Essen. Live-Event „Die Passion“ in Essen: Rund 2,91 Millionen Menschen haben zugeschaltet. Wegen der guten Quoten stellt RTL die Fortsetzung in Aussicht
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Im Schnitt 2,91 Millionen Menschen haben am Mittwochabend vor Gründonnerstag das TV-Experiment „Die Passion – Live“ bei RTL am Bildschirm verfolgt. Das entsprach einem Marktanteil von 11,1 Prozent ab 20.15 Uhr. In der Fernsehshow mit Thomas Gottschalk als Erzähler holte der Privatsender kurz vor Ostern die Leidensgeschichte Jesu zur Primetime in die Jetztzeit. Im Internet wurde sich vielfach an der Sendung aus Essen abgearbeitet. Der Hashtag #diepassion war ein Hit.
„Nur live ist live, hat sich wieder mal gezeigt“, kommentierte am Donnerstagmorgen der Branchendienst DWDL.de. „Dabei entwickelt sich fast ein leichtes Lagerfeuer-Gefühl, wie man es sonst bei ESC oder „Wetten, dass..?“ kennt – und auch dort regt man sich gerne auf.“
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Die RTL-Verantwortlichen zeigten sich am Tag danach zufrieden: „Mit ,Die Passion’ haben wir uns etwas getraut. Das gab es so noch nicht im deutschen Fernsehen und das Publikum hat unseren Mut belohnt. Darüber freuen wir uns sehr und prüfen derzeit eine Beauftragung für das kommende Jahr“, sagt Henning Tewes, Geschäftsführer RTL Television und Co-Geschäftsleiter RTL+. Nach dem niederländischen Vorbild würde die „Passion“ 2023 dann in einer anderen deutschen Stadt gezeigt.
„Die Passion“ in Essen: Thomas Gottschalk ist der Erzähler
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In Essen startet das wohl größte TV-Glaubensevent, das Essen – und vermutlich die deutsche Fernsehnation – bis dato erlebt haben, am Mittwochabend auf dem Burgplatz. Die Passion in Essen, das ist ein 14 Meter hoher Bühnenaufbau, tonnenweise Technik, TV-Prominenz von Thomas Gottschalk über Mark Keller bis Henning Baum und die nicht eben kleine Herausforderung, die Leidensgeschichte Jesu Christi als Live-TV-Show für ein Millionenpublikum in Szene zu setzen.
„Die Passion“ in Essen: Viele Menschen sind von weit her angereist
Die rund 100 freiwillig Mitwirkenden, die in Rüttenscheid auf dem Marktplatz stehen, um das 250 Kilo schwere Kreuz bis zum Burgplatz zu tragen, sind nicht unbedingt gekommen, weil sie ins Fernsehen wollen, sondern weil sie tatsächlich daran glauben, dass von diesem Abend ein Signal ausgeht. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – „die Botschaft ist so wichtig, dass sie wieder stärker transportiert werden muss“, sagt Caterina Longo aus Velbert.
Und auch die Duisburgerin Veronika Reiners hofft, die Menschen zum Nachdenken zu bringen, darüber, „dass Ostern mehr ist als Süßigkeiten und Geschenke“. Und so stehen sie schon zwei Stunden vor der Live-Ausstrahlung parat, lassen sich in Gruppen einteilen – A, B und C – und letzte Instruktionen geben: kein Handy auf der Strecke, keine Selfies, kein Winken in die Kamera, die sie während des dreieinhalb Kilometer langen Marsches bis in die City immer wieder umfängt.
Menschen wie Dietmar Schindowski aus Essen muss man das nicht sagen. Ihm ist es ernst mit der Passion. „Das Kreuz zu tragen bedeutet für mich etwas ganz Besonderes, es ist ein zentraler Bestandteil meines Glaubens.“ Und auch Janina Andres will an diesem Abend Danke sagen, dass Gott da war, als sie ihn am meisten brauchte, ihr Mann im Koma lag, die Ärzte schon keine Hoffnung mehr hatten und dann „diese Lichtwolke da war“. Sie steht überm Krankenbett und lässt sich nicht verscheuchen. Am nächsten Morgen sitzt ihr Mann schon wieder aufrecht im Bett. „Wir haben den Glauben gefunden“, sagt die Bottroperin.
