Essen. Mitten in der Essener Innenstadt gibt es eine Bus-Haltestelle, an der viele Menschen täglich Angst haben. Ein Ortsbesuch.

Junge Frauen – und auch Männer – haben hier häufig Angst: Die Ruhrbahn-Haltestelle „Rathaus“ im Herzen der Essener Innenstadt zählt zu den unwirtlichsten im ganzen Stadtgebiet. Das liegt an den baulichen Gegebenheiten des Schauplatzes: Wer auf einen Bus der Linie 145, 154, 155, 166 oder 196 wartet, steht in einer bedrückend finsteren Betonschlucht, wie unter einer niedrigen Autobahnbrücke. Denn die Haltestelle „Rathaus“ liegt unter der Rathaus Galerie, dem Einkaufscenter am östlichen Rand der Fußgängerzone, das bis 2010 „City Center“ hieß und im Volksmund immer noch „Porscheplatz“ genannt wird.

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Die Rathaus Galerie, die baulich die Verbindung von der Porschekanzel zum Rathaus darstellt, hat viele so genannter Angst-Räume im Umfeld, denn es ist, als Konstruktion gesehen, eine Brücke. Und bildet entsprechend eine Schlucht, durch die die Autos auf der Schützenbahn rasen. Entstanden sind durch die grobschlächtige Beton-Architektur der Siebzigerjahre (das Rathaus gibt es seit 1979) wenig einsichtige Ecken, dunkle Korridore, niedrige Decken, und alles autogerecht.

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Es hallt, es ist finster, und ungezählte Tauben hinterlassen ihren Dreck auf dem Bordstein und an den Wänden. Obwohl die Ruhrbahn hier insgesamt 44 Videokameras installiert hat, zwei an jedem Bussteig, und der Ort laut Polizei nicht als erkennbarer Kriminalitäts-Hotspot gilt, fühlen sich Wartende unwohl. Auch die Ruhrbahn registriert manchmal „kleinere Streitigkeiten“, mehr allerdings nicht. Doch es floriert der Drogenhandel; Männer stehen am helllichten Tag stundenlang an den Bussteigen mit dem Handy in der Hand; man kennt das von der Porschekanzel, wo seit Jahren Rauschmittel mitten in der Fußgängerzone verkauft werden. Auch das Parkhaus direkt unter der Porschekanzel gilt als Rückzugs-Raum für Suchtkranke, die sich dort ihren Schuss setzen, die dort nächtigen, die dort auch ihre großen und kleinen Geschäfte verrichten.

Gelbe Bleche unter der Decke helfen wenig

Vor zehn Jahren, im Jahr 2015, wurde der gesamte U-Bahnhof „Rathaus Galerie“ umfassend saniert und umbenannt (vorher hieß er „Porscheplatz), und während die Verteilerebene und die Bahnsteige seitdem in halbwegs vorzeigbarem Zustand sind, wirken alle Maßnahmen einigermaßen hilflos, die die Bus-Station an der Straße aufhübschen sollen und sollten: die sonnengelben Stahlwellen, die man unter die tristen Betondecken geschraubt hat. Das Neonlicht, die von Glaswänden geschützten Sitzplätze.

Bedrückend: Die Haltestelle Rathaus ist mit Taubenkot verschmiert.
Bedrückend: Die Haltestelle Rathaus ist mit Taubenkot verschmiert. © Martin Spletter

Auch viele Nacht-Expresse halten hier. Vielleicht passiert am Ende dann doch relativ wenig, was Kriminalität angeht, weil Disco-Gänger, die nachts nach Hause fahren, meist in Gruppen unterwegs sind. Oder Übergriffe, Belästigungen sind womöglich gar nicht dokumentiert, weil niemand sie der Polizei gemeldet hat.

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