Essen-Kettwig. .
Das Wohn- und Teilhabegesetz NRW gibt den Standard vor - und es betrifft alle Betreuungseinrichtungen: Der Anteil der Einzelzimmer in jeder bestehenden Einrichtung muss mindestens 80 Prozent betragen. Und bis spätestens zum 31. Juli 2018 muss diese Anforderung erfüllt sein.
Wer zum Beispiel den Neubau eines Alten- oder Pflegeheims plant, muss sogar zu 100 Prozent Einzelzimmer vorhalten.
Für viele Einrichtungen ein Problem. Die finanziellen Mittel fehlen, oder schlicht ist der nötige Platz nicht vorhanden.
Auch im Evangelischen Seniorenzentrum Kettwig beschäftigt man sich schon seit langem mit diesem Thema. Der bauliche Zustand des L-förmigen Teils des Georg-Schriever-Hauses an der Schulstraße ist nicht gut. Er wurde 1953 gebaut und müsste saniert oder abgerissen werden. „Beim hinteren Teil, beim Anbau, hat man weitsichtig geplant. Er stammt aus den Jahren 1986/1987. Den kann man stehen lassen“, sagt Frank Wieczorek, Geschäftsführer des Seniorenzentrums, zu dem neben dem Georg-Schriever-Haus das 2008 umgebaute Johann-Grimhold-Haus, die 2011 fertiggestellte Auguste Scheidt Wohnanlage und die Senioren Wohnanlage an der Schulstraße gehört.
Doch bei den Sanierungsplänen gibt es ein Problem. „Wir brauchen Ausweichquartiere für unsere Bewohner. Und die berühren das Thema Kringsgat“, sagt Frank Wieczorek. Dort stehen drei verfallene Fachwerkhäuser seit langem leer. Sie sind im Besitz des Seniorenzentrums Kettwig und könnten eigentlich einer neuen Bebauung Platz machen. Verschiedene Pläne gibt es, aber auch gleich mehrere Schwierigkeiten, denn „von Haus Nummer 8 stehen die Fassade und die beiden Seitenansichten auf der Denkmalliste der Stadt Essen, und von der Nummer 10 das Vorderhaus. Alle Überlegungen, die Häuser zu sanieren, um dort altersgerechte Wohnungen anzubieten, sind an den baulichen Gegebenheiten gescheitert“, sagt Franz Wieczorek. Haus Nummer 4 ist kein eingetragenes Denkmal, aber es steht im historischen Ortskern und fällt somit unter die Denkmalbereichssatzung. 2003 hatten Experten festgestellt, dass es die Substanz nicht mehr hergibt, das Haus als Baudenkmal zu schützen.
Wenn eine gute Fee käme und ihm einen Wunsch erfüllen würde, hätte Frank Wieczorek sofort eine Idee: „Die maroden Fachwerkhäuser abreißen und etwas Neues bauen lassen. Keine postmodernen Bauten, sondern etwas, das ins Stadtbild passt. Und dann auch größere, altengerechte Wohnungen anbieten. Ich bin sicher, dass es dafür einen Markt gibt. Die Menschen werden zunehmend älter, und dort wäre eine Anbindung an unsere Einrichtung gewährleistet, hier vereinsamt man nicht in Randbezirken, sondern ist mittendrin.“
Dort könnten dann auch die Bewohner des Georg-Schriever-Hauses bis zum Ende der notwendigen Sanierung untergebracht werden.
Die Zeit drängt, eine Lösung muss her. „Wir hatten überlegt, auf dem kleinen Parkplatz an der Ecke Wilhelmstraße/Kringsgat zu bauen, aber der ist im Besitz der Stadt, und sie gibt ihn nicht her“, sagt Frank Wieczorek.