Essen. Neue Produktionen stehen in der Krayer Bühne an. Stephan Rumphorst inszeniert „Bunte Fische überall“ und „Geschlossene Gesellschaft“.
Ein Spagat, den die Studio-Bühne immer wieder schafft: Sie zeigt ein Jugendstück neben einem heute selten gespielten Theaterklassiker. Beide sind auf ihre Weise aktuell und sprechen Schüler wie Erwachsene an. Stephan Rumphorst („Heute Abend: Lola Blau“) hat sie inszeniert. „Bunte Fische überall“ ist ein Monolog über das Erwachsenwerden in einer Regenbogenfamilie. In Sartres Drama „Geschlossene Gesellschaft“ geht es um Freiheit, Vertrauen und die Wahrheit, der man sich stellen muss.
Studio-Bühne Essen: Jüngstes Gericht tagt in selten gespieltem Sartre-Stück
In dem 1944 uraufgeführten Schauspiel des Schriftstellers und Philosophen Jean-Paul Sartre, das er vor dem Hintergrund seiner Kriegsgefangenschaft schrieb, werden drei Tote in einen Raum gesperrt, der für sie zur Hölle wird. „Sie spielen das Jüngste Gericht“, verweist Rumphorst auf seine Regie-Arbeit. In ihrem Leben haben sie Missbrauch, Betrug und Kindsmord begangen. „Sie alle haben Angst, herauszutreten und Verantwortung übernehmen zu müssen“, so der 52-Jährige, der sich an die Vorlage hält. Der zentrale Satz behält seine Gültigkeit: „Die Hölle, das sind die anderen.“
Rumphorst ist froh, den Text dank seiner Darsteller Sandra Busch, Sina Hentschel, Lea Krämer und Richard Wilke „ins Alltägliche holen zu können“. Bei seiner zweiten Inszenierung ist der Alltag schon gegeben. Die in Essen lebende Kathrin Schrocke siedelt ihre Jugendbücher stets in der Realität an. Stephan Rumphorst zeigt sie in „Bunte Fische überall“ als heitere Szenenfolge, die von Ann-Kathrin Hundt in der Studio-Bühne auf einer zu Tagebuchseiten verwandelten Treppe gespielt wird.
Studio-Bühne zeigt Teenie-Alltag zwischen Verliebtsein und Verantwortung
Barnie, eigentlich Bernadette, hat zwei schwule Väter. Sie kommt gut mit ihnen klar, aber die sind altmodisch und schenken ihr zum Geburtstag ein Tagebuch statt eines Smartphones. Und dann gibt es noch Sergej, den sie sehr mag und mit dem sie ein Babyprojekt stemmen soll. Ist er der Richtige, fragt sie sich. Der Monolog, den Eva Zitta und Katharina Abel für die Bühne bearbeitet haben, stellt Fragen nach Verliebtsein, Verantwortung, Normalität und was Familie eigentlich ist. „Ich mache oft Theater für Jugendliche. Da sehe ich Regenbogen-Familien, alleinerziehende Eltern und Großeltern und Freunde, die Teil der Familie sind. Gesprochen wird darüber aber nicht“, meint Rumphorst.
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Das Stück, das sich an Schüler ab 12 Jahre richtet, soll das ändern. Nach den Aufführungen werden Gespräche mit der Aids-Hilfe über Lebensmodelle angeboten. „Für ,Geschlossene Gesellschaft‘ braucht man schon mehr Hintergrund. Es ist ab 16 Jahren geeignet“, erklärt der Regisseur und ist erstaunt über die Reaktionen vor der Premiere. „Da gibt es schon eine Menge Anmeldungen für den Philosphie- und Religionsunterricht.“
Die Premiere von „Bunte Fische überall“ findet am 24. Februar, für „Geschlossene Gesellschaft“ am 9. März statt. Termine und Karten unter 0201 55 15 05 und auf www.studio-bühne-essen.de
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