Essen. Das Kriminalstück mit Miss Marple eröffnet die kommende Saison der Studio-Bühne Essen. Warum das Publikum bei der Mördersuche gefragt ist.

Sie wirkt so harmlos. Doch keine ist schlauer als sie, keine risikofreudiger, keine rigoroser: Die Rede ist von Miss Marple, die wohl weltweit beliebteste Detektivin. Mit mittlerweile 94 Jahren muss sie einen kniffligen Fall von Agatha Christie lösen. Die Studio-Bühne präsentiert stolz: „Ein Mord wird angekündigt“ und Miss Marples Debüt an der Korumhöhe. Doch das ist nur eine von vier Premieren in der neuen Spielzeit des ambitionierten Theaters.

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Michael Steinhorst und Sina Hentschel vom Vorstand der Studio-Bühne können nicht klagen. Sie blicken zufrieden auf die vergangene Saison und zuversichtlich auf die neue. „Alle Stücke laufen super. Wir haben knapp 80 Prozent Saalauslastung erreicht – mit Stammpublikum, Zuschauern, die wegen der Stücke kommen, Neubürgern der Stadt und denjenigen, die über die Kinderstücke zu uns finden. Da gibt es nicht viele Angebote in der Stadt“, erzählt Michael Steinhorst.

Die Vorstandsvorsitzenden der Studio-Bühne Essen, Michael Steinhorst und Sina Hentschel (v.l.), sind mit der Auslastung des Krayer Theaters zufrieden.
Die Vorstandsvorsitzenden der Studio-Bühne Essen, Michael Steinhorst und Sina Hentschel (v.l.), sind mit der Auslastung des Krayer Theaters zufrieden. © Picasa

Seniorenvorstellungen sind in der Studio-Bühne Essen beliebt

Zu der wichtigen Säule Kindertheater kommen seit Januar Seniorenvorstellungen hinzu. „Das hat toll eingeschlagen. Einmal im Quartal öffnen wir unser Wohnzimmercafé eine Stunde vor der 16-Uhr-Vorstellung. Im Eintrittspreis sind eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen enthalten“, so Steinhorst, der bereits daran denkt, das Angebot auszuweiten. Mit Sicherheit wird auch „Ein Mord wird angekündigt“ im Programm sein und wohl genau den Nerv der Zuschauenden treffen.

Der Stoff, der auf Agatha Christies 1950 erschienenem Roman basiert, gehört zu den wenigen Bühnenversionen mit Miss Marple als zentraler Figur. Zuletzt hatte die Studio-Bühne 2017 „Tod auf dem Nil“, inszeniert von der unvergesslichen Kerstin Plewa-Brodam, mit dem vornehmen Schnüffler Hercule Poirot herausgebracht. „Wir brauchten nach ,Geschlossene Gesellschaft‘ wieder etwas Leichtes, das viele Akteure einbindet“, erklärt Sina Hentschel von der Studio-Bühne. Immerhin neun Darstellerinnen und Darsteller sorgen für Spannung und Humor. „Unsere Regisseurinnen Ann-Kathrin Hundt und Sandra Mader hatten den Krimi schon länger auf dem Zettel.“

Wird bei Seniorenvorstellungen gezeigt: „Momo“ mit Aless Wiesemann und Julian Stiene als Gigi, der Fremdenführer.
Wird bei Seniorenvorstellungen gezeigt: „Momo“ mit Aless Wiesemann und Julian Stiene als Gigi, der Fremdenführer. © Frank Vinken | dwb

Inspektor kommt auch in Essen ohne Miss Marple nicht aus

Was diesen Krimi spannend macht, ist die Ausgangslage: Ein Mord wird im Lokalblättchen annonciert, Interessierte versammeln sich im Haus Little Paddocks. Erstaunlicherweise trifft es nicht Letitia Blacklock, die Dame des Hauses, der offenbar der Anschlag galt. Inspektor Craddock beginnt zu ermitteln, kommt jedoch ohne die Hilfe der scharfsinnigen Miss Marple nicht aus. Denn alle Verdächtigen haben ein dunkles Geheimnis.

