Essen-Heisingen. Stillstand statt Stadthaus: Oberhalb des Baldeneysees sollten in Essen-Heisingen fünf Reihenhäuser entstehen. Es blieb ein verlassener Rohbau.
Einige Fenster stehen auf Kipp, die Glasscheiben sind von innen teils mit Folie beklebt. Statt Haustüren gibt es Holzbretter, die Garagentore sind noch nicht angebracht, in den Garagen stehen Eimer, liegen Säcke und Styroporplatten gestapelt. Die Baustelle mit dem Rohbau an der Carl-Funke-Straße/Westpreußenstraße wirkt so, als würde es gleich morgen weitergehen, als kämen dann die Arbeiter wieder, so fasst es Henner Höcker von der Bürgerschaft Heisingen zusammen. Fünf Stadthäuser sollten hier entstehen. Stattdessen aber herrscht Stillstand – und das schon seit 2023.
Spaziergängern fällt der Rohbau schon lange auf, bei Nachbarn ist dieser Zustand an der Ecke zur Westpreußenstraße ohnehin ein Thema. So fragen Heisinger auch immer wieder bei Henner Höcker nach, der nur den Kopf schütteln kann und wiederholt die Lage lobt, an der die „Scheibchenhäuser“ liegen. So nennt er die Reihenhäuser über dem See, die in der unteren Etage Garagen und daneben Eingänge haben, darüber Balkone und bodentiefe Fenster der Wohnzimmer. Geplant waren zudem Dachterrassen mit Glasgeländer und dem Blick auf den Baldeneysee. Für manchen sind es inzwischen Geisterhäuser geworden.
Zu sehen war das fertige Bauprojekt auf Grafiken, mit denen auch das zuständige Planungsbüro warb. Baubeginn soll nach den Angaben des Bauherren im vierten Quartal 2020 gewesen sein, entstehen sollten die Stadthäuser in Reihenhauslage mit jeweils 170 qm Wohnfläche auf dem insgesamt knapp 1000 qm großen Grundstück. Um das zu erreichen, kommt man über die Westpreußenstraße oder fährt die Carl-Funke-Straße vorbei an der denkmalgeschützten Bergbausiedlung. Vorbei an dem Rohbau führt die Straße nur noch zum Kleingartenverein, so dass die Lage hier nicht nur Seeblick, sondern vor allem Ruhe bietet.
Bauruine aus Essen-Heisingen im Video
Laut Stadt sind Rohbau und Grundstück durch den Bauzaun in Essen-Heisingen ordentlich gesichert
Auf der anderen Straßenseite sind längst einige Wohnhäuser errichtet worden, frei stehend und individuell gestaltet, ähneln sie einer Finca, haben rote Ziegel oder erinnern an Bauarten aus der Jahrhundertwende und an den kantigen Bauhausstil. Sie liegen direkt am Hang mit unverbaubarem Seeblick, während man auf der anderen Seite der Carl-Funke-Straße auf das unvollendete Bauprojekt schaut. Das wird von einem Bauzaun begrenzt und ist laut Stadt nach aktuellem Kenntnisstand der Bauaufsicht ordentlich gesichert.
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„Der Bau befindet sich im erweiterten Rohbau“, erklärt Stadtsprecherin Jacqueline Riedel zum Zustand des Vorhabens. Der Bauherr sei insolvent. „Der Insolvenzverwalter hat mit dem Bauamt Kontakt aufgenommen und entsprechende Verlängerungsanträge zur Baugenehmigung eingereicht“, sagt sie zum Verfahren. Die Bescheide zur Verlängerung befänden sich in Arbeit und würden dann dem Insolvenzverwalter in Kürze zugestellt. Die Baugenehmigung werde demnach bis ca. Mitte 2025 verlängert.
Ob das die Häuser retten wird, bleibt noch unbeantwortet. Eine Rückmeldung des Insolvenzverwalters auf Nachfrage der Redaktion steht noch aus. Der ursprüngliche Bauträger ist telefonisch wie per Mail nicht mehr erreichbar. Fest steht, dass das Unternehmen, das für die Planung verantwortlich gewesen ist, nach eigenen Angaben nun mit dem Projekt und auch dem weiteren Verlauf nichts mehr zu tun hat.
In Essen-Heisingen entstehen viele neue Häuser und Wohnungen zum Kauf und zur Miete
Gewiss ist auch, dass Heisingen längst ein beliebter Wohnstadtteil geworden ist, in dem viele Neubauten entstanden sind und weiterhin entstehen, wie derzeit an der Zölestinstraße. Dort befindet sich ein neues Baufeld, nachdem bereits zahlreiche Eigentums- und Mietwohnungen ebenfalls an der Straße nahe der Dorfmitte bezogen worden sind. Am Baderweg nahe des Baldeneysees wiederum wartet ein großes Grundstück des Unternehmens Vivawest auf den Baustart von vier Mehrfamilienhäusern und rund 40 Mietwohnungen. Schräg gegenüber sollen zwei weitere Mehrfamilienhäuser des Bauherren RBHS Immobilien GmbH entstehen (Projekt „Seeseite“), wo einst die Mühle Bergmann stand. Die Wohnungen vermarktet die Sparkasse bereits.
So hätten wohl auch die Stadthäuser an der Carl-Funke-Straße Interessenten gefunden oder hatten gar schon welche. Umso bedauerlicher findet nicht nur Henner Höcker den aktuellen Zustand, während mancher sich fragt, ob die Bausubstanz des Rohbaus im Laufe der Zeit möglicherweise Schaden nimmt. „Hier vergammelt alles“, fürchtet der Vorsitzende der Bürgerschaft um die Häuser in „super Lage“. An dieser Top-Adresse im Grünen sei nun ein Schandfleck entstanden. Der pensionierte Geschichtslehrer, der sich besonders für die Historie seines Stadtteils interessiert, steht fassungslos vor dem verlassenen Gebäude. Die Szenerie wirke so, als hätten die Arbeiter diese Baustelle von jetzt auf gleich verlassen, sagt er. „Wie Pompeji.“
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