Essen-Kettwig. Ab August soll das abgerissene Seniorenzentrum Georg-Schriever-Haus in Essen-Kettwig neu gebaut werden. Das sind die Pläne der Adolphi-Stiftung.

Die Berge an Schutt sind beachtlich: Seit Februar diesen Jahres wird der große Altenheimkomplex Georg-Schriever-Haus an der Schulstraße abgerissen. Und viele Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil fragen sich: Was passiert jetzt?

Schon ab August, so der Plan der Adolphi-Stiftung, soll an dieser Stelle mit dem Bau eines neuen Altenpflegeheims in der Kettwiger Ortsmitte begonnen werden. Großzügiger, den modernen Anforderungen in der Altenpflege Rechnung tragend, wirtschaftlicher und nachhaltiger soll der Neubau werden. Und eine Entlastung für die Anwohner in der Umgebung in puncto Parkplatznot könnte es ebenfalls geben.

Ältester Teil des Seniorenzentrums stammte von 1953

Die Notwendigkeit, einen Neubau zu errichten, wurde schon vor acht Jahren erkannt. Denn das Georg-Schriever-Haus, der älteste Teil des Evangelischen Seniorenzentrums Kettwig (ESZK), war bereits deutlich in die Jahre gekommen. Gebaut wurde es 1953, Modernisierungen und ein Anbau erfolgten in den 1980er und 1990er Jahren. Doch für die Behebung des weiter großen Investitionsstaus fehlte den beiden Gesellschaftern, der Evangelischen Kirchengemeinde Kettwig und der Stadt Essen, das nötige Geld.

Es wurde lange nach einem neuen Träger gesucht. 2020 übernahm schließlich die Adolphi-Stiftung (bekannt als traditionsreiche evangelische Hilfsorganisation) das ESZK und somit auch den L-förmigen Komplex an der Schulstraße.

Großzügig und modern wird das in Z-Form gestaltete, neue Seniorenheim der Adolphi-Stiftung (v.l.): Geschäftsführer Dirk Gersie, Einrichtungsleiterin Christiane Pohl und Angelika Görlich, Leiterin des Gebäudemanagements.
Großzügig und modern wird das in Z-Form gestaltete, neue Seniorenheim der Adolphi-Stiftung (v.l.): Geschäftsführer Dirk Gersie, Einrichtungsleiterin Christiane Pohl und Angelika Görlich, Leiterin des Gebäudemanagements. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Der Abriss war eine Voraussetzung für die Übernahme“, erklärt Dirk Gersie, Vorstand und Geschäftsführer der Adolphi-Stiftung. Denn das Altgebäude auf den gültigen Standard (das Wohn- und Teilhabegesetz NRW schreibt u.a. einen Anteil von mindestens 80 Prozent an Einzelzimmern vor) zu bringen und ebenso notwendige Modernisierungen durchzuführen, habe sich wirtschaftlich nicht gelohnt.

An alter Stelle und wie gewohnt in direkter Nachbarschaft zum 2008 umgebauten Altenpflegeheim Johann-Grimhold-Haus, dessen Zugang an der Wilhelmstraße liegt, soll nun nach einem Jahr Verzögerung durch die Baukrise der Neubau erfolgen. Die großen Gewerke seien inzwischen vergeben, die Entsorgung des Altmaterials geregelt. Bei einem Baustart im August rechnet die Stiftung mit der Fertigstellung im ersten Quartal 2025.

Nicht mehr zu ertüchtigen war das Georg-Schriever-Haus aus den 50er Jahren an der Schulstraße. Im Februar 2022 begann der Abriss.
Nicht mehr zu ertüchtigen war das Georg-Schriever-Haus aus den 50er Jahren an der Schulstraße. Im Februar 2022 begann der Abriss. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Bis dahin sind die Bewohnerinnen und Bewohner samt Pflegepersonal einige Kilometer entfernt in Huttrop, dem Haus Abendfrieden an der Töpferstraße, untergebracht. Dies befindet sich ebenfalls in Trägerschaft der Adolphi-Stiftung.

