Essen-Kettwig. „Im bisherigen Namen steckte Alt, Krank und Heim. Wir aber möchten, dass alle unsere Bewohner schön und glücklich leben.“ Heidemarie Szech, Aufsichtsratsvorsitzende des Evangelischen Seniorenzentrums Kettwig (ESZK), schloss den Kreis von den augenfälligen Veränderungen am Gebäude zu einem modernen Verständnis von Pflege und Obhut. Was als Altenkrankenheim bekannt wurde, heißt jetzt Johann-Grimhold-Haus.
Nach dreieinhalb Jahren Modernisierung bietet sein Träger 92 Pflegeplätze, die neben Versorgung, Pflege und Komfort vor allem Begegnungsmöglichkeiten bieten. Zentrale Elemente des überarbeiteten Wohnkonzepts hinter der in gediegenem Weinrot gestrichenen Fassade sind Gemeinschaftsräume auf allen Ebenen. Ihre Küchenbereiche bieten Raum fürs Schwätzchen hinterm Herd, für das Gläschen am Esstisch.
Bürgermeister Franz-Josef Britz sagte in seiner Grußadresse anlässlich der Einweihung und Umbenennung: „Die Qualität eines Gemeinwesens lässt sich daran messen, wie es mit seinen alten Leuten umgeht.“ Das ESZK habe mit seinen Investitionen und Bemühungen einen tief greifenden Wandel umgesetzt. Daher sei Grimholds Namenspatenschaft sehr treffend. Der von Werdens Abt 1601 nach Kettwig beorderte Geistliche hatte die rebellisch-reformatorische Bevölkerung eigentlich in den Schoß des Katholizismus zurückführen sollen. Nachdem er sich mit dem neuen Bekenntnis vertraut gemacht hatte, tat der Pastor indes das Gegenteil und konvertierte mit seiner kompletten Gemeinde.
Katholik Britz verzichtete auf negative Kommentare. Die immer schon auf ihre Eigenständigkeit pochenden Kettwiger hätten keinen besseren Namen als den des Pfarrers in Zeiten des Umbruchs finden können, meinte der Essener CDU-Politiker.
Ziel des Umbauvorhabens im Altenkrankenheim war die Modernisierung der Bewohnerzimmer, um individuell gestalteten Lebensraum für Senioren zu schaffen. Der Einzelzimmeranteil liegt bei 90 Prozent. Jedes Zimmer verfügt nach dem Umbau über ein vollwertiges Badezimmer mit Dusche und WC.
Die Wohn- und Betreuungsform im Erdgeschoss eignet sich, um insgesamt 12 mobile Menschen mit Demenz in einer speziellen Wohngruppe mit geschütztem Außenbereich zu betreuen.
Die übrigen Bewohner mit dieser Erkrankung können – im Rahmen einer integrativen Wohnform in den anderen Wohnbereichen – ebenfalls bedürfnisgerecht versorgt und betreut werden.
Das Modernisierungsprogramm ist auch für die weiteren Bereiche des Kettwiger Seniorenzentrums abgeschlossen - auch sie bekommen neue Namen. Haus Abendfrieden erinnert dann an Kettwigs vorletzten Bürgermeister Georg Schriever, die Wohnanlage an der Wilhelmstraße an Auguste Scheidt, auf deren Initiative hin das so genannte „Mädchenheim“ für ledige Arbeiterinnen der Textilfabriken errichtet worden war.