Essen. Eis und Schnee stellten den Räumdienst auf Radwegen zuletzt auf die Probe. Ins Rutschen kamen Radler nicht nur auf dem Radschnellweg RS1.
Wer sich in diesen frostigen Tagen aufs Fahrrad schwingt, ist hart gesotten. Umso ärgerlicher ist für alle, die es wagen, dass beim Winterdienst auf Radwegen und Radtrassen noch längst nicht alles glatt läuft.
Der Radschnellweg RS1 zum Beispiel „war so gut wie nicht befahrbar“, schildert Leser Marcus Kalbe seine Erfahrungen, nachdem es an den ersten Tagen dieses Jahres geschneit hatte. „Neben mir versuchten heute Morgen eine Reihe weiterer Radfahrer verzweifelt die Spur im Eis und und Schnee zu halten und nicht zu stürzen“, schreibt Kalbe der Redaktion und wundert sich: „In den vergangenen Jahren wurde der RS1 morgens ab 5.30 Uhr zwischen Essen und Mülheim von Schnee und Eis befreit. Als regelmäßiger Nutzer geht man davon aus, dass dies auch im jetzigen Winter der Fall ist.“
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Und wo Kalbe sich seinen Frust gerade von der Seele schreibt, nutzt er die Gelegenheit, um sich über den „extrem schlechten Zustand“ des Streckenabschnitts zwischen dem Abzweig nach Borbeck und Schönebeck zu beklagen. „Dort ist bei nasser Fahrbahn die Strecke derart matschig, dass Fahrrad sowie Kleidung und Schuhe stark in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Sein Fazit: „In der Winterzeit und bei Regen stellt der RS1 derzeit keine gute Alternative zum Auto dar.“ Dabei soll der Radschnellweg doch genau das sein: eine Alternative, auch im Winter.
Der Winterdienst für den Radschnellweg RS1 liegt nicht in Händen der Stadt Essen
Nun ist der RS1 ist ein Sonderfall. Der Winterdienst liegt nicht in der Verantwortung der Stadt Essen, sondern in der des Landesbetriebes Straßen NRW. Dessen Sprecherin lässt auf Anfrage wissen, dass es für den RS1 sehr wohl einen Winterdienst gibt.
Ja, Radschnellwege würden grundsätzlich gleichwertig mit anderen Landesstraßen behandelt und daher ebenfalls von Schnee und Eis befreit. Für den Winterdienst auf Geh- und Radwegen setze Straßen NRW speziell kleinere Fahrzeuge ein. Nur: „Nach Rückmeldung der zuständigen Straßenmeisterei war der Winterdienst in den vergangenen Tagen jedoch eingeschränkt, da eines dieser Spezialfahrzeuge defekt ist und derzeit repariert wird.“ Der Landesbetrieb stellt Besserung also zumindest in Aussicht.
Auch auf anderen Radwegen und Trassen herrschte hier und da Nachholbedarf beim Winterdienst. Den hatte die Stadt Essen 2022 auf Initiative von CDU und Grünen angeschoben, um dem Radverkehr auch in der Winterzeit Schwung zu verleihen. 360.000 Euro hatte der Kämmerer dafür zunächst im städtischen Haushalt verankert. Schwarz-Grün war das nicht genug, die Ratsmehrheit sattelte fast 400.000 Euro oben drauf. Doch der Betrag wurde mangels Eis und Schnee noch nie ausgeschöpft. Rund 115.000 Euro waren es 2024. Für dieses und das kommende Jahr sind jeweils 490.000 Euro im Topf.
Mit dem Winterdienst hat die Stadt ein externen Dienstleister beauftragt. Geräumt und gestreut wird nur das sogenannte Hauptroutennetz, insgesamt rund 180 Kilometer. Und das zwischen 6 Uhr und 22 Uhr mit einer Umlaufzeit von acht Stunden, wie Stadtsprecher Burkhard Leise auf Anfrage erläutert. Zweimal pro Tag müsste sich der Räumdienst also sehen lassen. Zuletzt seien sechs Räumfahrzeuge eingesetzt worden.
Winterdienst gibt es für das rund 180 Kilometer lange Essener Fahrrad-Hauptroutennetz
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Kontrollen werden nur stichprobenartig durchgeführt, sagt Burkhard Leise. Dadurch, aber auch durch Hinweise aus der Bevölkerung seien zuletzt Mängel aufgefallen. Die beauftragte Firma habe an den betreffenden Stellen nachgebessert. Ob das auch für das ehemalige Rommenhöller Gleis gilt? Die 860 Meter lange Radtrasse von Rüttenscheid nach Bergerhausen war 2023 freigegeben worden und ist Bestandteil des Hauptroutennetzes. Beim Winterdienst wurde die Trasse offenbar vergessen, wie Fotos von der Trasse vom 11. Januar zeigen.
Ob er mit dem Winterdienst in diesem Jahr zufrieden ist? Mirko Sehnke, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) antwortet „50:50“. Im öffentlichen Verkehrsraum, entlang großer Straßen, seien die Radwege seiner Einschätzung nach größtenteils frei von Eis und Schnee gewesen. Für Radtrassen gelte dies nur teilweise. Auch Sehnke sieht also Nachholbedarf beim Räumdienst. Schließlich sehe man auch im Winter immer mehr Radfahrer.
Apropos Trasse: Was das Teilstück des RS1 in Schönebeck angeht, räumt Straßen NRW ein, dass der Radschnellweg dort, obwohl als Modellstrecke ausgewiesen, noch nicht vollständig dem Standard eines Radschnellwegs entspricht – unter anderem, weil die Fahrbahn abschnittsweise mit einer wassergebundenen Decke ausgestattet ist und nicht asphaltiert wurde. Das soll nachgeholt werden. Die Vorplanungen seien bereits weit fortgeschritten, einen Termin mag der Landesbetrieb aber noch nicht nennen.
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