Essen-Haarzopf. Dagmar Blumenthrat pflegt in Essen-Haarzopf eine schattige Oase mit alten Bäumen und robusten Pflanzen. Was Besucher dort am Wochenende erwartet.
- Haarzopferin hat in 20 Jahren eine grüne Oase geschaffen.
- Große Bäume spenden Schatten und sorgen für angenehmes Klima.
- Gartenbesitzerin freut sich auf den Austausch mit Gleichgesinnten.
Ein ehemaliger Kotten, ein riesiger, parkähnlicher Garten, Hühner und Schafe – wer unweit des Flughafens Essen-Mülheim an der Alten Raadter Straße abbiegt, findet bei Hausnummer 29 eine ländliche Idylle. Am Wochenende, 28. und 29. Mai, öffnet Gartenbesitzerin Dagmar Blumenthrat ihre grüne Oase für die Öffentlichkeit. Was Gartenfreunde auf 5000 Quadratmetern erwartet.
Dagmar Blumenthrat lebt mit Ehemann, ihren Eltern (90 und 95 Jahre alt), Jakobschafen und Hühnern der Rasse Ostfriesische Möwen am Rande Haarzopfs. Das frühere Fachwerkhaus wurde bereits 1723 erstmals erwähnt und war unter dem Namen „Kotten im Siepen“ bekannt, wie sich der Senior erinnert. „Meine Urgroßeltern haben den Hof damals gekauft. Hier gab es ja damals noch viele Kotten, die dann irgendwann zu klein waren, um die Familie zu ernähren“, sagt Dagmar Blumenthrat.
Garten in Essen-Haarzopf zeichnet sich durch alten Baumbestand aus
Der Großvater habe dann Apfelbäume gepflanzt und das Obst als Nebenerwerb an die Nachbarn verkauft. Ihr Mann veredele bis heute alte Sorten, aber viele der betagten Bäume hätten die Trockenperioden der vergangenen Jahre nicht überlebt.
Alter Baumbestand zeichnet den naturnahen, insektenfreundlichen Garten aus, im Sommer gibt es dort Schatten und ein angenehmes Klima, erklärt Dagmar Blumenthrat, die bei der Stadt gearbeitet hat und seit drei Jahren im Ruhestand ist. Die heute 62-Jährige hat schon als Kind auf dem weiten Gelände gespielt und hat bereits als Jugendliche ein eigenes Blumenbeet bepflanzt. „Das Interesse am Garten war damals schon da, aber es gab ja kaum Literatur zum Thema.“ Vor 20 Jahren begann sie, den bis dahin an einen Landschaftsgärtner verpachteten Garten selbst zu gestalten, legte zwischen den alten Bäumen inselförmige Beete an.
Besucher zahlen Eintritt für sozialen Zweck
Besucherinnen und Besucher, die den Garten von Dagmar Blumenthrat am 28. und 29. Mai besichtigen wollen, zahlen zwei Euro Eintritt. Das Geld geht komplett an den Hilfsverein „Freunde der Indios von Peru“, der vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe leistet.Die in großen Mengen anfallenden Grünabfälle schichtet die Gartenbesitzerin zwischen Ästen zu einer sogenannten Benjes-Hecke auf, die als Einzäunung des Gartens dient. Dort entsteht dann wiederum Kompost für die Düngung der anderen Pflanzen. Der lästige Abtransport des Grünschnitts entfällt.
Nicht alle Pflanzen aus dem Gartenmarkt gingen an. Inzwischen überlässt Dagmar Blumenthrat viel der Natur. Etliche heimische Pflanzen siedelten sich von allein an, kämen jedes Jahr wieder – „wenn sie nicht den Mäusen zum Opfer fallen“. „Ich habe mir nach und nach die Grundlagen erarbeitet, viel ausprobiert und aus Fehlern gelernt.“ In dem schweren, lehmigen Boden würden nur bestimmte Pflanzen gedeihen.
Dass die Lage des Gartens die Art der Vegetation vorgibt, musste die Gartenfreundin erst lernen. In einem geschützten Garten in Kettwig könnten durchaus mediterrane Pflanzen gedeihen. „Hier auf dem Flughafen-Plateau ist es zwei bis drei Grad kühler – für empfindliche Pflanzen schon zu viel.“
Für Insekten und Vögel jedenfalls stimmt die Mischung, die zu einem großen Teil aus pflegeleichten, robusten Wildpflanzen besteht. Rund 30 Nistkästen und ein Fledermaus-Kasten hängen in den Bäumen. „Auf das Käuzchen warten wir aber noch“, sagt die Hobbygärtnerin und lacht. Dafür kann man Rehe beobachten und auch ein Dachs läuft schon mal über die Wiese.
Im Garten gibt es idyllische Sitzecken. „Aber länger als fünf Minuten kann ich nicht sitzen, dann fällt mir schon wieder etwas auf, das erledigt werden muss. Ein Garten dieser Größenordnung ist wie ein zweiter Job, auch wenn ich darauf achte, dass alles möglichst pflegeleicht ist und nicht zusätzlich gegossen werden muss.“ Die Haarzopferin bepflanzt gern größere Flächen mit einer Sorte, damit sich für den Betrachter eine Struktur ergibt und sich das Auge daran festhalten kann. „Die Proportionen müssen stimmen.“
Gartenbesitzerin freut sich auf den Austausch mit Interessierten
Zweimal im Jahr öffnet Dagmar Blumenthrat ihren Garten zur Besichtigung, am Samstag und Sonntag, 28. und 29. Mai, und dann wieder am letzten Juli-Wochenende, jeweils von 11 bis 17 Uhr. „Erfahrungsgemäß kommen an den zwei Tagen rund 300 Leute, aber das hängt natürlich vom Wetter ab“, berichtet die 62-Jährige, die mit ihrem Mann, der Schafe züchtet, schon viele besondere Gärten in England besichtigt hat und sich dort von der Idee hat anstecken lassen, sich mit anderen Menschen im Rahmen der offenen Gartenpforte auszutauschen. An den offiziellen Terminen des Projekts nimmt sie allerdings nicht teil. „Das passte irgendwie nicht.“
Sie wird die Gäste auch in den großen Bauerngarten hinter dem Haus führen, wo neben farbenfrohen Zierstauden auch Zwiebeln und Gewürze wachsen, in kleinen Gewächshäusern sogar Tomaten und Paprika für den Eigenbedarf. „Hier im Staudengarten beschäftigt sich auch mein 95 Jahre alter Vater noch gern mit den Gewächsen“, sagt Dagmar Blumenthrat. Nach der Hauptwachstumsphase von April bis Juni bleibe dann mehr Zeit zum Genießen. „So ein Garten ist ständig in Bewegung, dauernd verändert sich etwas. Auch im Winter hat der Garten seinen Reiz, dann sind die Strukturen noch besser zu erkennen.“