Essen. Manche Stationen sind dreckig, andere sauber, aber sehr eng, wiederum andere seltsam leer: Was Ruhrbahn-Kunden Unbehagen bereitet. Ein Streifzug.
Brauchen wir nachts Taxi-Gutscheine, um weibliche Ruhrbahn-Fahrgäste nach dem Aussteigen sicher nach Hause zu bringen? Die Diskussion der letzten Woche in Essen hat den Blick auf die Bus- und Bahnstationen in Essen neu geschärft. Viel Resonanz erhielt unsere Redaktion auf einen Artikel über die unwirtliche Bus-Station am Rathaus – doch viele Nutzerinnen und Nutzer fanden: Da gibt es noch viel Schlimmere! Wir haben während eines Streifzugs versucht, unterschiedliche Typen von Grusel-Stationen auszumachen.
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Typ 1: Viehofer Platz – das öffentliche Klo
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Der Tram-Bahnhof „Viehofer Platz“ wird eindeutig von vielen Menschen als Toilette benutzt. Der langgezogene unterirdische Gang riecht deutlich nach Urin. Auch das Umfeld der Station ist nicht nur wenig einladend wegen ihres ungepflegten Eindrucks, den sie macht, sondern unter der Fußgängerbrücke, die über die Schützenbahn führt, liegen regelmäßig menschliche Hinterlassenschaften, die in die Toilette gehören.
Dabei hat man sich alle Mühe gegeben, die unterirdische Station attraktiver zu machen: Die Wände sind mit geziegelten Bögen verziert, es gibt historisch anmutende Zeichnungen, die an Höhlenmalerei erinnern, dazu tiefsinnige Weisheiten: „Kultur beinhaltet nicht nur Geschick, sondern auch Wissen.“ Oder: „Kultur trägt in sich innere geistige Geheimnisse.“ Schön und gut, aber wenn es nach Fäkalien stinkt, bringt die beste intellektuelle Erkenntnis nichts.
Typ 2: Hauptbahnhof, Ausgang Huyssenallee: Die unbekannte Leere

Auf der Zwischenebene am Essener Hauptbahnhof hocken zwei Männer in einer Ecke und rauchen Crack. Sie tun das mitten am Tag, und niemand stört sich daran. Kein Wunder: Hier ist ja auch sonst keiner. Denn diese öffentliche Fläche, die von den Rolltreppen an der Huyssenallee hinunter in den Hauptbahnhof führt, kennt so gut wie niemand. Tatsächlich hängen an der Wand noch Rollschuh-Verbotsschilder, die aussehen wie aus Zeiten der Eröffnung der Strecke vom Bahnhof zum Aalto-Theater, die die erste in Essen war. Das war 1967.
Es gibt auch noch einen verwitterten, öffentlichen Fernsprecher an der Wand, aber ohne Kabel und Hörer. Eine Frau fährt die Rolltreppe hinab, hat zuvor die Süchtigen in der Ecke gesehen und schaut sich ängstlich um. Es passiert aber nichts. Weder Ruhrbahn noch Polizei weisen schaurige Schauplätze wie diesen hier als besonderen Verbrechens-Ort aus; die Statistik gibt das nicht her. Es ist vor allem: das persönliche Unbehagen. Eine weitere Rolltreppe abwärts steht man auf den Bahnsteigen der U-Bahnen und Trams Richtung Süden, und alles ist schlagartig wieder voller Menschen.
Typ 3: Bismarckplatz: Der bedrückend enge Durchgang

Wer am U-Bahnhof Bismarckplatz die Bahnsteige wechseln möchte, muss eine verwinkelte Unterführung unter den Gleisen entlanggehen. Er ist bedrückend eng und vollkommen abgeschirmt vom restlichen Stationsgeschehen; Menschen mit Klaustrophobie bekommen hier schnell ein Gruft-Gefühl.
Ein Berufsschüler, der gerade am Gleis steht, sagt: „Da sitzt auch oft ein Obdachloser.“ Wobei das nicht das Problem ist, es gibt hier übrigens auch keinen Dreck, noch nicht mal wilde Graffiti: Es ist das Gefühl: Wenn Dir hier einer etwas will, dann sitzt du in der Falle und kannst nicht entkommen. Seltsam ist nur, dass dieser abgeschirmte Gang regelmäßig voller Wasser steht, wenn es draußen regnet.
Typ 4: Hobeisenbrücke: Die laute Verkehrsinsel

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Die Haltestellen Savignystraße und Hobeisenbrücke, die von der U18 nach Mülheim befahren werden, liegen zwischen den Spuren der A40. Hier liegt so genannter Flüsterasphalt, der das Abrollgeräusch der Reifen mindert. Doch laut ist es trotzdem, weil man ja faktisch mitten auf der Autobahn steht.
Viele finden diese Station weniger schlimm als andere: Die vorbeifahrenden Fahrzeuge geben manchen das Gefühl der Sicherheit, weil man ja nicht alleine ist und ein möglicher Überfall von potenziell Hunderten Autofahrern beobachtet werden könnte, was Täter womöglich abschrecken würde. Im Übrigen gibt es auch einen geschützten Wartebereich, der komplett schall- und wetterisoliert ist, wie übrigens die vor einigen Jahren grundsanierten Stationen einen überdurchschnittlich gepflegten Eindruck machen. Doch längere Zeit an vorbeipreschenden Autos stehen zu müssen, die einem, gelinde gesagt, ein permanentes Gefühl der Unruhe geben, nervt. Mindestens.
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