Essen. Ärger um eine symbolische Aktion in der Essener Siedlung Litterode: Mieter fühlen sich eingeschüchtert. Diese Forderungen kommen aus der Politik.
Die Ratsfraktion Die Linke hält die Reaktion des Allbau auf die symbolische Sanierung eines Hauses an der Litterode für überzogen und nicht sehr souverän. Die Siedlung in Leithe soll abgerissen werden und Neubauten weichen. Dagegen wehren sich die langjährigen Mieter, deren Väter und Großväter die Siedlung einst gerettet haben, indem sie die Bauten selbst sanierten. Wegen der nun durchgeführten Symbolaktion stellte der Allbau Kündigungen in Aussicht – dabei halten alle Mieter die Kündigung längst in Händen.
Die Situation in der Leither Siedlung spitzt sich offenbar zu, der Ton zumindest wird rauer. Der Allbau reagiert wiederholt mit Schreiben an die Mieter, die um den Erhalt ihrer Häuser und auch ihrer Gemeinschaft kämpfen – auch wenn einige schon ausgezogen sind und die Bagger bereitsdabei sind, leer stehende Bauten dem Erdboden gleich zu machen.
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Im aktuellen Schreiben forderte der Allbau nicht nur, geplante Aktionen zu unterlassen, die allein dazu dienten, das Unternehmen zu diskreditieren. Weiterhin sollten Umbauten wie Durchbrüche von den Mietern wieder rückgängig gemacht werden in den Häusern, die Neubauten weichen sollen. Nicht nur die Mieter lässt das kopfschüttelnd zurück, auch darauf reagiert die Politik: „Das Verlangen nach einem Rückbau von baulichen Veränderungen ist bei Häusern, die nach Planung des Allbau bisher ohnehin für den Abriss vorgesehen sind, nur schwer nachvollziehbar“, formuliert nun die Linke ihr Unverständnis.
„Es macht doch keinen Sinn, solche ‚Geschütze‘ aufzufahren und mit einer weiteren Kündigung zu drohen, obwohl sowieso schon eine ausgesprochen ist. Auch dem Allbau müsste klar sein, dass das Thema auch nach unserer Veranstaltung Anfang November weiter interessiert“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Linken im Rat, Heike Kretschmer, nach dem Treffen, an dem Bauexperten, Bewohner und Politiker beteiligt gewesen sind. Besser wäre es, wenn der Allbau gemeinsam mit den Anwohnerinnen und Anwohnern der Litterode an Lösungen arbeiten würde, die auch schon auf der Veranstaltung zur Sprache gekommen seien.
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So habe Planungsdezernent Martin Harter zugesagt, sich die Alternativplanung des Professor Tim Rieniets anzusehen. Der Experte von der Universität Hannover hat Alternativpläne erarbeitet, die mehr Wohnraum und weniger Abriss vorsehen. „In diesem Sinne haben wir für die Ratssitzung im Dezember einen Antrag gestellt, diese Alternativplanungen für die Siedlung auch im Vergleich zur bisherigen Planung im Planungsausschuss vorzustellen“, sagt Heike Kretschmer.
Außerdem soll der Allbau nach dem Antrag der linken Fraktion darstellen, wie der aktuelle Stand der Bauvergabe zum jetzigen Zeitpunkt ist und welche Möglichkeiten bestehen, eine Änderung der Baupläne und der Auftragsvergabe unter Einbeziehung der Alternativplanung vorzunehmen und mit welchen Kosten das verbunden ist.
Wolfgang Freye, für die Linke im Planungsausschuss, erklärt: „Natürlich entstehen durch eine Planänderung und eine damit verbundene Bauverzögerung Kosten. Durch eine juristische Auseinandersetzung entstehen aber auch Kosten, da diese ganz bestimmt mit einer erheblichen Bauverzögerung verbunden sein wird.“ Der Allbau sollte versuchen, das durch eine Verständigung mit den Mietern und Mieterinnen zu vermeiden, fordert er. Deshalb sollten bis zur Klärung der Fragen auch keine der laut Alternativplanung erhaltungswürdigen Häuser abgerissen werden.
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