Essen-Rellinghausen. Im Juli wird an der Essener Annenkapelle wieder gefeiert. Sie wird auch für Hochzeiten genutzt. Warum das ohne Ehrenamtliche nicht möglich wäre.

  • Das wohl älteste Brauchtumsfest in Essen findet immer Ende Juli statt.
  • Das Annenfest geht auf ein Ereignis im Jahr 1516 zurück.
  • Die Kapelle im Annental wird im Sommer gern für Hochzeiten genutzt.

Seit über 500 Jahren wird in Essen-Rellinghausen Ende Juli das Annenfest gefeiert. Damit erinnern die Rellinghauser an den Hostienraub, der sich der Legende nach 1516 ereignet hat. Das Fest erfordert umfangreiche Vorbereitungen, die zum großen Teil von den Mitgliedern des Vereins der Freunde und Förderer des Annenfestes übernommen werden. Sie kümmern sich das ganze Jahr über um das kleine Gotteshaus, das auch eine beliebte Hochzeitslocation ist.

Den Verein führt seit 2019 Markus Kronfeld, der die Nachfolge des 2021 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden Peter Beckmann antrat. „Er war quasi mein Ziehvater, hat mich über viele Jahre mit den Aufgaben vertraut gemacht“, erinnert sich Kronfeld an seinen Vorgänger im Amt. Mit ihm habe er nicht nur die Vorliebe für Eisenbahnen und ein Weizenbier nach Feierabend geteilt, sondern trotz des großen Altersunterschiedes eine besondere Freundschaft gepflegt.

Markus Kronfeld ist seit 2019 Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Annenfestes.
Markus Kronfeld ist seit 2019 Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Annenfestes. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Mitte Juli wird das Ehrenamt für Markus Kronfeld jedes Jahr zu einer zeitintensiven Angelegenheit. „Das Annenfest findet immer um den 26. Juli, dem Namenstag der heiligen Anna, statt, in diesem Jahr am Sonntag, 23. Juli“, erläutert der Finanzbuchhalter, für den die ehrenamtliche Tätigkeit ein willkommener Ausgleich zu seinem eher trockenen Job in einem Steuerbüro ist.

Nicht nur zum Annenfest ist viel zu tun. Die Annenkapelle, in die rund 60 Leute passen, ist laut Kronfeld in den Sommermonaten ein beliebter Hochzeitsort. Die Vereinsmitglieder – es gibt rund 60 Unterstützer und etwa 25 Aktive – kümmern sich deshalb nicht nur um die Kapelle, sondern pflegen auch das Umfeld.

Das Gebäude der Anfang des 18. Jahrhunderts errichteten Kapelle St. Anna liegt idyllisch im grünen Annental.
Das Gebäude der Anfang des 18. Jahrhunderts errichteten Kapelle St. Anna liegt idyllisch im grünen Annental. © FUNKE Foto Services | Ulrich von Born

„Das ist schon alles sehr aufwendig“, sagt Kronfeld, der sich nicht nur zu Vorbesichtigungsterminen mit den Brautpaaren trifft, sondern auch bei jeder Trauung dabei ist: „Ich habe ja die Schlüssel.“ Die Kapelle könne

eine Stunde vor der Trauung von Freunden oder Angehörigen des Paares geschmückt werden.

„Ein früherer Termin ist für uns als Ehrenamtliche zeitlich nicht zu leisten, da die Gesellschaft ja auch nach der Trauung meist noch draußen verweilt“, sagt Kronfeld, der von seiner Familie bei den Aufgaben unterstützt wird. Er verbringe viel Zeit auf dem Gelände und in der Kapelle. „Meine Frau sagt oft: Du riechst nach Kapelle“, erzählt der 53-Jährige und lacht. Und in der Tat, das Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert – die Ursprungskapelle existiert nicht mehr – hat einen besonderen Geruch, der vermutlich nicht nur auf einen größeren Wasserschaden vor einigen Jahren zurückzuführen ist.