Im Neubau wird es Tagespflege-Plätze geben

Neben den 78 stationären Heimplätzen, die in Kettwig entstehen, werde es im neuen Georg-Schriever-Haus eine Möglichkeit geben, Menschen in Tagespflege zu betreuen. „18 Plätze sind vorgesehen“, berichtet Gersie. Sie seien im Erdgeschoss, in einem gesondert zugänglichen Teil, untergebracht, ergänzt die Leiterin des Adolphi-Gebäudemanagements, Angelika Görlich.

Einen Café-Bereich, ähnlich dem im Johann-Grimhold-Haus, werde es geben, sowie zwei miteinander verbundene Veranstaltungsräume, die zu einem größeren Saal umgewandelt werden können. Eine Terrasse und eine Gartenanlage sollen den Seniorinnen und Senioren draußen ebenso eine Aufenthaltsqualität bieten. Dort seien auch Festivitäten möglich, so Görlich.

Das Johann-Grimhold-Haus an der Wilhelmstraße wird die Versorgung (Heizung, Wäscherei, Essen) des Ersatzneubaus übernehmen.
Das Johann-Grimhold-Haus an der Wilhelmstraße wird die Versorgung (Heizung, Wäscherei, Essen) des Ersatzneubaus übernehmen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Balkone haben die im Schnitt 22,5 Quadratmeter großen Zimmer nicht, dafür ein großzügiges Bad von 5,5 Quadratmetern. Die Standardausstattung besteht aus Niederflurbett, Nachtschränkchen, Kleiderschrank, Kommode, Tisch und zwei Stühlen. Angelika Görlich: „Die Bewohner dürfen das Mobiliar durch eigene Stücke ergänzen.“

Essen, Wäsche und Heizung aus dem Johann-Grimold-Haus

Die Essensversorgung werde über die Küche im Johann-Grimold-Haus erfolgen, so Dirk Gersie. Dazu werde ein überdachter Übergang (zugänglich nur fürs Personal) zwischen den beiden eigentlich autonom arbeitenden Senioreneinrichtungen geschaffen. „Auch was die Wäscherei betrifft, haben wir uns für einen Standort entschieden.“

Das kostet der Ersatzneubau

Die Adolphi-Stiftung kalkuliert die Erstellung des Ersatzneubaus Georg-Schriever-Haus in Essen-Kettwig mit 15 Millionen Euro (ohne Tiefgarage). Circa zwei Millionen werden davon aus Eigenmitteln investiert.Unangetastet bleibt die Kapelle auf dem Gelände des Evangelischen Seniorenzentrums, teilt Geschäftsführer Dirk Gersie mit. Das Gebäude ist extra mit einem Bauzaun geschützt.In Essen betreibt der Träger diese Senioren- und Pflegeheime: Adolphinum, Paulus-Quartier, Paul-Hannig-Heim, Seniorenheim Josefshöhe, Ev. Seniorenzentrum Frohnhausen, Georg-Schriever-Haus und Johann-Grimhold-Haus. Eine Tagespflege wird im Gervinus-Quartier angeboten.Weitere Informationen über die Stiftung gibt es auf www.adolphi-stiftung.de.

Durch die Aufgabe des Lehrschwimmbeckens in der Einrichtung an der Wilhelmstraße habe man dort eine große Wäscherei errichten können. Im Sinne von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit werde diese dann die Versorgung des Georg-Schriever-Hauses mit übernehmen. Ebenfalls eingespart werde die Heizung im Neubau, denn die des Nachbarheims reiche aus. Alternative Energien wie Photovoltaik und Geothermie sollen in dem dreistöckigen Komplex vorbereitet werden, sagt Gersie.

Neubau hat eine Tiefgarage mit 26 Stellplätzen

Der Neubau bekommt eine Tiefgarage, und zwar mit 26 Plätzen, das sind zwölf mehr als vorgeschrieben. Gersie: „Wir werden diese der Öffentlichkeit zur Miete anbieten. Ich kann mir gut vorstellen, dass Anwohner im Ortskern Interesse daran haben.“ Drei Stellplätze für E-Autos werde es geben und zehn Fahrradstellplätze (davon zwei mit Stromanschluss) seien ebenfalls von der Adolphi-Stiftung geplant.

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