Essen. Viel Applaus für die neue Komödie „Ab durch die Mitte“ im Essener Theater Freudenhaus. Wie die Bühne politischen Vorgängen mit Humor begegnet.

Es geht um Medien und Meinungsmacher, um Hinsehen und Wegschauen, um Kunst, Kultur und deren Auftrag. Nazi-Zombies bedrohen die Demokratie. „Ab durch die Mitte - Die Nacht der lachenden Toten“ ist ein Stück im Stück von Autor Gregor Omero. Mehrschichtig, verwoben und mit realen Bezügen. Tobias Dömer, der unter anderen am Schauspiel Essen engagiert war, inszenierte es für das Theater Freudenhaus. Die Premiere wurde gefeiert.

Das Stück startet mit witzigem Kanzlerinnen-Solo

Zunächst startet eine politische Solo-Revue. Hauptdarstellerin ist Lisa (Yasmin Vanessa Münter) als Angie singend und tanzend im Kanzlerinnen-Büro. Jäh wird das witzige Merkel-Kabarett unterbrochen. Ein gespielter Stromausfall stoppt die von Theaterleiter Rainer Besel per Video-Schalte so hoffnungsvoll eröffnete Inszenierung. Es ist dunkel. Die Warn-App meldet rechte Verschwörer. Das Lokal-TV ist auf Sendung, Experten von RKI und Uni-Klinik suchen Erklärungen: Aggressive Untote seien unterwegs. Innenminister Reul stellt sich der Presse.

Im Theater versuchen drei fiktive Ehrengäste aus dem Stadtteil – Pfarrer Konstantin Hell, Herr Daemon von der IG Städtische Imagepflege und Quartiers-Ärztin Dr. Tottleben die Angie-Darstellerin Lisa zu beruhigen. Verängstigt und nur noch halb im Kostüm verfolgt diese, was Video-Reporter Marcel (sehr gut gemimt von Tobias Kroll) berichtet: live aus den von Untoten verwüsteten Grend-Büros. Da sieht es übel aus.

Nazi-Zombies machen Opfer zu hasserfüllten Wesen

Das Ensemble der Komödie „Ab durch die Mitte“ im Steeler Theater Freudenhaus.
Das Ensemble der Komödie „Ab durch die Mitte“ im Steeler Theater Freudenhaus. © Fotos: Theater Freudenhaus

Lisa findet schnell den Namen für die schwarzen Gestalten, die Menschen im Stadtteil wie Vampire töten: „Nazi-Zombies.“ Infiziert durch Bisse werden Opfer selbst zu hasserfüllten Wesen, die „Deutschland“ grölend durch die Gassen ziehen. Steeles bürgerliche Mitte tut sich schwer mit der Wahrheit. Nach einem turbulenten Sturm aufs Theater in der zweiten Hälfte wird im Sitzkreis diskutiert, wie man vorgehen soll. Der Pfarrer scheitert beim Versuch, Zombie Marcel mit Weihwasser zu besiegen. Lisa stirbt nach einem Biss.

Marcels Anliegen werden dank einer Übersetzungs-App verstanden. Alle reden miteinander. Auch die Zuschauer im Anschluss. Dickes Lob fand die Steeler Bürgermeisterin Julia Jacob. Die Inszenierung sei „großartig, unterhaltsam und nachdenklich“, schrieb sie in den sozialen Medien.

Karten unter: 0201/ 85 132 30 oder www.grend.de/theater-freudenhaus. Weitere Aufführungen werden am 3., 8., 9. und 10. Oktober gezeigt.