Essen. Currywurst für den Messias: Wie RTL „Die Passion“ in die Jetztzeit holen möchte und was der Essener Bischof zur „größten Show aller Zeiten“ sagt.
Sterne-Koch Nelson Müller hat schon eine ganze Reihe prominenter Gäste bewirtet. Einen leibhaftigen Messias zu verköstigen, war allerdings auch für Essens Starkoch neu. Die Aufzeichnung der Szene, die RTL am Mittwoch, 13. April, ab 20.15 Uhr im Rahmen der live ausgestrahlten „Passion“ als vorproduzierten Filmeinspieler zeigt, ist zwar schon eine Weile her, doch Müller erinnert sich noch gut an die Dreharbeiten. Und an einen Gedanken, der vermutlich nicht nur ihm im ersten Moment durch den Kopf gegangen ist. Was hat Jesus am Currywurststand verloren?
Antworten auf diese und andere Fragen will der Privatsender RTL am Mittwoch liefern, wenn „Die Passion“ als „die größte Geschichte aller Zeiten“ vom Essener Burgplatz aus als Live-Event in die bundesdeutschen Wohnstuben übertragen wird. Die Antwort auf die Imbiss-Frage kann an dieser Stelle schon beantwortet werden. Alexander Klaws, der die Rolle des Jesus Christus spielt, lässt sich keine „Pommes Schranke“ fürs Abendmahl mit seinen Jüngern einpacken, sondern stapelweise Fladenbrot, das er später mit Johannes, Philippus, Matthäus und den anderen teilen wird. Um in diesem Moment schon zu wissen: „Einer von euch wird mich verraten.“
Nicht nur musikalisch wird die Leidensgeschichte Jesu Christi damit in die Jetztzeit gerückt. Auch szenisch ist man ganz nah dran an der Aktualität, wenn es Szenen aus dem Einkaufszentrum Limbecker Platz oder von Zeche Zollverein gibt. „Ich finde, das ist ein cooler Weg, um die Menschen wieder an die Geschichte heranzuführen“, sagt Müller, der als Kind mit dem Bibelstoff groß geworden ist. „Ich bin im Schwabenland aufgewachsen, da ist man sonntags in die Kirche gegangen“, erzählt der bekannte Fernsehkoch. Im Laufe der Jahre seien manche Inhalte allerdings auch ein wenig verloren gegangen. Dabei sei „Toleranz und Interpretationsspielraum doch ganz wichtig, wenn wir über Religion reden“, sagt Müller.
Bischof Overbeck : „Die Passion ist ein Angebot, sich mit der Leidensgeschichte Jesu auseinanderzusetzen“
Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck begegnet dem Passionsspiel im Schatten des Essener Domes mit Offenheit. Er sieht „Die Passion“ in Essen „als Angebot, sich mit der Leidensgeschichte Jesu auseinanderzusetzen“ – eben als ein weiteres in der jahrhundertelangen Tradition von großen Musik-Stücken, Kreuzweg-Andachten oder Passions-Spielen. „Jeder Mensch kann für sich selbst entscheiden, ob dieses TV-Event der richtige Rahmen dafür ist“, so Overbeck.
Noch bestimmen Hebebühnen und Gabelstapler das Bild auf dem Domplatz, wo derzeit die größte Bühne entsteht, die das historische Zentrum von Essen je gesehen hat. Dort finden die zwölfköpfige Band und der 25-Personen-Chor sowie die Türme für Kameras und Licht Platz. Eine 36-Quadratmeter große LED-Wand sorgt ebenfalls für gute Sicht aufs Kreuzigungsgeschehen. Bis zu 4.900 Zuschauer werden erwartet. Weitere 100 Menschen sind Teil der Prozession, die am Abend vom Rüttenscheider Markt aus das sechs mal drei Meter große beleuchtete Kreuz in die Innenstadt tragen.
Auch Dom und Marktkirche sind in das Geschehen einbezogen und nachmittags für alle jene Besucher geöffnet, die sich in Ruhe auf das Live-Event einstimmen möchten. An der Anbetungskirche können Interessierte den bundesweit bekannten Street-Art-Künstler Mika Springwald beim Sprayen eines Kreuz-Graffiti unterstützen.
In Dom und Marktkirche kann man nach dem Live-Event in aller Ruhe abschalten
Nach dem Ende der TV-Übertragung von „Die Passion“ werden der evangelische Pfarrer Jan Vicari und die katholische Theologin Theresa Kohlmeyer von der Bühne aus den Zuschauerinnen und Zuschauern auf dem Burgplatz einen ökumenischen Abendsegen spenden. Dom und Marktkirche werden anschließend noch bis Mitternacht geöffnet bleiben. Ein drei Meter hohes Lichtkreuz, angelehnt an das Kreuz der Prozession von „Die Passion”, erhellt den ansonsten dunklen Dom und lädt die Besucher ein, nach dem spektakulären TV-Event buchstäblich abzuschalten.