Nach einer Pilzvergiftung warteten drei Kinder und ein Vater an der Uniklinik Essen auf eine Spenderleber. So werden Spenderorgane vergeben.
Wer bekommt wann ein lebenswichtiges Spenderorgan, was geschieht in einem akuten Notfall? Der Fall von drei Kindern, die nach einer Pilzvergiftung mit einem lebensbedrohlichen Leberversagen in die Uniklinik Essen eingeliefert worden sind, wirft grundsätzliche Fragen auf, die viele Menschen bewegen. Für die Betroffenen geht es oft um Leben oder Tod. Prof. Dr. Ulf Neumann, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie erklärt, wie Spenderorgane vergeben werden.
An der Uniklinik Essen werden mitunter drei Lebern an einem Tag transplantiert, trotzdem müssen viele Betroffene lange auf ein Organ warten: Wie ist geregelt, wer eins der begehrten Spenderorgane erhält?
Prof. Dr. Ulf Neumann: Die Organvergabe ist in Deutschland zentral geregelt und erfolgt ausschließlich nach Dringlichkeit. Das bedeutet, dass Menschen mit einem akuten Leberversagen in der höchsten Dringlichkeitsstufe eingestuft werden. Allerdings geht es dann wieder der Reihenfolge nach, wie viele Patienten in der Eurotransplant Region auch mit dieser Dringlichkeitsstufe gemeldet sind.
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Da es zu wenig Spenderorgane gibt, sterben leider etwa 30 Prozent der Patienten auf der Warteliste. Ist ein akutes Leberversagen also ein Todesurteil? Und: Wie behandelt man diese Patienten in der Wartezeit, wie viele Tage bleiben ihnen?
Patienten mit einem akuten Leberversagen bekommen auf der Warteliste einen bevorzugten Status, den sogenannten HU-Status. [HU = High Urgency, zu Deutsch: hohe Dringlichkeit]. Ein akutes Leberversagen verläuft in vielen Fällen tödlich. Allerdings gibt es unterschiedliche Verläufe bei den verschiedenen, zugrunde liegenden Ursachen für die Erkrankung. Die Therapie kann hier sehr unterschiedlich sein. Im Falle der Knollenblätterpilzvergiftung, wie in dieser Familie, hat eine Plasmapherese stattgefunden, also ein Versuch, die Toxine [Giftstoffe] der Pilze zu entfernen. Einzelne Patienten können sich erholen, wobei das schwierig zu prognostizieren ist. Den Patienten bleiben 24 Stunden bis wenige Tage für eine rechtzeitige Transplantation.
Leberversagen ist in jedem Lebensalter gefährlich
Sind Kinder bei einem akuten Leberversagen in größerer Lebensgefahr als Erwachsene?
Das akute Leberversagen ist in jedem Lebensalter gleichermaßen gefährlich. Der Vorteil, den jüngere Menschen haben, ist die größere Regenerationskapazität der Leber. Darum geht das Alter bei verschiedenen Indikationen als Score für eine schlechtere Prognose beim akuten Leberversagen mit ein.
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Kommen alle Spenderorgane auch für Kinder infrage?
Das Problem bei Kindern ist häufig die Organgröße. Einen Teil der Lebern kann man dann teilen, um eine Lebertransplantation zu ermöglichen. Allerdings geht dies nur bei einem relativ kleinen Teil der Organspender, da dies zum Beispiel nur bei jüngeren Spendern möglich ist.
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Die Uniklinik Essen arbeitet auch mit Leberlebendspenden: Könnten Eltern in einem Notfall einen Teil ihrer Leber für ihr Kind spenden?
Im Prinzip ist die Lebendspende auch beim akuten Leberversagen eine exzellente Therapieoption und wird bei uns durchgeführt. Häufig ist dies die letzte Option, gerade bei kleineren Kindern.
Kinder können mit Spenderleber ein normales Leben führen
Erholen sich die Kinder in der Regel gut von einer Transplantation?
Die langfristigen Ergebnisse der Lebertransplantation bei Kindern sind exzellent. Der Großteil der Kinder kann im längeren Verlauf ein normales Leben führen und gedeihen, wenn sie noch sehr klein sind. Auch die Dosierungen an Immunsuppression, die alle Menschen nach Organtransplantationen nehmen müssen, sind gerade in der Lebertransplantation relativ gering.
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