Essen. Essen: Ruhr Museum feiert 2021 Joseph Beuys und zeigt Fotoschau zum deutsch-türkischen Anwerbeabkommen. Auch der Adel an Rhein und Ruhr ist Thema

Das Jahr 2020 begann auf Zollverein mit einem Paukenschlag: Zigtausend Menschen strömten am 12. Januar aufs Weltkulturerbe-Gelände, um mit prominenten Gratulanten wie Stoppok und der Fernseh-Maus das zehnjährige Bestehen des Ruhr Museums und gleichzeitig auch zehn Jahre Kulturhauptstadt zu feiern. Nach der 2,5-millionsten Besucherin konnte man kurz darauf auch noch einen ganz besonderen Ehrengast begrüßen: Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete am 21. Januar auf der Kokerei Zollverein die spektakuläre "Survivors"-Schau mit Bildern von Holocaust-Überlebenden.

So hätte 2020 dem Essener Weltkulturerbe vermutlich einen neuen Besucherrekord beschert - hätte die Corona-Pandemie nicht viele Pläne über den Haufen geworfen. Ausstellungen wie "Kindheit im Ruhrgebiet" und die große Jubiläumsschau zur "Metropole Ruhr" konnten erst verspätet starten und müssen seit dem zweiten Lockdown wieder pausieren. Fast ein Drittel des Jahres blieben die Ausstellungssäle nach Angaben von Ruhr Museums-Direktor Theodor Grütter zu, Führungen konnten zeitweise gar nicht oder nur mit reduzierter Teilnehmerzahl angeboten werden. Mit rund 150.000 Besuchern im Ruhr Museum und 50.000 Denkmalpfad-Gästen bleibt Zollverein 2020 damit klar unter den Vorjahreszahlen.

Fotoschau zeigt, wie die Einwanderung Deutschland verändert hat

2021 aber soll das Angebot wieder deutlich hochgefahren werden, auch wenn die Veranstaltungen in den nächsten Wochen Corona-bedingt noch ausgesetzt sind. Doch längst laufen die Vorbereitungen zu großen Publikumsschauen, die 2021 den Focus auf besondere Jubiläen lenken. So erinnert die Ausstellung "Wir sind von hier" mit Fotografien von Ergun Cagatay an den 60. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens (1961). Die Ausstellung will zeigen, wie diese Einwanderung Deutschland verändert hat. Cagatay besuchte dazu 1990 seine Landsleute in Köln, Aachen, Werl, Berlin, Duisburg und Hamburg und fotografierte Türkeistämmige jeden Alters in Einzel- und Gruppenporträts, blickte in Moscheen und Wohnzimmer, in Fabriken und in eine Zeche.

Die Wanderausstellung (Juni bis Oktober 2021) ist noch in mehreren deutschen Städten und in der Türkei zu sehen. Zum umfangreichen Begleitprogramm gehören Vorträge, Lesungen, Schul- und Stadtteilprojekte. Außerdem wird es eine Galerie-Schau mit "Bildern der türkischen Migration" des Essener Fotografen und Ethnologen Henning Christoph geben.

Was Joseph Beuys und das Ruhrgebiet verbindet

Und auch der große Visionär und Aktionskünstler Joseph Beuys ist anlässlich seines 100. Geburtstags im Ruhrgebiet präsent. Beuys' Verbindung zum Ruhrgebiet wird vor allem im Rahmen der Gründung der beiden Zweigstellen seiner "Freien Internationalen Universität" in Gelsenkirchen und Essen beleuchtet. Auf Zollverein werde man vor allem den "politischen Beuys" erleben", sagt der Direktor des Ruhr Museums. Beuys' Engagement für Demokratie und Ökologie war zukunftsweisend und wird nun im Rahmen der aktuellen Debatten um gesellschaftliches Zusammenleben und das Verhältnis des Menschen zur Natur neu beleuchtet. Mit dem Beuys-Projekt "Die unsichtbare Skulptur" (10.05.–26.09.2021) geht im Mai auch ein neuer Ausstellungsort an den Start. Die bislang nur sporadisch genutzte Halle 8 wird als Kunsthalle eröffnet.

Es soll nicht die einzige feierliche Eröffnung in 2021 bleiben. Nach aufwendigen Sanierungsarbeiten und mit einigen baulichen Verzögerungen kann im März endlich auch die umgebaute Salzfabrik als neues Schaudepot öffnen. Dort sollen abertausende Sammlungs-Objekte der Archäologie, Mineralogie und Geologie unterkommen und den Welterbe-Standort um ein weiteres spektakuläres Angebot erweitern.

Zeche Zollverein wird zum Standort für digitale Kunst

Doch nicht nur der Blick in die Vergangenheit prägt das Programm. Ab 2021 will sich Zollverein auch als Zukunfts-Standort für digitale Kunst präsentieren, erklärt Theodor Grütter. Von Juli bis September wird dazu ein großes Digitalfestival "The New Now" auf dem Welterbe ausgerichtet.

Adel-Schau in Essen: prunkvolle Leihgaben aus Schlössern und Museen

Dass Zollverein eben nicht nur für Industriekultur steht, sondern einen weiten historischen Bogen spannt, das zeigt schließlich auch die Ausstellung "Eine Klasse für sich: Adel an Rhein und Ruhr". Dort geht es nicht um die "Schlotbarone", die Fabrikanten und Industriellen, sondern um die Fürsten, Herzöge und Landgrafen der vorindustriellen Zeit - ihre baulichen Relikte wie Schloss Landsberg oder Burg Altena, ihre Macht und ihr politisches Selbstverständnis, aber auch um ihre Feste, die höfische Kultur und die bis heute weit verbreitete Faszination für die Vertreter von blauem Blut. Grütter verspricht glanzvolle Leihgaben aus Schlössern und Museen, darunter Prunkrüstungen aus Wien und kostbares Mobiliar.

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