Essen. Kinos, Theater und Museen sind bald nur für Geimpfte und Genesene offen. Häuser sehen sich für 2G gewappnet. Manche fürchten trotzdem die Folgen.
Zutritt nur noch für Geimpfte und Genesene: In den Essener Theatern, aber auch in Kinos, Clubs, Museen und beim Karneval sollen ab der kommenden Woche verschärfte Zugangsregeln gelten. Die meisten Kulturanbieter sehen sich gut vorbereitet auf die neue Coronaschutzverordnung, die das Land in den nächsten Tagen auf den Weg bringen will. Die Kontrolle von Impf- und Testnachweisen der Besucher gehört dort schließlich schon seit Wochen zum Geschäft. Der Anteil der nichtgeimpften Gäste, so heißt es allerorten, bewege sich dabei im geringen, einstelligen Bereich. Viele Häuser, die nach monatelangen Lockdown gerade wieder das Platzangebot hochgefahren haben, fürchten angesichts der steigenden Infektionszahlen jedoch wieder einen deutlichen Rückgang bei den Publikumszahlen.
Furcht vor einem weiteren Rückgang der Publikumszahlen
„Egal welche Regelung getroffen wird, sie wird unsere Situation wohl nicht verbessern“, zeigt sich Rainer Besel vom Theater Freudenhaus besorgt. „Wir kriegen die Leute bislang nur schwer ins Theater.“ Angesichts der aktuellen Debatten dürfte sich die Lage in absehbarer Zeit kaum verbessern, glaubt Besel.
Auch bei den Essener Filmkunsttheatern hat man die Befürchtung, dass die steigenden Infektionszahlen wieder für eine generelle Zurückhaltung des Publikums sorgen könnten. Möglicherweise könne die 2G-Regel aber auch bewirken, „dass sich der ein oder andere vielleicht sogar sicherer fühlt“, sagt eine Sprecherin. Generell verweist man in Häusern wie der Lichtburg aber schon seit Monaten auf leistungsstarke Lüftungsanlagen und Hygieneschutzmaßnahmen, die für einen sicheren und unbedenklichen Besuch sorgen sollen.
Für manche Anbieter im Freizeitbereich, die Clubs und Karnevalsveranstalter, sollen die Regeln indes noch strenger werden. Dort müssen die Besucher bald nicht nur geimpft, sondern auch negativ getestet sein. 2G plus heißt dort die neue Losung. Und das plus, sprich der zusätzlich vorzulegende negative Test, könnte dann doch zum Problem werden, fürchtet Peter Siewert, Betreiber der vom Rockclub Turock. Jedenfalls dann, wenn der Test wie bisher nur wenige Stunden alt sein dürfe. „So viele Teststationen sind ja noch gar nicht wieder in Betrieb“, gibt Siewert zu bedenken. Ansonsten habe sich zumindest die Clubszene vom drastischen Coronaeinbruch gerade wieder einigermaßen erholt. „Die letzten Wochen waren gut“, sagt der Turock-Chef, „die Leute haben wieder Lust, wegzugehen.“ Und impfbereit sind sie offenbar auch. „Die Besucher, die mit einem Test kamen, waren die Minderheit.“
Die Nachfrage beim Ticketverkauf bricht wieder ein
Gleichwohl machen sich die steigenden Inzidenzzahlen auch hier inzwischen bemerkbar. Das könne man vor allem beim Ticketverkauf für Konzerte spüren, berichtet Siewert. „Die Nachfrage bricht wieder ein.“ Wie sich die neue 2G plus-Regelung in den nächsten Tagen auswirke, könne sich vielleicht schon am Wochenende abzeichnen, dann startet im Turock die sonst regelmäßig gut besuchte 80er-Jahre-Party – wohl noch nach den alten Coronaregeln. Sollte die sich schon wieder schlecht verkaufen, „dann weiß ich, dass es schwierig wird“, sagt Siewert.
Bei der Essener Theater und Philharmonie dürfte sich durch die Einführung der 2G-Regel nicht viel ändern. Der überwiegende Teil der Besucher sei ohnehin bereits geimpft, wie stichprobenartige Erhebungen gezeigt hätten, heißt es aus der Pressestelle. Beim Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker in der vergangenen Woche beispielsweise habe nur etwa ein Prozent der Gäste einen negativen Test vorgezeigt – alle anderen waren genesen oder geimpft. Bei Veranstaltungen im Aalto-Theater, Schauspiel und in der Casa dürfte die Quote nicht wesentlich höher liegen. Ab wann genau die 2G-Regelung greift, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.
Essener Saalkarneval soll weiter stattfinden – mit der 2G plus-Regelung
Auf 2G hat sich auch der Essener Karneval schon eingestellt. Der Sessionsstart in der Grugahalle wurde nur von Genesen und Geimpften gefeiert. Selbst der anstehenden Verschärfung auf 2G plus (mit Test) sieht Volker Saßen vom Festkomitee Essener Karneval relativ gelassen entgegen. „Das ist zwar ein bisschen aufwendiger für jeden einzelnen, aber ok“, findet der FEK-Vorsitzende. „Man geht einfach beruhigter feiern.“ Für die Umsetzung des Rosenmontagszugs will Saßen indes keine Prognose abgeben. „Das Konzept liegt in der Schublade, aber irgendwann muss man das ja auch mal umsetzen.“ Die Entscheidung müsse spätestens Anfang Januar 2022 fallen. Richtig dran glauben will Saßen allerdings noch nicht.