Essen-Südostviertel. An der Steeler Straße in Essen sollen 21 Bäume gepflanzt werden. Die Zahl der Parkplätze im Bereich Wasserturm würde aber halbiert.

Seit zwölf Jahren soll die Steeler Straße im Essener Südostviertel umgestaltet werden. Damals hatte die Feuerwehr Bedenken angemeldet, weil sie Aufstellflächen für Leiterwagen vermisste. Jetzt liegt die neue Planung vor und könnte am 11. April im Ratsausschuss für Verkehr und Mobilität beschlossen werden.

Für die einen gehen die jetzt vorgestellten Pläne nicht weit genug, die anderen sehen eine lange Bauphase auf sich zukommen, die für Gewerbetreibende existenzbedrohend sein könnte, so die Befürchtung. Die Meinungen bei einer Bürgerversammlung zum Thema gingen weit auseinander.

Die Zahl der Parkplätze soll durch den Umbau der Steeler Straße halbiert werden

Nach den aktuellen Planungen soll die Zahl der Parkplätze an der Steeler Straße zwischen Wasserturm und Oberschlesienstraße von heute 80 auf 40 reduziert werden. Der bisher baumlose Abschnitt soll 21 Bäume erhalten. Gesonderte Radwege werde es aber nicht geben: „Eigene Radverkehrsanlagen sind aufgrund des engen Querschnitts der Straße nicht möglich“, so Dirk Thomas von Amt für Straßen und Verkehr.

Die Steeler Straße gehört nicht zum Hauptrouten- beziehungsweise Ergänzungsnetz für Radfahrer. Ihre Sicherheit soll durch einen Raum von 1,50 Metern zwischen Schienen und Fahrbahnrand erhöht werden, der Platz wird nach den Plänen allerdings im Bereich der Haltestelle Wörthstraße unterschritten.

Die Haltestelle soll für die beiden Fahrtrichtungen versetzt angelegt werden, der Bordstein werde auf 24 Zentimeter erhöht, um ein barrierefreies Einsteigen in die Bahn zu ermöglichen.

Bezirksbürgermeister Peter Valerius (CDU) moderierte die Veranstaltung, die auf Einladung der Bezirksvertretung 1 stattfand.
Bezirksbürgermeister Peter Valerius (CDU) moderierte die Veranstaltung, die auf Einladung der Bezirksvertretung 1 stattfand. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

In diesem Bereich müssen Radfahrer nach den vorliegenden Plänen absteigen und ihr Rad auf dem Gehweg schieben. Dass das in der Praxis funktionieren werde, bezweifeln die Bürger allerdings.

Dass die Steeler Straße für Radfahrer gefährlich ist, weiß man auch bei der Stadt. „Wir wollen keine Radfahrer auf die Steeler Straße locken“, erklärte ein Vertreter des Straßenverkehrsamtes. Radfahrer, die zum Beispiel Richtung Innenstadt unterwegs seien, könnten sinnvollerweise die parallel verlaufende Saarbrücker Straße nutzen. Aber für diejenigen, die Ziele unmittelbar an der Steeler Straße erreichen wollen, soll es trotzdem sicherer werden.

Stadt will das sogenannte Velogleis an der Cäcilienstraße testen

Ein sogenanntes Velogleis, wie es in anderen Städten bereits existiert, will die Stadt noch prüfen. Im Sommer soll eine Teststrecke an der Cäcilienstraße an den Start gehen. Bei einem Velogleis werden die Rillen der Schienen mit einem elastischen Material gefüllt, das sich bei der Überfahrt von Straßenbahnen absenkt. Ein solches Gleis könnte das Unfallrisiko bei Radfahrern senken.

Hinter der Einrichtung einer Metropolradstation an der Steeler Straße mit mindestens fünf bis sieben Rädern stehen noch Fragezeichen. Dies müsse zunächst mit dem Anbieter abgeklärt werden.

Die geplante Halbierung der Parkplätze in einem Bereich, in dem sich viele Geschäfte und Arztpraxen befinden, stieß ebenso auf Kritik wie die Bauzeit, die von den Stadtvertretern mit einem Jahr angegeben wurde. Im Vorfeld seien Leitungsarbeiten nötig, die noch einmal neun Monate in Anspruch nehmen sollen.

