Essen. Kodi gibt es seit Anfang der 80er. Schon länger scheint es im Unternehmen zu kriseln. Was die Schutzschirm-Insolvenz von Kodi für Essen bedeutet.
Kodi hat eine Schutzschirm-Insolvenz beantragt, das sorgt für Unruhe bei Beschäftigten und Kunden. Werden die Filialen jetzt schließen müssen? Erst einmal nicht, heißt es seitens des Unternehmens über die bundesweit 238 Filialen. Der Betrieb gehe uneingeschränkt weiter. Allerdings heißt es auch, dass man zu einzelnen Standorten nichts sagen könne – in Essen gibt es neun (siehe weiter unten). Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
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Was ist das Ziel der sogenannten Schutzschirm- Insolvenz?
Bei einem Schutzschirm-Verfahren verlieren betroffene Unternehmen nicht die Kontrolle über ihren Betrieb, sondern stehen unter der Aufsicht von Insolvenzgericht und Sachverwalter und sind für drei Monate vor dem Zugriff der jeweiligen Gläubiger geschützt. In diesem Zeitraum muss ein Sanierungskonzept ausgearbeitet werden. Im Falle von Kodi ist das auch der Fall. Man wolle einen Sanierungsplan erarbeiten, mit dem das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen kommt. „Es gibt bereits erfolgversprechende Ansätze, die wir nun finalisieren werden. Erste Maßnahmen wollen wir dann zeitnah umsetzen“, sagt Geschäftsführer Schob. Das ausgearbeitete Konzept soll voraussichtlich im Frühjahr 2025 dem Gericht und den Gläubigern vorgelegt werden. Stimmen beide dem Plan zu, könne das Verfahren wieder aufgehoben werden.
Welche Gründe sind für das beantragte Schutzschirmverfahren ausschlaggebend?
Das Unternehmen spüre seit längerer Zeit eine deutliche Kaufzurückhaltung der Kundinnen und Kunden. Das habe in den letzten Monaten zu einem massiven Umsatzverlust in einer ohnehin harten Wettbewerbssituation geführt. Zum anderen verzeichne das Unternehmen deutlich gestiegene Kosten in verschiedensten Bereichen wie Energie, Fracht und Werbung. Auf diese „geänderte Marktsituation wollen die Verantwortlichen von Kodi frühzeitig reagieren“, heißt es in einer von Kodi veröffentlichten Erklärung Erklärung.
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Schon seit Monaten heißt es, dass Kodi vermutlich in einer Krise stecke. Vor allem die Mitbewerber Action und Pepco, aber auch Woolworth, machen dem Unternehmen zu schaffen. Hinzu kommt noch die Konkurrenz von Kaufplattformen wie temu, das in China beheimatet ist. Im Februar leitete Kodi bereits einen Transformationsprozess ein, um das Sortiment zu überarbeiten, Prozesse zu verbessern und das Erscheinungsbild zu verändern.
Wie ist nun das weitere Vorgehen?
Das Unternehmen hat die Restrukturierungsexperten Holger Rhode und Raul Taras, beide Rechtsanwälte und Partner der Wirtschaftskanzlei Görg sowie Unternehmensberater Thomas Monta, mit in die Geschäftsführung berufen. Alle drei sollen gemeinsam mit den Geschäftsführern Richard Nölle und Matthias Schob den Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weiterführen und das Unternehmen in den kommenden Wochen und Monaten bei den anstehenden Aufgaben unterstützen, heißt es von Kodi.
Wer steckt hinter Kodi und wie lange gibt es das Unternehmen?
Kodi hat seinen Sitz in Essens Nachbarstadt Oberhausen und ging 1981 an den Start. In den Filialen wird ein großes Haushalts- und Drogerie-Sortiment angeboten. Der Gesamtumsatz liegt bei 130 Millionen Euro, deutschlandweit hat das Unternehmen 1800 Mitarbeiter. Deren Löhne
Was sagen Essener Kunden in der aktuellen Situation?
Überrascht und erstaunt sind viele Kunden, die am Freitagvormittag Kodi in Kupferdreh ansteuern. „Die machen doch alle zu“, zeigt sich ein 79-Jähriger fast resigniert, der immer wieder gern nach Angeboten bei Kodi schaut und vergleicht. „Manche Waren sind zwei Tage vorher noch 50 Cent teurer gewesen“. Er hat etwa Waschpulver oder seinen Wasserkocher hier gekauft, „für 19 Euro, in anderen Läden hätte ich 39 zahlen müssen“.
Draußen in den großen Körben gibt es Blumenerde, Grabkerzen, Küchenrollen, Vogelfutter, Scheibenfrostschutz und auf dem Plakat als „Highlight der Woche“ einen Staubsauger für 59,99 Euro, während Kunden gerade Wärmepflaster oder Handschuhe gekauft haben. Ein Paar geht vorbei, die Qualität entspreche einfach nicht ihren Erwartungen, sagen die beiden. Ohnehin gebe es zu viele Billig-Läden auf der Kupferdreher Straße („die machen sich doch alle gegenseitig Konkurrenz“), sie selbst bevorzugen da die Haushaltswarenabteilung von Karstadt im Rhein-Ruhr-Zentrum.
Nach Steele oder in die Innenstadt würde wiederum eine 74-Jährige fahren, wenn es Kodi in Kupferdreh nicht mehr geben würde. „Das wäre sehr bedauerlich und ich verstehe das auch nicht, das Geschäft ist wirklich gut besucht.“ So wie an diesem Vormittag. Sie hat gern Elektrogeräte hier gekauft, ihren Toaster oder Wasserkocher..
Kodi plane auch sie auf ihrem Weg beim Einkaufen fast immer mit ein, sagt auch eine 38-Jährige, die mit ihrer kleinen Tochter im Kinderwagen aus der Filiale kommt. Praktisch findet die Mutter, dass man hier einfach auf die Schnelle auch eine Kleinigkeit bekommt. Jetzt freut sie sich über Dekoration zu Weihnachten, kauft aber auch gern Kerzen bei Kodi und wird für Haushaltsdinge dann wohl nach Hattingen oder in die Essener Innenstadt fahren, falls Kodi in Kupferdreh tatsächlich einmal schließen sollte. „Das wäre sehr, sehr schade.“
>>> INFO: Diese Standorte gibt es in Essen
- Rüttenscheid: Rüttenscheider Str. 77
- Kupferdreh: Kupferdreher Straße 154
- Westviertel: Altendorfer Straße 220
- Frohnhausen: Frohnhauser Straße 242
- Steele: Bochumer Straße 13
- Kray: Krayer Straße
- Altenessen: Altenessener Straße 394-398
- Borbeck: Marktstraße 14
- Frintrop: Frintroper Straße 441-443
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