Essen-Kettwig/Heiligenhaus. . Ein Hochwasserrückhaltebecken in der Nachbargemeinde Heiligenhaus sorgt dafür, dass der Zufluss des Rinderbachs in die Ruhr kontrolliert erfolgt.
Die Sonne lacht vom Himmel. An der Ruhr geht ein wenig Wind, so dass Klein und Groß doch etwas Abkühlung von der Sommerhitze bekommen. Während die Ruhr sich Richtung Mülheim schlängelt, mündet nahezu unbemerkt von den Spaziergängern ein kleiner Bach kurz hinter der Ruhrbrücke in das große Gewässer. Es ist der Rinderbach, der aus Velbert und Heiligenhaus kommend, hier sein Ziel erreicht hat.
Der kleine Bachlauf ist unscheinbar, die Mengen an Wasser, die er transportiert überschaubar. Und das hat seinen guten Grund, wie Peter Schu, Geschäftsbereichsleiter Technik beim Bergisch-Rheinischen Wasserverband (BRW), erläutert: „An der Stadtgrenze zu Heiligenhaus wird der Durchlass über ein Hochwasserrückhaltebecken kontrolliert. Es dient dem Schutz der darunter liegenden Gebiete.“ Gemeint ist u.a. das Gewerbegebiet an der Heiligenhauser Straße, in dem bereits geringes Hochwasser für große Schäden sorgen kann.
Eine Badewanne pro Sekunde
Dass Starkregen auch kleine Bächlein zu reißenden Flüssen werden lässt, kommt im Zeichen des Klimawandels häufiger vor. Deshalb hat der BRW in Laupendahl bereits 1990 das Hochwasserrückhaltebecken angelegt. Weitere Rückhaltebecken befinden sich weiter flussaufwärts.
Von Kettwig kommend hinter der Eisenbahnbrücke (die wie berichtet erst kürzlich saniert wurde) liegt linker Hand das Staubauwerk. Lebhaft plätschert der Rinderbach dort vor sich hin. Immer mehr Wassermassen drängen durch den kleinen Durchlass. „Momentan sind es nur rund 150 Liter, also eine Badewanne pro Sekunde. Wir sorgen hier dafür, dass es nicht mehr als 7500 Liter pro Sekunde werden“, sagt Peter Schu. Das Laupendahler Becken kann bis zu 20 180 Kubikmeter Wasser speichern und zurückhalten – das entspricht rund 135 000 handelsüblichen Badewannen. „Dieses Becken hier können wir auf bis zu 3,60 Meter Höhe fluten, in dem wir das Rollschütz am Durchlass herunterfahren.“ Die maximale Einstauhöhe kann noch über die sogenannte Fischbauchklappe reguliert werden. Bei zuviel Wasser wird sie heruntergelassen, damit das Becken nicht überläuft. „Vergleichbar mit dem Überlaufschutz in der Badewanne.“ Wer von hier genau hinsieht, kann sogar durch den Kanal in 200 Metern Kettwig erblicken.
Der Maximalpegel sei in den vergangenen Jahren aber nicht erreicht worden. Für Hochwasser sorgen vor allem zwei Szenarien: Dauerregen über mehrere Tage im Winteroder Starkregen im Sommer, „es kommt vor, dass 120 Millimeter Regen in zwei Stunden fallen“, sagt Schu. Aber auch abseits von Extremwetter hat der BRW ständig ein Auge auf die Hochwasserrückhaltebecken. Stauwärter Markus Görtz: „Sollte der Strom ausfallen, springt der Notstrom an. Zur Not können wir per Hand das hydraulisch zu betätigende Rollschütz schließen.“
Bau und Unterhaltung kosten Millionen
Der Rinderbach legt eine Strecke von 11,7 Kilometern zurück, von seiner Quelle im Velberter Herminghauspark auf über 200 Metern Höhe, bis er in Essen auf 37 Metern Höhe in die Ruhr mündet. „Auf dem Weg bis ins Laupendahl durchquert er vier weitere Becken zum Hochwasserschutz“, erklärt Peter Schu. Das größte in Velbert fasst rund 100 000 Kubikmeter Wasser, das Becken in der Rossdelle bietet 92 500 Kubikmeter Stauraum und der Abtskücher Teich kann 26 000 Kubikmeter zurückhalten.
Im Zuständigkeitsbereich betreut der BRW 42 Hochwasserrückhaltebecken. Deren Bau und die Unterhaltung kosten rund fünf Millionen Euro pro Jahr. Im Überlappungsgebiet Heiligenhaus/Essen-Kettwig arbeiten Bergisch-Rheinscher Wasserverband und Ruhrverband eng zusammen.