/Herkulesstraße, 2026 folgen die Haltestellen Wasserturm, Schwanenbuschstraße, Parkfriedhof und Dinnendahlstraße, 2027 Wörthstraße, Knappschaftskrankenhaus, Stadtgarten und der Neubau der Haltestelle Holbecks Hof.
In Kürze beginnen die Arbeiten der Stadtwerke. Los geht es im Abschnitt Hollestraße bis Franziskanerstraße im April (acht Monate Bauzeit). Folgen solle der Abschnitt Knappschaftskrankenhaus/Rosestraße/Laurentiusweg im November (sechs Monate), Steeler Straße 454-532 im Mai 2026 (20 Monate), Steeler Straße 595-599 im Juli 2026 (sechs Monate), Hertigerstraße im Januar 2027 (zehn Monate), Spillenburgstraße im Januar 2028 (zwei Monate). Vor den jeweiligen Bauschnitten werden die Bereiche auf Kampfmittel und Bergschäden geprüft.
Gegen Ende des Projekts wird die Stadt tätig und „macht die Steeler Straße wieder schön“. Das Amt für Straßen und Verkehr nehme 21 Millionen Euro in die Hand, verändere den Straßenraum, lasse lärmoptimierten Asphalt aufbringen (der wie eine Verkehrshalbierung wirken soll), beseitige Schlaglöcher, pflanze Bäume. Ab Januar 2027 werde man sich vor allem dem Bereich Wörthstraße mit zahlreichen Geschäften widmen, wo die Situation heute besonders problematisch sei.

Dort sollen 37 Stellplätze, drei E-Ladestationen, ein Arztplatz, eine Ladezone, eine zusätzliche Ampelanlage und die 21 Bäume Platz finden. Dieser Bereich wird auch am stärksten von Komplettsperrungen betroffen sein, während in den anderen Abschnitten oft nur die Fahrbahn für die Bauarbeiten verengt wird. Die Versorgungssicherheit ist laut Stadt zu jeder Zeit gewährleistet, Lieferanten und Rettungsfahrzeuge können ihre Ziele erreichen und Kunden die Geschäfte, wenn auch nicht immer von jeder Seite, denn es werde immer wieder temporäre Parkverbote und gesperrte Gehwege geben.
Die betroffenen Essener sollen frühzeitig informiert werden
Vor den jeweiligen Bauabschnitten sollen die Bürger per Handzettel informiert werden. Es werde Info-Tafeln geben und ein Baucontainer im Bereich der Wendeschleife am Knappschaftskrankenhaus kann für Gespräche mit den Bürgern genutzt werden. Und Gesprächsbedarf gibt es noch reichlich, das wurde beim Info-Abend sehr deutlich. Für Bürgerfragen steht die Mail-Adresse steelerstrasse@essen.de zur Verfügung.
- Paracetamol-Challenge: „Kids, seid ihr noch ganz dicht?“
- „Wurst König“: So chaotisch lief es zuletzt in den Filialen
- Dieses Café in Essen bietet den ganzen Tag Frühstück
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]