Essen-Kettwig. Entwicklung statt Abriss: Mülheimer Familie investiert Millionen Euro in Essener Unternehmen, das Projekte wie „Wohnen auf Zeit“ realisiert.

„Die Krise in der Immobilienbranche ist vorbei, es geht gerade aufwärts“, ist Rainer Gunz überzeugt. Der 45-Jährige ist Geschäftsführer von Glück Auf Immobilien mit Sitz in Essen-Kettwig. Die Menschen hätten offenbar gelernt, mit dem zu leben, was sie verunsichere: Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation oder auch das neue Heizungsgesetz.

Das Essener Unternehmen setzt dabei auf Bauen im Bestand, auf Modernisierung statt Neubau. „Wir wollen damit nicht nur attraktiven Wohnraum schaffen, sondern auch das Stadtbild verbessern, indem wir heruntergekommenen Objekten ein neues Leben geben.“

Die Essener Firma will aufgeschobene Bauprojekte zu Ende bringen

Jetzt sei es an der Zeit, aufgeschobene Bauprojekte zu Ende zu bringen und neue zu starten, findet Rainer Gunz, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Robert Gunz und Wolfgang Rübben führt. Das betreffe bei Glück Auf Immobilien unter anderem Projekte in Rüttenscheid, Bredeney und dem Südviertel. „Aber wir suchen auch immer neue Objekte, die wir kaufen und entwickeln können.“

Die Geschäftsführer von Glück Auf Immobilien: (v.l.) Wolfgang Rübben, Rainer Gunz und Robert Gunz.
Die Geschäftsführer von Glück Auf Immobilien: (v.l.) Wolfgang Rübben, Rainer Gunz und Robert Gunz. © Glück Auf Immobilien

Rund 40 Mitarbeiter sind in der modern und offen gestalteten Firmenzentrale Am Stadtbad in Kettwig tätig. Die Firma wurde vor 13 Jahren gegründet und ist aus einem kleinen Team zu einer Unternehmensgruppe gewachsen. „Seit der Gründung haben wir rund 100 Objekte entwickelt“, so der Geschäftsführer.

Nicht nur der Wandel am Markt lässt ihn optimistisch in die Zukunft schauen. Man habe, so Rainer Gunz, einen neuen Partner gewonnen. Eine Familie aus Mülheim, die mit der Branche eigentlich nichts zu tun habe, sei als Gesellschafter bei Glück Auf Immobilien eingestiegen und investiere mehrere Millionen Euro in die Kettwiger Unternehmensgruppe.

Das Essener Unternehmen setzt auf ein dreiteiliges Geschäftsmodell

Das dreiteilige Geschäftsmodell aus Immobilienprojekten, Makler-Dienstleistungen und der Vermietung von Appartements für das Wohnen auf Zeit habe die Investoren offenbar überzeugt. „Jetzt sind wir in der Lage, wieder verstärkt Gebäude aufzukaufen und zu entwickeln“, so Rainer Gunz.

Modernisieren ist nach Ansicht des Geschäftsführers nicht nur nachhaltiger und preiswerter als neu zu bauen, sondern auch mit weniger Auflagen und langwierigen Baugenehmigungen verbunden. Zudem sei die Bauzeit kürzer, die Kosten seien besser einzuschätzen, und wenn das Objekt noch vermietet sei, komme auch während der Sanierungszeit noch Geld herein. „Wir sanieren im Bestand. Die Mieter müssen nicht befürchten, dass ihnen gekündigt wird, wenn wir ein Gebäude kaufen“, betont Robert Gunz.

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Die Firma würde ihr Personal gern aufstocken. „Wir suchen vor allem Immobilienmakler“, sagt Rainer Gunz. Das Unternehmen kaufe in der Regel größere Mehrfamilienhäuser ab vier Wohneinheiten, bringe sie optisch und energetisch auf den neuesten Stand, verkaufe sie dann weiter oder behalte sie zur Vermietung im Bestand.

Die Wohngebäude werden energetisch saniert und aktuellen Anforderungen angepasst

Die Wohngebäude, teils mit Gewerbe im Erdgeschoss, bekämen neue Fenster, Dächer und Fassaden. „Wir entkernen Gebäude, verändern Zuschnitte von Wohnungen, um sie den aktuellen Anforderungen anzupassen“, so Rainer Gunz.

Glück Auf Immobilien
Die Krise in der Immobilienbranche wird im Treppenhaus des Unternehmens als Elefant dargestellt. © WAZ | Elli Schulz

Dabei setze man keineswegs nur auf „Leuchtturmprojekte“ in den besten Wohnlagen. „Wir haben zum Beispiel ziemlich heruntergekommene Häuser an der Paul-Goerens-Straße in Frohnhausen direkt an der A 40 saniert. Als wir die übernommen haben, lagen im Dachgeschoss massenweise tote Tauben. Das war schon ziemlich gruselig“, erinnert sich Rainer Gunz an die erste Besichtigung. Inzwischen seien die Häuser komplett saniert und wieder vermietet.

Auch das weitere Standbein „Wohnen auf Zeit“ funktioniere. Die Firma besitze Objekte mit insgesamt 125 Appartements in Essen, Mülheim, Oberhausen und Duisburg, da der Schwerpunkt der geschäftlichen Aktivitäten im Ruhrgebiet liege. „Die Leute wohnen dort wie im Hotel, können sich aber in der kleinen Küche selbst verpflegen“, erklärt Robert Gunz. Die Appartements seien etwa 35 bis 40 Quadratmeter groß, die Gäste blieben zwischen zwei Tagen und mehreren Monaten.

Der Bedarf an kleinen Appartements in Essen hat verschiedene Gründe

„Der Bedarf an solchen Appartements ist riesig“, sagt Gunz. Essen sei Messestadt, im Universitätsklinikum würden viele auswärtige Patienten behandelt, deren Familien und Besucher vorübergehend hier wohnen müssten. Auch Wohnmöglichkeiten für Eltern, deren Kinder im Klinikum behandelt würden, habe man initiiert. Feriengäste und Menschen, die im Ausland gearbeitet hätten und nun erst einmal eine möblierte Unterkunft anmieteten, gehören ebenfalls zur Klientel, die mit den „Wohnen auf Zeit“-Angeboten angesprochen werden soll.

Glück Auf Immobilien
Die Geschäftsführer Rainer (v.) und Robert Gunz im Treppenhaus der Kettwiger Firmenzentrale: Dort zieren Zeichnungen der Projekte die Wände. © WAZ | Elli Schulz

Nicht immer laufen alle Vorhaben glatt, gibt der Geschäftsführer zu. Manche Projekte müssten aufgrund bürokratischer Hürden erst einmal verschoben werden. So wollte Glück Auf Immobilien eigentlich das Grundstück an der Rüttenscheider Straße 126/128 entwickeln, die beiden alten Gebäude dafür abreißen und dort neu bauen.

Neubau in Essen-Rüttenscheid ist vom Tisch

Da die Baugenehmigung aber auf sich warten lasse und man das Gebäude nicht leer stehen lassen wolle, sei dort nun eine Filiale der japanischen Restaurantkette Takumi eingezogen. Auch Wohnungen seien dort vermietet. „Der Neubau ist vom Tisch. Das ist aus unserer Sicht schade für den Standort“, so Raimer Gunz.

Handwerker für Sanierung und Umbau der Objekte zu finden, sei für die Firma dagegen kein Problem. „Wir arbeiten mit langjährigen Partnern am Ort zusammen, haben ein gutes Netzwerk“, betont Robert Gunz das regionale Konzept.

Weitere Informationen auf www.glueck-auf.de

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