Nicht jeder hat hier einen derart telegenen Erleuchtungsmoment. Manche möchten einfach ein Zeichen der Hoffnung setzen – auch gegen den Krieg, für die Gemeinschaft der Christen. Und auch Teilnehmer anderer Religionen sind an diesem Abend dabei.
Kettwiger Straße: Anwesende halten am Nachmittag Ausschau nach Alexander Klaws
Auf der Kettwiger Straße halten sie am Nachmittag derweil schon Ausschau nach dem Messias in Person von Musical-Star Alexander Klaws. Einer will ihn auf dem Balkon der VHS singen gehört haben. „Kann gut sein“, sagt Tim Krugmann. Der Bochumer hat einige Jahre in den Niederlanden gelebt, wo die „Passion“ seit Jahren ein Erfolgsformat ist, er kennt die Shows. Die Kombination von moderner Musik, der Jahrtausende alten Geschichte und der Besonderheit des jeweiligen Spielorts sei einfach reizvoll. In Amsterdam sei Jesus am Ende sogar auf dem Stadion-Dach von Ajax Amsterdam erschienen, erzählt Krugmann, während die Schlange vor dem Einlass schon bis zum Grillo-Theater erreicht.
Manche „Passions“-Gäste erhoffen sich beim Blick durch die Bauzäune noch einen schnellen Blick auf Schauspieler wie Henning Baum oder Martin Semmelrogge, vielleicht sogar auf ein Selfie. Celina, Lorena und Janina, die aus dem Sauerland und sogar aus Garmisch-Partenkirchen angereist sind, wollen vor allem die Sängerin Ella Endlich erleben, die am Mittwochabend die Maria spielt. Während die RTL-Passion für Hans-Peter Blecken ein Vorgeschmack auf die Passionsspiele in Oberammergau ist, die er im Sommer besuchen wird.
„Die Passion“: Kirchliches Rahmenprogramm in der Innenstadt
Ein Hauch von Kirchentag liegt an diesem Abend auch über der Essener City, die ja vor allem Einkaufsstadt sein will. Aber entlang der Shoppingmeile Kettwiger gibt es ja nicht nur Peek & Cloppenburg oder Primark, sondern auch die Marktkirche und den Dom. Beide Kirchen sind an diesem Tag besonders präsent. An der Auferstehungskirche sprüht Street-Art-Künstler Mika Springwald live ein Kreuz-Graffiti. Und mit großen bunten Lettern haben sie die Begriffe Jesus, Kreuz, Liebe, Angst in die Stadtlandschaft geschrieben.
An diesem „Passions“-Tag ist eben alles XL. Die Bühne, der technische Aufwand, die Erwartung: RTL hofft auf einen Quotenhit, die Kirche auf eine bessere Außenwahrnehmung. Es sind zwei ungleiche Partner, die sich zusammengefunden haben, aber man begegnet einander mit Offenheit. Auch Marion Greve, Superintendentin des Kirchenkreises Essen, ist auf das TV-Event gespannt. Die Passion biete die Möglichkeit, noch einmal „eine neue Weise zu finden, unsere alte Geschichte zu erzählen“.
RTL setzt dabei vor allem auf Popmusik. Auf dem Burgplatz beginnt die „Passion“ dann ausgerechnet mit Andreas Bouranis WM-Hymne „Ein Hoch auf uns“. Public-Viewing-Stimmung vor der Kreuzigung. Und Thomas Gottschalk findet etwas mühsam Bezüge zwischen Spielort und Bibelhandlung: „Auferstehen aus den Scherben der Geschichte ist für die Menschen im Pott nichts Neues.“ Zollverein, Limbecker Platz und das Grillo-Theater rücken dann auf vorbereiteten Filmeinspielern auch ins Bild. Und auf der Rüttenscheider Straße haben die Träger erkennbar damit zu tun, das sechs mal drei Meter große leuchtende Kreuz bis ins Ziel zu schultern. Den Weg absolvieren sie an diesem Abend ohne Rast – obwohl auch die „Passion“ bei RTL ihre Werbepausen hat.
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