Essen/Mülheim. Vor über 30 Jahren fuhr Peter Both die erste Streife in Essen. Nun kehrt er als Leitender Polizeidirektor und Chef von rund 1200 Beamten zurück.

Wer mit Peter Both über Heimat spricht, kommt gedanklich kaum an einer Grönemeyer-Hymne vorbei: „Bochum ich komm aus dir, Bochum ich häng an dir“ - das gilt bis heute für den 53 Jahre alten Polizisten, der seit drei Tagen an der Büscherstraße im Dienst und Chef von rund 1200 Beamtinnen und Beamten des Präsidiums für Essen und Mülheim ist: „Ich bin nie so richtig aus Bochum weggekommen“, gesteht der Leitende Polizeidirektor, der vor über 30 Jahren in Essen seine erste Streifenfahrt mit Kollegen der berühmt-berüchtigten Gerlingwache am östlichen Rand der Innenstadt absolvieren durfte und nun als ranghöchster Uniformierter an den Ort seiner Ausbildung zurückgekehrt ist.

Der Innenminister hat Both gefragt, ob er denn nicht die Nachfolge Detlef Köbbels antreten mag, der mit Ablauf des Jahres in den Ruhestand gegangen ist. Er hat die Herausforderung angenommen. „Allzu lange überlegen musste ich nicht“, ob er gewillt war, als Leiter Gefahrenabwehr/Einsatz von seiner letzten Station Gelsenkirchen an die Führungsspitze einer der größten NRW-Behörden aufzurücken - mit dem befördernden Gefühl, an ein „sehr gut aufgestelltes Präsidium mit einem guten Ruf“ zu wechseln, und der Erkenntnis: „Wenn man gefragt wird, hat man nicht alles falsch gemacht.“

Quer durch das ganze Ruhrgebiet

So wie sich das Arbeiterkind aus einer Familie, in der mindestens der Opa und der Vater bei Krupp malochten, als „Ruhri“ durch und durch im Privaten nicht von seiner Geburtsstadt abnabeln konnte und wollte, so führte ihn der Dienst „quer durch das ganze Ruhrgebiet“.

Nach dem Eintritt in den Polizeiberuf im Oktober 1990, seiner Ausbildung in der alten Polizeischule an der Norbertstraße und Stationen im Wach- und Wechseldienst als auch der Bereitschaftspolizei wechselte Peter Both nach dem Aufstieg in den gehobenen Dienst zunächst zur Direktion Kriminalität. Nach einer weiteren Sprosse auf der Laufbahnleiter ging es 2007 zum Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) in Selm.

Auch wenn der Mann kein Schreibtischtäter ist: Das Büro von Peter Both ist fertig eingerichtet, ein Borussia-Wimpel an der Wand darf nicht fehlen.
Auch wenn der Mann kein Schreibtischtäter ist: Das Büro von Peter Both ist fertig eingerichtet, ein Borussia-Wimpel an der Wand darf nicht fehlen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Fünf Jahre später leitete Both vier Jahre lang die Führungsstelle der Polizeiinspektion 2 in Dortmund, die unter anderem für die dortige Nordstadt zuständig ist. Im Anschluss war er fünf Jahre lang im Polizeipräsidium Bochum erst Leiter der Führungsstelle und schließlich Abteilungsführer der ersten Bereitschaftspolizeiabteilung. Dort zeichnete unter anderem verantwortlich für den Aufbau von fünf Zügen der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE), bis er 2021 als oberster Uniformierter in Gelsenkirchen arbeitete und während der Fußball-Europameisterschaft als Polizeiführer eingesetzt war.

Polizeichef Essen: „Das Familienleben hat sehr gelitten“

Nachdem die damals dort amtierende Polizeipräsidentin Britta Zur der Essener Nachbarstadt den Rücken gekehrt hatte, um Düsseldorf den Vorzug zu geben, musste Peter Both die Behörde fast zwei Jahre lang leiten. Die Fußball-EM samt abstrakter Terrorgefahren und prognostizierter Weltuntergangsszenarien wie beim Kick England gegen Serbien, dazu die Repräsentationspflichten und das polizeiliche Alltagsgeschäft während dieser Zeit verantwortlich in Personalunion zu stemmen: „Das war nicht vergnügungssteuerpflichtig, das Familienleben hat sehr gelitten“, erinnert sich der Vater eines Sohnes.

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Seinem Sprössling habe er übrigens schon mehrfach mit Kinderheim gedroht, scherzt Both. Trotz aller gutgemeinter Vorlagen des Vaters, den Jungen schon früh mit allerlei Devotionalien als Fohlen-Fan auf Borussia Mönchengladbach einzuschießen, schlief der Bursche eines Tages in Bayern-Bettwäsche, während Peter Boths Frau Schalke-Anhängerin ist. Was bislang aber keine vergleichbaren Auswirkungen auf die textile Ausgestaltung des elterlichen Schlafzimmers gehabt haben soll. Seine Begeisterung für die Borussia lebt Peter Both lieber in seinem Partykeller aus, in dem ein riesengroßes Vereins-Logo keinen Zweifel daran lässt, für welche Elf sein Herz schlägt.

Essens Polizeichef: „Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist“

Und das seit den 70er Jahren, als es nicht nur für Peter Both bei der Wahl eines Lieblingsvereins zwischen Borussia Mönchengladbach oder Bayern München nur eine Entscheidung geben konnte - eine, die von Dauer sein sollte: „Zwei Dinge ändert man nicht im Leben - die Eltern und die Vereinszugehörigkeit“, ist der 53-Jährige überzeugt, der von sich sagt, ein eher extrovertierter Typ zu sein, einer, der „schon mal dazu neigt, einen rauszuhauen. Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist.“

Mit polizeifachlichen Aussagen über die Sicherheit in Essen, die Herausforderungen des Kampfs gegen die Clan-Kriminalität, die Arbeit der BAO Herkules gegen Kinderpornografie oder auch die vielfältigen Bedarfe für geeignete behördliche Liegenschaften hält sich der neue Polizei-Chef nach nur wenigen Tagen im Amt allerdings noch zurück: „Da muss ich erst auf Ballhöhe kommen.“

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