Michael Steinhorst spielt den Inspektor und hat viel Spaß bei den Proben. „Ich bin nicht der große Agatha-Christie-Leser, aber ich kenne alle Filme mit Miss Marple. Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihr. Vielleicht auch auf der Bühne“, meint der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Studio-Bühne. Die ist wie die Kostüme angelehnt an die Filme aus den 1960er Jahren in Schwarz-Weiß mit wenigen Farbtupfern ausgestattet.

Mehr zum Thema

Gehört zu den Wiederaufnahmen in der Studio-Bühne Essen: Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ mit (v.l.) Lea Krämer (Wesen), Sandra Busch (Inès), Sina Hentschel (Estelle) und Richard Wilke (Garcin).
Gehört zu den Wiederaufnahmen in der Studio-Bühne Essen: Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ mit (v.l.) Lea Krämer (Wesen), Sandra Busch (Inès), Sina Hentschel (Estelle) und Richard Wilke (Garcin). © Frank Vinken

„Ein Mord wird angekündigt“ zählt zu dem Krimi-Genre „Whodunit“ (Wer hat es getan?). Eine Zuschauerbeteiligung drängt sich geradezu auf. Es darf auf der Suche nach dem Mörder also mitgeraten werden. Ein Manko hat diese Produktion aber: Zwar existiert seit 2019 ein von außen am Haus angebrachter Hublift für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer. Die drei Bühnenwände im Landhaus-Stil machen den Zugang in den Zuschauerraum für sie unmöglich. „Wir bedauern das sehr und suchen noch nach einer Lösung“, betont Steinhorst.

Alle weiteren Stücke der Spielzeit sind wie üblich barrierefrei. Ende November hat das facettenreiche Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen mit den 12- bis 20-jährigen Bühnenstürmern im Treppenhaus der Studio-Bühne Premiere. Im Februar folgt die Komödie „Männerhort“ von Kristof Magnusson, da es derzeit einen Männerüberschuss im Ensemble gibt. Es geht um Helmut, Eroll, Lars und Mario, die sich im Heizungskeller eines Einkaufszentrums vor ihren einkaufswütigen Frauen verstecken. Bei dem Kammerspiel, das im Mai herauskommen soll, ist der Titel noch ungewiss.

Einen besonderen Nervenkitzel erwartet auch die Darstellerinnen und Darsteller der Studio-Bühne in der kommenden Saison. Nachdem sie beim 1. Amateurfestival NRW im Parktheater Iserlohn für „Momo“ ausgezeichnet wurden, fahren sie nun zu den Göppinger Theatertagen mit „Lahme Ente, blindes Huhn“. Der Reiz einer Festivalteilnahme liegt für Sina Hentschel auf der Hand: „Wir können netzwerken, andere Produktionen sehen und unsere eigenen vor einem fremden Publikum spielen.“

Wiederaufnahmen in der Studio-Bühne

Nach der Premiere von „Ein Mord wird angekündigt“ am 31. August, 20 Uhr, stehen der Studio-Bühne mehrere Wiederaufnahmen ins Haus.

„Zwei wie Bonnie und Clyde“ ist ab 14. September, 20 Uhr, wieder im Programm, „Lahme Ente, blindes Huhn“ ist ab 21. September, 16 Uhr, zu sehen, „Geschlossene Gesellschaft“ ab 28. September, 20 Uhr, „Bunte Fische überall“ ab 12. Oktober, 16 Uhr.

Theater für Senioren steht das nächste Mal am 19. Oktober, 16 Uhr, auf dem Programm mit der preisgekrönten Inszenierung von „Momo“.

Karten unter 0201 55 15 05 (Anrufbeantworter) oder per Mail an info@studio-buehne-essen.de 

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]