Essen-Rellinghausen. Eine Tradition, die seit 499 Jahren gelebt wird und damit zu den ältesten in der Stadt gehört. Früher gehörte auch eine Kirmes dazu.
Weihrauchschwaden steigen in den blauen Himmel, ein Bläserensemble stimmt ein Lied an, und der Kirchenchor singt vielstimmig dazu: Es ist ein feierlicher Moment für die Gläubigen aus Rellinghausen, die sich rund um die Annenkapelle eingefunden haben, um am 26. Juli, dem Tag der heiligen Anna, das Annenfest mit einem Gottesdienst zu feiern. Eine Tradition, die seit 499 Jahren gelebt wird und damit zu den ältesten in der Stadt gehört.
Schon früh am Morgen sind die ersten Gläubigen schweigend in einer Prozession ins sonst so stille Tal gezogen und haben es aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Ein paar Stunden später wird die große Messe unter freiem Himmel gefeiert – mit wehenden Fahnen, der eucharistischen Ehrengarde, den Pfadfindern und knapp 200 Besuchern. Die kommen nicht nur aus der Gemeinde St. Lambertus, „hier treffen sich auch viele ehemalige Rellinghauser, die diese Tradition bereits in ihrer Kindheit erlebt haben“, sagt Bernd Pütter vom Gemeinderat.
Eine Kirmes gehörte früher dazu
Trotzdem erreicht die Besucherzahl längst nicht mehr die früherer Jahrzehnte, in der das Annenfest eine Anziehungskraft weit über die Stadtteilgrenze hinaus hatte. Damals war die Wiese rund um das 1707 erbaute Kirchlein schwarz vor Menschen, die das ganze Jahr auf diesen Höhepunkt hingefiebert haben.
„Ich weiß von vielen, die tatsächlich ihre Urlaubspläne nach dem Festtag gerichtet haben“, sagt Gemeindemitglied Andreas Bahr. Das lag sicherlich auch daran, dass die Feier früher mehr den Charakter eines Volksfestes hatte. „Eine Kirmes gehörte immer dazu, und die örtlichen Schützenvereine waren auch dabei“, so Pütter.
Ein bisschen von diesem Volksfest hat sich die Gemeinde bewahrt – so werden neben der Kapelle Kaffee und Kuchen gereicht und das Lied „Ros’ oh schöne Ros’“ zum Abschluss der Messe inbrünstig von der Gemeinde angestimmt. Das ähnelt mehr einer Schnulze denn einem Kirchenchoral. „Aber das wurde schon immer gesungen“, sagt Pütter. So auch im nächsten Jahr, wenn sich das Fest zum 500. Mal jährt. „Das werden wir wie früher groß feiern und hoffen auf entsprechende Resonanz.“ Ob allerdings eine Kirmes dabei sein wird, steht in den Sternen.
Annenkapelle in Rellinghausen