Essen. „Essen diese“ prangte am Mittwoch auf dem Handelshof. Der Schriftzug wurde dort in einer Nacht- und Nebelaktion als Banner angebracht.
Nein, es ist kein Fake. Und ja, die unendliche Geschichte geht weiter: Auf dem Dach des Handelshofs stand am Mittwoch (18.12.) für einige Stunden überraschend der Slogan „Essen diese – oder watt“. Höhenretter der Feuerwehr nahmen den mit Kabelbindern angebrachten Schriftzug um genau 11.57 Uhr wieder ab.
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Aber der Reihe nach: Der Schriftzug „Die Folkwangstadt“ war erst kürzlich entfernt worden. Mehrere Personen sind dann in der Nacht auf Mittwoch ganz offensichtlich auf das Dach gelangt und haben unter dem Schriftzug „Essen“ ein langes gelb-blaues Banner gespannt. Fotos der Guerilla-Aktion postete die Meme-Seite „Essen diese“ am Morgen auf ihrem Account auf Instagram.
„Essen diese“-Betreiber kritisieren erneut „Die Folkwangstadt“
Im Select Hotel Handelshof Essen selbst weiß am frühen Vormittag das Lobby-Personal noch nicht darüber Bescheid, dass da gerade ein neuer Schriftzug über dem historischen Gebäude thront. Wie die Personen auf das Dach gelangen konnten, können sie sich nicht erklären, heißt es in der Lobby.
Robin, einer von zwei Betreibern der Meme-Seite „Essen diese“, sagt auf unsere Anfrage am späten Vormittag: „Wer da oben war? Dazu kann ich nichts sagen.“ Er erinnert daran, dass die Debatte um den bekannten Schriftzug die Menschen in Essen schon „sehr lange“ begleitet. Im Gespräch mit der Redaktion kritisiert er die Entscheidung der Stadt, seinerzeit den Schriftzug „Die Folkwangstadt“ dort angebracht zu haben.
Dieser hätte nicht für die gesamte Essener Bevölkerung gestanden. „Dann haben wir unseren semi-ernst-gemeinten Vorschlag unterbreitet“, sagt Robin, der auch an das „Hick-Hack“ um die Entfernung der „Folkwangstadt“ erinnert. Mit langer Verspätung war der blaue Slogan am Freitag, 13. Dezember, vollständig abmontiert worden. Seitdem stand dort nur der Schriftzug „Essen“, eingerahmt von zwei Stadtwappen. Die gewollte Leerstelle wussten Unbekannte dann in der Nacht auf Mittwoch mit ihrem Banner zu nutzen.
Video: Vor Ort am Essener Handelshof
Handelshof Essen: Schriftzug wird wieder entfernt
Im Rathaus ist die Aktion – anders als zunächst im Hotel – am Mittwochmorgen nicht unbemerkt geblieben. Oberbürgermeister Thomas Kufen sagt: „Chapeau an ‚Essen diese‘! Damit hat die Initiative ihr Ziel erreicht, auf dem Handelshof steht nun ‚Essen diese‘. Gleichzeitig bin ich froh, dass sich bei der Aktion niemand verletzt hat!“ Auf Fotos aus der Nacht ist zu sehen, wie vier in schwarz gekleidete Personen auf dem Gerüst hoch über der Stadt stehen und die Fäuste in die Luft recken. Einblicke in das Geschehen über den Köpfen der schlafenden Hotelgäste gibt auch ein Videoclip, der auf Instagram als Story zu sehen ist. Man kann darin erkennen, dass das große Banner mit zahlreichen Kabelbindern an der Dachkonstruktion angebracht wurde. 80 Stück sollen es sein.
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OB Kufen kündigt schnell an, dass das Banner aus Sicherheitsgründen wieder entfernt wird: „Vor allem, weil nicht klar ist, ob es sicherheitsgerecht angebracht ist. Und übrigens auch, weil in einem Beteiligungsverfahren der Zusatz ‚Essen diese‘ keine breite Zustimmung bekommen hat. Die Höhenretter der Feuerwehr werden das Banner nun wieder abnehmen.“ Noch vor 12 Uhr am Mittag treffen die bereits Einsatzkräfte ein.
Das Banner wird zunächst von der Drehleiter aus begutachtet, wenig später sieht man vor Ort einen gut gesicherten Feuerwehrmann, der das Banner von dem Gestänge entfernt. Er und seine Kollegen kennen sich in der Höhe bestens aus. Erst kürzlich schenkten sie etwa kleinen Patienten in der Kinderklinik des Elisabeth-Krankenhauses ein Lächeln, als sie sich als Superhelden verkleidet am Nikolaustag Gebäudefassade abseilten.
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Besucherinnen und Besuchern der Innenstadt fällt der Schriftzug auf
Aber zurück zum kurzfristigen Schriftzug auf dem Handelshof: Das „neue“ Banner am Tor zur Innenstadt sorgt am Mittwochmorgen jedenfalls für Aufsehen bei den Passanten in der Essener City. „Ich finde das cool. Wir haben uns gefragt, wer das angebracht hat. Ich finde, es wäre besser wenn es nicht nur ein Plakat wäre, sondern der echte Schriftzug. Das ist auch besser als die Folkwangstadt“, sagt Verena Tauabo (40) aus Essen. Das findet auch ihre Nichte Kiara Tielkemeier (23).
„Ich finde das geil“, sagt Jan, der nicht aus Essen stammt, die Debatte aber in den vergangenen Jahren mitbekommen hat. „Das war guerrilla-mäßig, sie hatten ja alles versucht. Das einfach mal so zu machen, Respekt.“ Wenig Verständnis hat indes Winfried Strykala. „Ich bin älteren Schlags und finde das nicht gut“, sagt der Rüttenscheider. „Da passt meiner Meinung nach gar nichts hin, einfach bitte ‚Essen‘ und gut.“
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