Essen-Kettwig. Die Kläranlage Essen-Kettwig hat Kapazitäten: Wie der Ruhrverband Heiligenhaus und Velbert anschließt und warum das für den Rinderbach gut ist.
Der Ruhrverband beginnt Mitte August mit Erkundungsbohrungen für den Neubau eines Anschlusskanals von der Kläranlage Abtsküche in Heiligenhaus zur Kläranlage Essen-Kettwig. Über diesen Kanal soll künftig das Abwasser aus Teilen der Städte Heiligenhaus und Velbert nach Essen fließen.
Die Kettwiger Kläranlage ging 2002/03 in Betrieb. Sie ist für rund 100.000 Einwohnerwerte ausgelegt und reinigt bisher die Abwässer aus den Stadtteilen Kettwig und Werden sowie aus einem Teil des Stadtgebiets von Heiligenhaus. Da sich das Einzugsgebiet strukturell anders entwickelt habe als in den Planungen vor über 20 Jahren prognostiziert, sei die Kläranlage bei weitem nicht ausgelastet und könne das zusätzliche Abwasser aus der Kläranlage Abtsküche problemlos aufnehmen, erklärt der Ruhrverband.
Stauraumkanal speichert bei Starkregen das Wasser
Dafür wird die Kläranlage in Heiligenhaus aufgegeben. Sie stammt aus dem Jahr 1975 und wurde von 2005 bis 2007 erweitert. Der Anschluss an die deutlich größere und leistungsfähigere Kläranlage in Kettwig sei wirtschaftlicher als eine weitere notwendige technische Erneuerung, so der Ruhrverband. Das werde sich zudem positiv auf die Gewässerqualität des gesamten Rinderbachs von Abtsküche bis zur Mündung in die Ruhr auswirken, in den das gereinigte Abwasser aus Abtsküche bislang eingeleitet wird.
Der rund fünf Kilometer lange neue Anschlusskanal wird zum großen Teil im unterirdischen Rohrvortrieb sowie auf rund einem Kilometer in offener Bauweise erstellt. Insgesamt werden fast 30 Schächte mit einer Tiefe von bis zu 30 Meter hergestellt.
Ein rund 1300 Meter langes Teilstück soll als Stauraumkanal genutzt werden – bei starken Niederschlägen speichert dieser überschüssige Mengen des mit Abwasser vermischten Regenwassers, um eine Überlastung der Kläranlage zu vermeiden. Nach Abklingen der Regenfälle wird das im Stauraumkanal zurückgehaltene Wasser kontrolliert der Kläranlage zugeleitet. Bei besonders starken Regenfällen kann es vorkommen, dass auch dieses Stauvolumen nicht ausreicht; dann wird das mechanisch geklärte Regenwasser in die Ruhr abgeleitet.
Ruhrverband rechnet mit drei bis vier Jahren Bauzeit
Für die umfangreichen Kanalbauarbeiten muss der Ruhrverband zunächst ein Baugrundgutachten erstellen lassen, für das nun die Erkundungsbohrungen anstehen. 60 Bohrungen mit einer Gesamttiefe von fast 1500 Metern sind dazu notwendig. Das werde, so erläutert der Verband, mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Der Beginn der eigentlichen Bauarbeiten ist für das Frühjahr 2023 geplant. Es sei von drei bis vier Jahren Bauzeit auszugehen. Eine Inbetriebnahme des Kanals könne frühestens 2027 erfolgen