Essen. Fünf Jahre lang lag das 60-Millionen-Euro-Projekt im Krupp-Gürtel am Rande der Bottroper Straße in Essen auf Eis. Jetzt wird es wieder aufgetaut.

„Vintersaga“ haben sie ihren aktuellen Adventskalender genannt, und wie eine Wintersaga nimmt sich tatsächlich aus, was Ikea am Montag (4. November) der staunenden Öffentlichkeit kund gab: Nicht weniger als sechs Jahre nach seinem überraschenden Rückzieher holt der schwedische Möbelkonzern die ehrgeizigen Neubaupläne für ein gigantisches Einrichtungshaus im Essener Krupp-Gürtel wieder aus der Schublade.

Die klassischen Häuser auf der „grünen Wiese“ – davon wollte Ikea 2018 ausdrücklich weg

Entstehen soll „ein moderner Besuchermagnet für alles rund um das Thema Wohnen“, beteuert Walter Kadnar, Geschäftsführer von Ikea Deutschland. Ein Haus, das „zum Verweilen einlädt und bei dem Nachhaltigkeit – vom Bau, über die Erreichbarkeit bis hin zu den ausgestellten Einrichtungslösungen – ganz selbstverständlich mitgedacht wird“. So wolle man den Menschen in und um Essen in Zukunft ein noch besseres Ikea-Erlebnis ermöglichen.

Walter Kadnar, Deutschland-Chef von Ikea, hier vor einigen Tagen in München bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen Ikea Deutschland.
Walter Kadnar, Deutschland-Chef von Ikea, hier vor einigen Tagen in München bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen Ikea Deutschland. © Getty Images | Johannes Simon

Das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was man im April des Jahres 2018 als Argumentation ins Feld führte, als vier Jahre aufwendiger Planung für einen Neubau des Möbelriesen quasi über Nacht in Frage gestellt wurden. Damals war auf einer gut neun Hektar (= 18 Fußballfelder) großen Freifläche an der Bottroper Straße ein klassisches Ikea-Haus geplant, ein 60-Millionen-Euro-Projekt mit doppelt so großer Verkaufsfläche wie am jetzigen Standort an der Altendorfer Straße.

Um das Gelände baureif zu machen, wurde es in einigen Bereichen teilweise meterhoch angeschüttet

Doch kaum hatte die Thelen-Gruppe das Gelände veräußert, rief der Möbelriese eine neue Expansions-Strategie aus, hin zu innerstädtischen Läden mit bester Anbindung an Bus und Bahn. „Da macht der alte Standard von der grünen Wiese wenig Sinn“, hieß es damals. Thelen durfte das Areal zwar noch für rund drei Millionen Euro baureif machen, um hier ein gleichmäßiges Gelände-Niveau hinzubekommen. Die Flächen am Berthold-Beitz-Boulevard wurden zu diesem Zweck an einigen Stellen um bis zu fünf Meter angeschüttet. Danach aber legte sich der Staub auf die Brache am Nordwest-Rand des Krupp-Gürtels.

Auf dem Gelände links im Bild, direkt an der Bottroper Straße, sollte der Ikea-Neubau entstehen. Jetzt kann man offenbar wieder sagen: soll.
Auf dem Gelände links im Bild, direkt an der Bottroper Straße, sollte der Ikea-Neubau entstehen. Jetzt kann man offenbar wieder sagen: soll. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Vielleicht nur eine Zeit der Besinnung, denn offiziell und für alle Zeiten verabschiedet hatte sich Ikea von seinen Neubauplänen nie. Und so legt Deutschland-Chef Kadnar nun Wert auf die Feststellung, dass die Ikea-Einrichtungshäuser „ein entscheidender Baustein unseres Omnichannel (also kanalübergreifenden) Angebots bleiben“ – neben den Online-Aktivitäten und den innerstädtischen Formaten.

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In Essen allerdings soll das Haus an der Altendorfer Straße perspektivisch vom Neubau an der Bottroper Straße „abgelöst werden“, heißt es. Man stehe dazu in regelmäßigem Dialog mit mehreren städtischen Ämtern, in denen auch die Nachnutzung des bisherigen Standorts ein Thema ist. Ein Aspekt, der vor allem Oberbürgermeister Thomas Kufen, wichtig zu sein scheint. Zwar hat das Essener Haus, gemessen an einer Vielzahl der 54 bundesdeutschen ikea-Standorte, eher „Smaland“-Charakter. Doch auch 13.000 Quadratmeter Verkaufsfläche wollen, zumal am Westrand der Innenstadt, sinnvoll gefüllt werden.

Bis zum Umzug soll das Ikea-Haus an der Altendorfer „uneingeschränkt geöffnet“ bleiben

Bis der Umzug ansteht, bleibt das bestehende Einrichtungshaus an der Altendorfer „uneingeschränkt geöffnet“, signalisiert Ikea. Die Planungen, sie dürften schließlich „noch einige Zeit in Anspruch nehmen“. Klingt nach dem Verkauf mehrerer Adventskalender noch an der alten Adresse.

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