Essen. Bei Wohnungseinbrüchen gilt die kleinere Nachbarstadt Mülheim als absoluter Hotspot. Ist Essen sicherer? Was Polizei und Kriminalstatistik sagen.

Einbrecher kennen keine Weihnachtspause, eher im Gegenteil: In der letzten Woche des Jahres 2024, zwischen 23. und 29. Dezember, hat es auf Essener Stadtgebiet etwa 30 Wohnungseinbrüche gegeben. Besonders nördliche Stadtteile wie Frintrop, Altenessen, Bedingrade waren betroffen. Dies geht aus dem Wohnungseinbruchsradar für Essen und Mülheim hervor, den die Polizei wöchentlich online stellt. Dort sind nicht nur vollendete Taten abgebildet, sondern auch Versuche.

Generell ist das Risiko, Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, in Essen relativ hoch. Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden im Jahr 2023 rund 191 Fälle verzeichnet - der bundesweite Durchschnittswert in kreisfreien Städten lag bei 98 Fällen, das entspricht knapp der Hälfte. Die Quote ergibt sich aus Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik und des Bundeskriminalamts, die im „Deutschlandatlas“ gesammelt sind, für den mehrere Bundesministerien und -behörden verantwortlich zeichnen. Aktuelle Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor.

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Wohnungseinbrüche: Risiko in Essen offenbar geringer als in Mülheim

Tendenziell passieren laut „Deutschlandatlas“ im Süden der Republik wesentlich weniger Einbrüche als im Norden. Speziell auch in NRW liegen viele Städte und Kreise im roten Bereich - mit Quoten jenseits der 100. Als absoluter Hotspot sticht Essens kleinere Nachbarstadt Mülheim heraus, wo es zuletzt 283 Wohnungseinbrüche pro 100.000 Einwohnern gab - so viele wie nirgendwo sonst in Deutschland, sogar mehr als in Düsseldorf (220), Köln (219) oder Berlin (222).

Neben anderen Ruhrgebietsstädten wirkt Essen allerdings recht harmlos. Das Risiko, zu Hause von Kriminellen heimgesucht zu werden, ist hier etwas geringer als in Duisburg, wo es 2023 knapp 195 Wohnungseinbrüche pro 100.000 Einwohnern gab. In Gelsenkirchen waren es sogar 250, in Dortmund 210 und in Bochum 212.

Täter schätzen lohnende Objekte und verkehrsgünstige Lage

Für die Häufigkeit von Wohnungseinbrüchen, die Bildung regelrechter Hotspots, sind nach Einschätzung der Polizei vor allem zwei Gründe ausschlaggebend. Zum einen seien „potenziell lohnenswerte Objekte aus Sicht der Täter entscheidend“, erklärt ein Essener Polizeisprecher auf Anfrage. Also Häuser oder Wohnungen, in denen viel zu holen ist.

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Außerdem spielt nach Erkenntnissen der Polizei die verkehrsgünstige Lage eine wichtige Rolle, speziell die Nähe zu Land- oder Bundesstraßen, da sie Tätern eine schnelle Flucht erleichtert. Dies geht aus einem großen Forschungsprojekt zum Wohnungseinbruchsdiebstahl (WED) hervor, welches das Landeskriminalamt NRW vor einigen Jahren durchgeführt hat. Dort heißt es überraschenderweise aber auch: „Für die Auswahl der Tatorte spielt die Nähe zur nächsten Autobahnauffahrt in Großstädten eine untergeordnete Rolle.“

Polizeipräsidium Essen verzeichnet bis Herbst 2024 deutlich mehr Einbrüche

Insgesamt erfasste die Polizei im Jahr 2023 genau 1118 Wohnungseinbrüche auf Essener Gebiet, rund 24 Prozent mehr als im Vorjahr. In 521 Fällen blieb es allerdings beim Versuch, das entspricht fast 47 Prozent. Insgesamt machten die Täter laut Kriminalstatistik Beute in Höhe von knapp 3,6 Millionen Euro.

Und 2024? Die Zahlen für das gerade abgelaufene Jahr sind noch nicht stadtscharf ausgewertet. Es gibt bisher nur monatliche Übersichten bis einschließlich Oktober 2024 (Fälle, Versuche, Aufklärungsquote) für den gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Essen, also für Essen und Mülheim zusammen. Die Tendenz ist aber eindeutig: steigend. Allein bis Ende Oktober waren es schon 1811 Wohnungseinbrüche in beiden Städten, davon 830 Versuche, im gesamten Vorjahr gerade einmal 1606. Detaillierte Zahlen für Essen wird die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 liefern. Erfahrungsgemäß erscheint sie frühestens Ende Februar.

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