Für Jan Olgemöller, ortsansässiger Apotheker und langjähriger Sprecher der Interessengemeinschaft „Wir am Wasserturm“, eine viel zu lange Zeit. Er appellierte an die Verantwortlichen, zu prüfen, ob die Arbeiten nicht parallel laufen könnten. „Ansonsten haben die Gewerbetreibenden dort 21 Monate Zeit zu sterben“, befürchtet er Insolvenzen.

In der ersten Planung waren 58 Bäume vorgesehen

Zu den Parkplätzen gab es durchaus auch andere Meinungen. Silas Haake, Ratsherr der Grünen, könnte sich sogar noch mehr Bäume und weniger Stellplätze vorstellen. In der ursprünglichen Planung waren damals 58 Bäume vorgesehen gewesen.

Gut gefüllt war die Aula der ehemaligen Viktoriaschule, heute Dependance des Burggymnasiums, bei der Bürgerversammlung zum Umbau der Steeler Straße.
Gut gefüllt war die Aula der ehemaligen Viktoriaschule, heute Dependance des Burggymnasiums, bei der Bürgerversammlung zum Umbau der Steeler Straße. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ziel der Umbaupläne ist eine Steigerung der Attraktivität des Nahversorgungsgebietes Steeler Straße, betont die Stadt. Dazu gehören neben Bäumen und dem barrierefreien Umbau der Haltestelle Wörthstraße auch Querungshilfen für Fußgänger. Die Reduzierung der Fahrstreifen von vier auf zwei ist in diesem Bereich bereits realisiert.

Eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 könne auf der Hauptverkehrsstraße tagsüber nicht pauschal angeordnet werden. Es handelt sich laut Stadt dort nicht um eine Unfallhäufungsstelle. „Wenn es um Lärmreduzierung geht, muss man überlegen, ob diese durch die Absenkung der Geschwindigkeit oder die Verwendung von entsprechenden lärmmindernden Materialien erreicht werden kann“, so ein Stadtvertreter.

Relativ breiten Raum bei der Versammlung nahm das Thema zweiter Rettungsweg ein, zu dem sich die Vertreter der Feuerwehr äußerten. Die Häuser in dem Bereich sind teils 16 Meter hoch. Neben den Treppenhäusern (erster Rettungsweg) müssten geeignete Stellflächen für Leiterwagen vorhanden sein, um im Brandfall Personen auch aus den oberen Stockwerken schnell retten zu können – und zwar ohne den Strom auf den Oberleitungen der Straßenbahn abschalten zu müssen, was wichtige Zeit kosten könne.

Oberleitungen im Schwenkbereich der Feuerwehrleitern waren der Grund, warum die erste Planung für die Umgestaltung der Steeler Straße überarbeitet und eine neue Anordnung für 14 Fahrdrahtmasten, Bäume und Beleuchtung gefunden werden musste. „Die Anfahrbarkeit der Häuser muss ständig gewährleistet sein“, so die Feuerwehr, was bei einigen Bürgern die Frage aufwarf, wie man denn aktuell im Brandfall verfahre. Heute müsse notfalls der Strom auf den Oberleitungen abgeschaltet werden, lautete die Antwort.

Vertreter von Stadt, Feuerwehr und Ruhrbahn beantworteten die Fragen der Bürgerinnen und Bürger.
Vertreter von Stadt, Feuerwehr und Ruhrbahn beantworteten die Fragen der Bürgerinnen und Bürger. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Querungshilfen für Fußgänger wird es vor und hinter den Haltestellen geben, die Kreuzung mit der Wörthstraße wird komplett mit Ampeln versehen. Die Kosten für den Straßenbau sollen bei 2,9 Millionen Euro liegen und müssen nach heutigem Stand komplett von der Stadt übernommen werden. Der barrierefreie Ausbau der Haltestelle Wörthstraße ist mit 3,2 Millionen Euro veranschlagt, kann aber bis zu 90 Prozent gefördert werden. Frühestens 2026 könnte Baubeginn sein, 2027 Bauende.

Anwohner fürchten Belastungen in der Bauphase

Nicht nur die Anwohner der Steeler Straße selbst fürchten, dass eine schwierige Bauzeit auf sie zukommt. Auch Anlieger der Seitenstraßen wissen aus der Erfahrung mit anderen Baustellen, dass sie durch den Umleitungsverkehr, besonders durch manövrierunfähige Lkw in den engen Straßen, wohl ebenfalls belastet werden.

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