In der Annenkapelle in Essen-Rellinghausen finden im Sommerhalbjahr Hochzeiten statt

In der idyllisch im Annental gelegenen Kapelle finden auch Silberhochzeiten, Maiandachten, Vater-Kind-Zeltlager im Spätsommer und das Martinsfest nach dem Laternenumzug statt. Markus Kronfeld engagiert sich aus Überzeugung für den Verein, appelliert aber an Besucherinnen und Besucher, sich entsprechend zu verhalten. „Natürlich kann man dort seinen Hund mal laufen lassen, aber es wäre schön, wenn man die Hinterlassenschaften des Vierbeiners entsprechend entsorgen würde“, erinnert er sich an unschöne Erlebnisse.

Die Prozession mit den Ehrengardisten zur Stiftspfarrkirche führte 1927 an der Zeche Langenbrahm vorbei.
Die Prozession mit den Ehrengardisten zur Stiftspfarrkirche führte 1927 an der Zeche Langenbrahm vorbei. © FUNKE Foto Services | Repro: Uwe Ernst

Zudem hätten die Entsorgungsbetriebe zeitweise die Zahl der Mülleimer auf dem Gelände reduziert, so dass er mit einem Provisorium dafür gesorgt habe, dass Besucher ihren Müll hätten loswerden können. Inzwischen sei der abgebaute Mülleimer wieder installiert und werde von der EBE regelmäßig geleert. Auch wenn er kurz vor einer Hochzeit illegal entsorgte Farbeimer und Co. in den Büschen finde, sei das ärgerlich und bedeute Stress.

„Wenn ich aber andererseits mit dem Aufsitzmäher den Rasen kürze, kann ich mich auch entspannen und atme den Geist der Kapelle“, erzählt Markus Kronfeld. Der dreifache Vater kommt eigentlich aus dem benachbarten Bergerhausen, war dort in der Gemeinde St. Raphael aktiv. Die Annenkapelle kannte er schon als Jugendlicher, nicht nur wegen des Festes. „Auf dem Gelände fanden damals regelmäßig Rockkonzerte statt“, erinnert er sich.

In der Annenkapelle finden rund 60 Personen Platz. Dort werden in den Sommermonaten gern Hochzeiten gefeiert.
In der Annenkapelle finden rund 60 Personen Platz. Dort werden in den Sommermonaten gern Hochzeiten gefeiert. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Durch seine Frau zog er später nach Rellinghausen, war in der Gemeinde St. Lambertus und in der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald aktiv, wurde Hauptkassierer bei den 1968 gegründeten Freunden und Förderern des Annenfestes.

„Vier Wochen vor dem Fest flaggen wir an der Zeche Ludwig, dem Stiftplatz und im Annental, um auf das Fest hinzuweisen“, so der Vorsitzende, der sich kurz vor dem Fest gemeinsam mit seinen Mitstreitern auch um Bänke, Stühle und Zelte kümmert. Dass das Fest mal komplett ausgefallen sei, daran kann sich Kronfeld nicht erinnern. „Das mag irgendwann so gewesen sein, aber selbst in den Corona-Sommern konnte man ja draußen mit entsprechendem Abstand und etwas anderem Ablauf etwas machen.“

Die Frühprozessionen fallen inzwischen mangels Interesse aus

Zum Annenfest sind nicht nur Katholiken und nicht nur Rellinghauser eingeladen. „Es kommen auch viele, die inzwischen woanders wohnen, aber die Tradition weiter pflegen wollen.“ Früher sei das Fest viel größer gewesen, es habe mehrere Frühprozessionen gegeben. „Darauf verzichten wir inzwischen, es sind irgendwann so wenig Teilnehmer gewesen, dass der Aufwand nicht mehr lohnte“, sagt Kronfeld, der sich noch erinnern kann, dass es zum Annenfest bis in die 1980er Jahre eine Kirmes auf dem Ardeyplatz gab, die aber ebenfalls mangels Interesse eingestellt wurde. „Es gibt zu viele Konkurrenzfeste. Und das Annenfest liegt wegen des festen Termins Ende Juli halt immer in den Sommerferien.“

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