Essen.. Zum 1. März streicht der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) das Kurzstreckenticket. Warum sich gerade ältere Menschen benachteiligt fühlen.

Der Seniorenrat der Stadt Essen übt massive Kritik an der Tarifreform des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). Dieser hat jüngst beschlossen, ab 1. März dieses Jahres die Kurzstrecke und das dafür notwendige Ticket nicht mehr anzubieten. Stattdessen müssen Fahrgäste das Einzelticket der Preisstufe A zum Preis von 3,60 Euro nutzen. Zugleich fallen ermäßigte Mehrfahrtentickets weg.

„Die Reform stellt eine Benachteiligung älterer Menschen dar, die das Kurzstreckenticket für Arztbesuche, Einkäufe im Stadtteil oder den Besuch des Wochenmarkts in ihrem Stadtteil nutzen“, kritisiert Susanne Asche, Vorsitzende des Seniorenrates. Vor allem Rentnerinnen und Rentner mit kleinen Einkommen würden in ihrer Mobilität behindert. Zudem baue der geplante bargeldlose Ticketerwerb für viele Betroffene weitere Hürden auf. Spätestens ab Ende 2026 will die Ruhrbahn Tickets in Bussen nur noch digital anbieten.

Deutschlandticket ist aus Sicht des Essener Seniorenrates keine Alternative

Laut Ruhrbahn werden heute bereits 42 Prozent der Tickets digital gekauft. Der Absatz der Kurzstreckentickets sei zudem rückläufig. Ein solches Ticket kostet 2,20 Euro und gilt für eine Strecke von maximal 1,5 Kilometern oder drei Haltestellen. Als Alternative bieten sich laut Ruhrbahn das Deutschlandticket oder das elektronische „Eezy Ticket“ an. Bei diesem Ticket wird die zurückgelegte Strecke in Rechnung gestellt, aber nicht mehr als 58 Euro im Monat.

Gerade ältere Menschen könnten durch die Tarifreform buchstäblich auf der Strecke bleiben, fürchtet der Seniorenrat. Für viele sei auch das Deutschlandticket keine Alternative. „Das zukünftige Deutschlandticket sozial kommt nur Anspruchsberechtigten zugute und ist ab 1. März 2025 ausschließlich im Abo erhältlich. Im neuen Preisniveau von 58 Euro bzw. 48 Euro im Sozialtarif rechnet sich das preislich nur für Vielfahrende“, so Asche

Das von den Verkehrsbetrieben als Alternative empfohlene „Eezy Ticket“ kann ausschließlich auf dem Smartphone genutzt werden, gibt Asche zu bedenken. „Viele Senioren haben jedoch kein Smartphone.“ Ältere seien oft unsicher in der Handhabung digitaler Apps und befürchteten bei elektronischen Zahlungen eine mangelnde Kostenkontrolle, gibt Asche Erfahrungen aus Seniorenzentren wieder.

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Viele ältere Menschen fremdeln laut Seniorenrat mit dem bargeldlosen Bezahlen

Der Seniorenrat hatte bereits im November vergangenen Jahres bei der Stadt Essen, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und der Landesseniorenvertretung gegen die Streichungen protestiert. In einem Antwortschreiben habe der Vorstandssprecher des VRR, Oliver Wittke, mitgeteilt, dass der Übergang zum bargeldlosen Ticketvertrieb und zur Digitalisierung angesichts der Kostenentwicklung des Nahverkehrs unvermeidbar sei. Der Verkehrsverbund wolle aber Schulungen anbieten, um Senioren mit dem neuen System vertraut zu machen, so Asche.

„Wir brauchen für Rentnerinnen und Rentner ein vom Smartphone unabhängiges, bezahlbares Nahverkehrsangebot unterhalb der Schwelle des Deutschlandtickets“, fordert Asche. Der Seniorenrat werbe schon seit Jahren vergeblich für ein regionales Monatsticket für über 60-jährige nach dem Erwerbsleben. Dass ein solches technisch einfaches Angebot machbar sei, zeigten Beispiele in anderen Bundesländern. So notwendig Reformen seien, um den öffentlichen Personen-Nahverkehr weiter auszubauen und für die Kommunen bezahlbar zu halten, „er muss eine gleichberechtigte Mobilität für alle gewährleisten“, so Asche abschließend.

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