Essen-Bredeney. Im großen Stil erneuern die Stadtwerke Essen Kanäle in Essen-Bedeney. Allein die riesige Baugrube im Wolfsbachtal ist 30 Meter tief.

Weil der Abwasserkanal quer durchs Wolfsbachtal in die Jahre gekommen ist, investieren die Stadtwerke Essen mehr als 20 Millionen Euro, um diesen zu erneuern. Mitte August 2018 nahm das Mammut-Projekt zwischen Bredeney und Werden seinen Anfang. Nun kommt langsam, aber sicher das Ende in Sicht.

Auf einer Länge von 2,7 Kilometern entstehen gleich mehrere neue Leitungen. Die Bauroute verläuft vom Meckenstocker Weg auf Bredeneyer Territorium in Richtung Schuirweg/Dahler Höhe auf Werdener Boden. Die Kalkulation scheint aufzugehen: „Die unterirdischen Rohrvortriebe sind alle abgeschlossen“, erklärt Stadtwerkesprecher Dirk Pomplun. „Das betrifft auch die neuen Kanalrohre im Bereich der Straße Wolfsbachtal. Fertiggestellt wurden unter anderem auch die dazu notwendigen Verbindungs- und Zugangsschächte.“

In Richtung Schuirweg läuft das Abwasser schon durch neue Leitungen

Große Kräne am Rand der Baustelle hieven die Betonteile in die Tiefe.
Große Kräne am Rand der Baustelle hieven die Betonteile in die Tiefe. © Stadtwerke Essen

Im unteren Teil der Baustelle, also Richtung Schuirweg, läuft bereits das Abwasser durch die neuen Rohre. Dabei wurden alle Auflagen für die Abwasserbeseitigung erfüllt. Das bedeutet, alle Stellen, an denen früher auch schon mal übermäßiges Regenwasser bzw. Schmutzwasser in den Wolfsbach abgeleitet wurde, sind beseitigt. Der Bach wird also künftig nicht mehr durch Abwässer belastet.

Derzeit findet der Ausbau am größten Bauwerk der gesamten Baustelle statt. An der Hauptpressgrube in der Nähe des Kinderheims am Taunusbogen sind derzeit Betonierarbeiten angesagt. „Dies ist die zentrale Grube, von der aus der Hauptkanal durch das Wolfsbachtal unterirdisch vorgepresst wurde“, so Pomplun. Diese Grube war auch der Zielpunkt von insgesamt zwei weiteren Kanälen aus dem Umfeld.

Die Hauptgrube am Taunusbogen in Essen-Bredeney ist rund 30 Meter tief

Im Inneren der Grube werden Wasserkaskaden gebaut, damit das Wasser nicht aus großer Höhe auf den Betonboden prasselt.
Im Inneren der Grube werden Wasserkaskaden gebaut, damit das Wasser nicht aus großer Höhe auf den Betonboden prasselt. © Stadtwerke Essen

Die Hauptpressgrube besitzt eindrucksvolle Ausmaße: Bei einer Tiefe von rund 30 Metern hat sie einen Durchmesser von rund 21 Metern. Da nehmen sich die Bauarbeiter wie Spielzeugfiguren aus. „Man könnte darin fast drei Einfamilienhäuser versenken“, beschreibt es Pomplun.

Die Außenwand der Grube ist bereits betoniert, gearbeitet wird derzeit an den Innenwänden und Einbauten, zu denen auch ein Treppenhaus gehört. „Das ist nötig, um das ganze Bauwerk auch später zur Kontrolle und Wartung begehen zu können.“

Die Wasserkaskaden im Inneren dienen später als Regenrückhaltebecken

Angelegt werden auch Wasserkaskaden, über die das Abwasser später den großen Höhenunterschied überwindet. Würde das Abwasser aus großer Höhe auf die Betonbodenplatte prallen,würde der Beton im Laufe der Zeit beschädigt oder auch vollkommen zerstört werden. „Die Kraft des fließenden Wassers kennt man auch aus den Bergregionen, wo Bäche sich in den Fels schneiden“, erklärt Pomplun.

Die Wasserkaskaden dienen später jedoch auch als Regenrückhaltebecken . Hier können bei Starkregen große Mengen Abwasser zwischengespeichert werden, um zeitversetzt durch die Abwasserrohre in Richtung Kettwiger Kläranlage zu laufen. Für das Becken werden insgesamt rund 1.600 Kubikmeter Beton benötigt. Hierfür werden gut 200 Betonfahrzeuge die Baustelle anfahren müssen. Bis jetzt wurde bereits etwas mehr als die Hälfte, genauer gesagt 940 Kubikmeter Beton verbaut.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Essen. Den Essen-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Läuft alles nach Plan, werden alle Kanalbauarbeiten voraussichtlich im Spätsommer 2021 abgeschlossen sein. „Das hängt allerdings auch von den Witterungsverhältnissen ab“, weiß Pomplun aus Erfahrung. Anschließend werden die Grünflächen wieder aufgebaut. Dies ist jedoch von den jeweiligen Pflanzperioden abhängig und dürfte sich daher bis in das Jahr 2022 hineinziehen. Der Rückbau der Baustraße im unteren Bauabschnitt, Richtung Schuirweg, soll jedoch, wenn möglich, im Frühjahr des nächsten Jahres folgen.

Das Abwasser in Essen ist oft sauberer als man denkt

Abwasser ist eine schmutzige Sache. Landläufig denkt man bei Abwasser besonders an unsere Haushalte. Dort fällt Schmutzwasser an, wenn man zum Beispiel duscht, putzt, kocht und eben auch auf die Toilette geht. Besonders Letzteres habe, laut Dirk Pomplun, einen hohen „Ekelfaktor“.

Durch die Abwasserrohre fließen aber auch sehr viele Oberflächenwässer, die durch Straßenentwässerung und Entwässerungen von befestigten privaten Flächen anfallen. Daher strömt durch die Kanäle der Stadt fast ausschließlich sogenanntes Mischwasser und nicht nur das Toilettenwasser, das dadurch stark verdünnt ist.

Die Menge an Schmutzwasser entspricht 300 Millionen vollen Badewannen

Und zwar in riesigen Mengen: Allein die Kanalrohre der Stadtwerke Essen hatten im letzten Jahr rund 32 Millionen Kubikmeter Abwasser und rund 30 Millionen Kubikmeter Niederschlagswasser zu bewältigen. In der Summe also rund 62 Millionen Kubikmeter. „Das entspricht in etwa dem Inhalt von über 300 Millionen gefüllten Badewannen“, rechnet Pomplun vor.

Dennoch sollen auch keine verdünnten Abwässer in die Bachläufe gelangen. „Diese Vorgabe haben wir nunmehr mit dem Neubau der Kanäle erfüllt“, so Pomplun. „Das gilt auch für den Wolfsbach.“