Essen-Margarethenhöhe/Haarzopf. Rund um den Flughafen gibt es immer wieder Beschwerden über Lärm. Was die Schutzgemeinschaft Fluglärm und die Flughafen-Gesellschaft dazu sagen.
- Im Umfeld des Flughafens Essen-Mülheim gibt es immer wieder Beschwerden über Lärm.
- Ab dem Frühjahr nehmen die Flugbewegungen zu.
- Flughafen-Gesellschaft stellt Reduzierung des Lärms in Aussicht.
Beschwerden über Lärmbelästigung durch den Flughafen Essen-Mülheim kommen meist aus Haarzopf. Doch auch auf der Margarethenhöhe sind Bürger genervt. Ihr Eindruck: Jetzt im Frühjahr nimmt der Krach wieder deutlich zu. Was die Schutzgemeinschaft Fluglärm und die Flughafen-Betreiber dazu sagen.
Andrea Ritter wohnt seit einigen Jahren auf der Margarethenhöhe. Der Lärm durch Kleinflugzeuge, Motorsegler, Hubschrauber und das Luftschiff habe zuletzt extrem zugenommen, findet die Anwohnerin. Die Nutzung des Gartens mache so nicht wirklich Spaß.
Anwohnerin kann wegen des Fluglärms ihren Garten nicht genießen
An sieben Tagen in der Woche drehten Flugzeuge ständig die gleichen Runden, flögen alle paar Minuten über den Stadtteil. „Das Luftschiff fliegt zwar aktuell noch nicht, aber ab Ostern geht es bestimmt wieder los. Gerade weil es so langsam ist, hört man das Geräusch natürlich sehr lange“, sagt Andrea Ritter und wundert sich, dass trotz hoher Spritpreise derzeit so viel geflogen werde.
Thomas Haffner als langjähriger Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Fluglärm Essen-Mülheim bestätigt den Eindruck von Andrea Ritter. Für ihn verursachen die Flugschulen mit weitem Abstand den meisten Lärm. „Und da haben die Flüge in den letzten beiden Jahren enorm zugenommen. Offenbar hatten die Leute in der Pandemie mehr Zeit, konnten ihr Geld nicht anderweitig ausgeben und haben es dann in Flugstunden investiert“, so Haffner. Die Zahl der Flugbewegungen sei von 2020 auf 2021 um 17,9 Prozent gestiegen, und zwar von jährlich 55.665 auf 65.605. Darunter seien 2021 über 35.000 gewerbliche Schulflüge gewesen.
Die Zahl der Schulflüge hat deutlich zugenommen
„Die Privatflieger sind hier kein großes Problem. Aber die Flugschüler fliegen hier immer im Kreis über die Wohngebiete, teils sind sieben gleichzeitig in der Luft“, sagt der Vorsitzende, der in unmittelbarer Nähe des Flughafens in Haarzopf wohnt und selbst seit Jahrzehnten unter dem Lärm leidet. Ihn ärgere, dass die Schulflüge auch noch bezuschusst würden. „Die Flugschulen verdienen damit ihr Geld. Wir Anwohner sind dem Lärm ausgesetzt und zahlen dann auch noch dafür. Das ist eine unzulässige Subventionierung von Firmen“, findet Haffner. Das Land sei schon vor Jahren ausgestiegen, weil es die Verluste des Flughafens nicht mittragen wollte, die Städte Essen und Mülheim seien aber weiter im Boot, so Haffner.
Am Flughafen soll eine Eventhalle entstehen
Die alte Luftschiffhalle am Flughafen Essen-Mülheim soll bald abgerissen und noch in diesem Jahr durch eine neue Eventhalle aus Holz ersetzt werden. Die Pläne stoßen bei Anwohnern auf Kritik, weil sie eine weitere Lärmbelästigung durch Veranstaltungen befürchten.
