Essen. Corona hat die TV-Pläne zwei Jahre lang auf Eis gelegt. Mitte April soll Essen nun Schauplatz der RTL-„Passion“ werden. Was das Publikum erwartet
Von ihm sind wundertätige Werke überliefert. Doch eine weltumspannende Pandemie setzt auch einen Messias schachmatt. Zwei Jahre lang also hat die „Passion“ gewartet – die Leidensgeschichte von Jesus Christus als live-übertragenes TV-Event mitten aus der Essener Innenstadt.
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Ostern 2022 aber soll es nun soweit sein: Jesus kommt ins Ruhrgebiet, und zwar in Person von Musical-Star und „Tarzan“-Darsteller Alexander Klaws. Sein Leidensweg führt quer durch die Essener City bis zum Burgplatz. Auch Mitwirkende aus der Region können dabei sein und die Kreuzträgergruppe verstärken.
Thomas Gottschalk tritt auf dem Essener Burgplatz als Erzähler auf
Auf seiner Internetseite hat RTL den Sendetermin bereits bekannt gegeben: Am Mittwoch, 13. April, ab 20.15 Uhr, soll „die größte Geschichte aller Zeiten“ als Musik-Live-Event über die Bühne gehen. Erzählt vom einstigen Messdiener und noch immer unbestrittenen „Godfather of Unterhaltung“ Thomas Gottschalk höchstpersönlich. Und in die heutige Zeit transportiert mit Hilfe bekannter Popsongs. Sängerinnen und Sänger wie Ella Endlich, Volksmusik-Star Stefan Mross, Musiker Laith Al-Deen oder Entertainer Gil Ofarim gehören zum prominenten Cast.
Eigentlich sollte das Kreuzigungs-Spektakel schon Ostern 2020 starten. Dann kam Corona. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Jedenfalls nicht bei RTL, wo man seit zwei Jahren an dem Großprojekt festhält. Mehrere deutsche Städte hatten sich nach Angaben der Veranstalter im Vorfeld als Austragungsort für die TV-Passion beworben, Essen bekam den Zuschlag. Auch an der Ursprungs-Besetzung hat sich in den vergangenen zwei Jahren kaum etwas geändert.
Zum Großaufgebot der beteiligten TV-Prominenz gehören dabei neben „Wetten dass“-Ikone Thomas Gottschalk und Musical-Star Alexander Klaws auch Serienstars wie Mark Keller (Alarm für Cobra 11) als Judas und Universal-Bösewicht Martin Semmelrogge als Mörder Barrabas. Aber auch Menschen aus der Region können mitwirken. Für die Trägergruppen, die ein beleuchtetes Kreuz durch die Essener Innenstadt tragen, werden noch Teilnehmer gesucht. In den geplanten, kurzen Live-Schalten sollen sie über ihre Motivation, ihren Glauben oder besondere Erlebnisse berichten. Laut RTL können das besondere Glaubenserfahrungen sein – aber auch hoffnungsvolle Erlebnisse während der Pandemie.
In den Niederlanden wurde die „Passion“ ein echter Quoten-Hit
In den Niederlanden, wo das Format schon vor einigen Jahren herausgekommen ist, wurde die Passion ein echter Quotenhit. Ob die zeitlose „Botschaft von Liebe, Toleranz, Gemeinschaft und Hoffnung“, wie sie RTL unter den Zuschauern verbreiten will, auch in Deutschland bei einem mittlerweile wohl nur noch begrenzt bibelfesten Millionenpublikum ankommen wird, muss sich zeigen. Dass man nicht nur überkonfessionell sein will, sondern ein wirklich breites Publikum erreichen möchte, zeigt schon die für manchen wohl etwas gewöhnungsbedürftige, maximal divers aufgestellte Schar der Jünger, die der Privatsender sicher vergleichsweise mühelos aus dem bunten Portfolio seiner Unterhaltungsformate rekrutierten konnte – von „Deutschland sucht den Superstar“-Akteuren und GZSZ-Darstellerinnen über Dschungelcamp-Gewinner bis zum schwulen Dating-Show-Kandidaten.
Kreuzträger gesucht
Menschen aus dem Ruhrgebiet, die bei der ungewöhnlichen Prozession als Kreuzträger dabei sein wollen, können sich noch bis zum 20. März bewerben. Gesucht werden Frauen und Männer zwischen 18 und 30 Jahren, die das überdimensionale Leuchtkreuz über einen Teil des Weges schultern wollen. Sie sollten zwischen 170 und 187 cm groß sein und sich bereit erklären, von der Kamera ein kurzes Interview über die Beweggründe abzugeben. Bewerbungen sind online unter prozession.diepassion.de möglich
Daneben sollen auch Akteure wie Nelson Müller kleinere Live-Auftritte haben. Chor und Orchester sorgen für weitere Verstärkung. 2020 waren außerdem schon Filmeinspieler an verschiedenen Orten der Stadt – von der Zeche Zollverein bis zum Limbecker Platz als moderne Kreuzwegs-Stätten – abgedreht worden.
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Auf kirchlicher Seite hat man die „Passions“-Pläne bislang mit gelassener Offenheit begleitet. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will nach RTL-Angaben sogar Arbeitsmaterialien kostenlos zur Verfügung stellen. Auch beim Bistum Essen schaut man gespannt auf das ungewöhnliche TV-Ereignis. Bistums-Sprecher Ulrich Lota hatte es 2020 einmal so formuliert: „Es ist die größte Geschichte aller Zeiten, aber eben nicht nur für RTL, auch für uns.“