Essen. . Pfifferlinge, Austern-Seitlinge, Frauentäublinge: In Essens Wäldern wachsen jetzt leckere Speisepilze. Achtung: Es gibt oft giftige Doppelgänger.
- Auch bei uns wächst der Knollenblätterpilz - schon geringe Mengen können zum Tod führen
- PIlze sammeln und verzehren sollte man nur, wenn man sich wirklich gut auskennt
- Die Wälder haben derzeit viel mehr zu bieten als den klassischen Pfifferling
Jetzt sprießen sie wieder überall in Wäldern, Parks und Gärten: Pilze haben Hochsaison. Manche sind hochgiftig, andere gelten als kulinarische Delikatesse, ihre Hauptzeit dauert etwa bis Anfang November. „Pilze brauchen viel Feuchtigkeit und lieben Temperaturen zwischen fünf und 15 Grad“, sagt der Essener Experte Bernhard Demel vom Naturschutzbund (NABU) beim Streifzug durch den Landsberger Busch nahe Kettwig.
Der 46jährige Diplom-Ökologe sammelt und bestimmt Pilze seit seiner Kindheit und leitet regelmäßig Fachexkursionen. Schon nach wenigen Schritten im idyllischen Wald entdeckt er eine kleine Gruppe beige-brauner Gewächse, die an winzige Dachziegel erinnern, auf einem moosbewachsenen, morschen Baumstamm. Sie sind ein perfektes Recycling-Unternehmen der Natur. „Der Striegelige Schichtpilz baut totes Holz oder auch verendete Tiere ab und zersetzt alles. Die Biomasse geht in den Boden zurück und wird zu Erde“, sagt Demel.
Ein wahrer Killerpilz hat einen Baum umgebracht
Nur wenige Meter entfernt ragt der fünf Meter hohe Stumpf einer etwa 200 Jahre alten Buche in den Himmel. Sie ist einem wahren Killerpilz zum Opfer gefallen. Demel: „Riesenporlinge haben diesen Baum umgebracht.“ Wenn Wurzel oder Stamm verwundet sind, frisst sich der Pilz, dessen Fruchtkörper aus zungenförmigen Hüten zusammengesetzt ist, in den Baum und zerstört ihn von innen.
Die meisten Sammler interessieren sich allerdings mehr für Speisepilze, die man in allen möglichen Variationen zu köstlichen Gerichten verarbeiten kann. So wie die beliebten Pfifferlinge, die mit etwas Glück auch im hügeligen Landsberger Busch zu finden sind. Bernhard Demel: „Sie gehören zu den wenigen Dutzend wirklich schmackhafter Speisepilze und wachsen gerne an Kanten von Hängen und Böschungen oder an Wegrändern.“ Auf seiner Suche nach Pfifferlingen stechen dem Experten plötzlich helle, flache Waldbewohner ins Auge, die sich auf einem abgestorbenen Baum angesiedelt haben: Austern-Seitlinge, die auf Märkten angeboten werden. „Sie haben ein besonders intensives Aroma und schmecken sehr gut in Kombination mit Kräutersoßen.“ Demels absolute Favoriten sind die violettgrünen Frauentäublinge, die im Bodenbereich der Essener Wälder wachsen. „Ausgezeichnete Speisepilze mit dem Aroma von frischen Walnüssen.“ Sie leben übrigens in einer Symbiose mit mehreren Baumarten — Pilz und Baum versorgen sich unter der Erde gegenseitig mit Nährstoffen.
Man muss sich perfekt auskennen
Wer Pilze selber sammelt, sollte sich allerdings perfekt auskennen. Denn es gibt hochgiftige Exemplare, etwa den Orangefuchsigen Hautkopf, der leicht mit Pfifferlingen zu verwechseln ist. Bernhard Demel deutet am Weg auf einen olivgrünen Klassiker, der sich durch das Laub gewühlt hat: „Das ist der hochgiftige Knollenblätterpilz. Der Verzehr kann tödlich enden.“ Schon geringe Mengen führen zu einem kompletten Leberversagen. Also: Vorsicht!
>>> EINLADUNG ZUM SPAZIERGANG
Alle, die sich näher über Pilze informieren möchten, lädt Bernhard Demel am 7. Oktober (14 bis 17 Uhr) zum Spaziergang ein. Motto: „Bedeutung, Ökologie und Vielfalt der Pilze. Nur gucken — nicht sammeln.“ Treffpunkt ist am Parkplatz von Schloss Landsberg an der August-Thyssen-Straße. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.