Essen. Nachdem drei Kinder mit Pilzvergiftung in die Uniklinik Essen eingeliefert wurden, warnt ein Pilzexperte: Hobbysammler seien oft zu leichtsinnig.

Betroffen reagiert der Essener Pilz-Experte Bernhard Demel auf die aktuelle Nachricht aus der Uniklinik: Dort wurden in der Nacht zum Dienstag (15.10.) drei Kinder mit Leberversagen nach einer schweren Pilzvergiftung eingeliefert. Alle drei schwebten in Lebensgefahr und benötigen eine Lebertransplantation. „Leider gehen zu viele Menschen unbedarft zum Pilzesammeln in den Wald, weil sie meinen, sich ganz gut auszukennen und denken: ,Es wird schon gut gehen.‘“ Oft gehe es nicht gut.

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Essener Experte warnt: Knollenblätterpilz wird oft mit dem Champignon verwechselt

Demel ist Pilz-Sachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie und organisiert für den Naturschutzbund (Nabu) regelmäßig Pilz-Wanderungen. Er weiß um die Faszination des Pilzesammelns und rät doch davon ab, wenn man sich nicht sehr gut auskenne. „Es ist ein großes Problem, dass viele sich und ihre Kenntnisse überschätzen.“ Dabei sei es nicht immer leicht, Speisepilze von ihren giftigen Doppelgängern zu unterscheiden.

Das gelte zum Beispiel für den Knollenblätterpilz, der nun den drei Kindern zum Verhängnis wurde. „Er wird immer wieder mit dem Champignon verwechselt.“ Dabei seien Knollenblätterpilze auf der Unterseite immer weiß, Champignons hätten dagegen eine rosa, bräunlich oder schwärzlich gefärbte Unterseite. Für den Kenner seien das verlässliche Merkmale, Laien sollten sicherheitshalber die Finger von sämtlichen Pilzen mit Lamellen lassen, rät Demel. Denn bei manchen von ihnen könne der Genuss tödlich enden.

Gift des Pilzes greift die Leber an und bringt Betroffene in Lebensgefahr

Der Grüne Knollenblätterpilz ist hochgiftig – und kann mit einem Champignon verwechselt werden.
Der Grüne Knollenblätterpilz ist hochgiftig – und kann mit einem Champignon verwechselt werden. © Föst, Bastian

„Ein Knollenblätterpilz kann eine ganze Familie töten“, warnt der Pilz-Experte. Anders als mancher Giftpilz falle er auch nicht durch einen unangenehmen Geschmack auf, und das Gift wirke in zwei Stufen: „Erst treten Magen-und-Darm-Beschwerden auf, die aber wieder abklingen. Nur geht das Gift dann auf die Leber und schädigt diese in kurzer Zeit so, dass Lebensgefahr besteht.“ Genauso ging es nun den drei Kindern, die aus zwei verschiedenen Familien stammen, aber alle in derselben Nacht in die Essener Uniklinik eingeliefert worden sind. Hier sollen sie eine lebensrettende Leber-Transplantation bekommen, die in ihren Heimatorten nicht möglich gewesen wäre.

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Bernhard Demel bangt mit den Familien, dass den Kindern geholfen werden kann. Allen Hobby-Pilze-Sammlern empfiehlt er eindringlich, „nur die Pilze zu sammeln, die sie wirklich kennen“. Und: Sollten nach dem Genuss eines Pilzgerichts Magen-und-Darm-Probleme auftreten, sollten sie nicht abwarten, „sondern sofort zum Arzt oder gleich in die Notaufnahme fahren“. Es gebe ein Gegenmittel, das rasch gegeben werden sollte. Auch der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II am Uniklinikum Essen, Prof. Dr. Lars Pape, mahnt: Bei Anzeichen einer Pilzvergiftung sollten sich Betroffene sofort ins Krankenhaus begeben. Schnelle Hilfe sei wichtig, bevor ein Leberversagen eintrete, das bei Knollenblätterpilzen leider typisch sei: „Wir sehen das alle paar Jahre wieder.“

Wer sich mit Pilzen nur wenig auskenne, solle auf alle Exemplare mit Lamellen verzichten und nur Röhrlinge sammeln. Dazu gehörten zum Beispiel Steinpilze, Maronen-Röhrlinge und Birkenpilze. Auch bei den Röhrlingen könne man an die „Falschen“ geraten: „Manche schmecken muffig oder bitter.“ Andere verursachten Übelkeit, was ebenfalls unangenehm sein könne. Aber: „Es gibt bei den Röhrlingen keine tödlichen Giftpilze.“

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