Auch das seit einigen Jahren am Flughafen stattfindende Oktoberfest hat laut Thomas Haffner von der Schutzgemeinschaft Fluglärm bereits zu Klagen geführt.
Die Schutzgemeinschaft will ein neues Lärmgutachten. Das letzte stammt laut Haffner aus den 1980er Jahren.
Das Problem bei Schulflügen sei, dass sie in niedriger Höhe, immer im Kreis und mit Vollgas unterwegs seien. Die Flugzeuge seien teils 50 Jahre alt und entsprechend laut, kritisiert er. Solche Flüge über dicht bebautem Gebiet seien nicht nur nervig, sondern auch gefährlich, da Flugschüler naturgemäß nicht so sicher flögen wie langjährige Privatpiloten und zudem das Verhalten bei einem Motoraussetzer üben müssten.
Da es sich beim Landeplatz Essen-Mülheim um einen Sichtflughafen handele, nehme die Anzahl der Flüge natürlich wie von der Bürgerin beobachtet, in der helleren Jahreszeit deutlich zu. Die Flüge des Luftschiffs sind laut Haffner allerdings in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Er vermute, dass es womöglich gar nicht mehr fliegen werde.
Die Flughafen-Gesellschaft Essen-Mülheim bestätigt auf Anfrage, dass es in den ersten beiden Monaten 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Steigerung der Flugbewegungen gegeben habe, insbesondere bei den gewerblichen Schulflügen. Dieser Anstieg sei auf die sehr guten Flugwetterbedingungen im Januar und Februar zurückzuführen.
Immer Sommer wird mehr geflogen, weil es länger hell ist
Grundsätzlich gebe es in den Sommermonaten mehr Flugbewegungen als im Winter. Das liege zum einen an den besseren Wetterbedingungen, zum anderen daran, dass in der warmen Jahreszeit mehr private Flüge und Rundflüge stattfänden. Die Corona-Pandemie habe aufgrund des fehlenden Passagierflugbetriebes in Essen-Mülheim nur sehr geringe Auswirkungen auf den Flugbetrieb gehabt: „Die gewerbliche Pilotenausbildung war nahezu während der gesamten Corona-Pandemie unter Beachtung der geltenden Schutzmaßnahmen möglich. Lediglich während des ersten Lockdowns von Ende März bis Mitte April 2020 fanden kaum Flugbewegungen statt.“
In der Stellungnahme heißt es weiter: „Eine deutliche Zunahme der Flugbewegungen des Luftschiffs, die sehr witterungsabhängig sind und sich daher auf die Monate April bis September konzentrieren, können wir nicht bestätigen. Weder Ende 2021, noch in den ersten beiden Monaten 2022 kam es zu einer einzigen Flugbewegung des Luftschiffes.“ Man habe bereits in den vergangenen Jahren Maßnahmen zur Lärmminderung eingeleitet und umgesetzt. Die lärmintensiven Helikopter-Flüge seien weniger geworden, neue Anflugrouten verliefen über weniger bewohnte Gebiete.
Flughafen-Gesellschaft will zur Lärmminderung beitragen
Auch gelte: Je schlechter die Lärmkategorie, desto höher das Landeentgelt. An Wochenenden seien die Betriebszeiten eingeschränkt worden, wodurch Flüge in den Randzeiten nur nach Anmeldung zu einem erhöhten Landeentgelt möglich seien. Zukünftig würden insbesondere innovative Antriebsformen zur Lärmreduzierung und zum Klimaschutz beitragen, teilt die Flughafen GmbH mit. So habe die Firma WDL bereits ein rein elektrisch angetriebenes Flugzeug für Schulungsflüge angeschafft, das noch in diesem Geschäftsjahr zum Einsatz kommen solle.
Die FEM GmbH plane die Installation eines Instrumentenlandesystems. Dadurch könnten die Platzrundenflüge reduziert werden. Veränderte An- und Abflugrouten sollten Lärmschwerpunkte vermeiden.