Essen. Essener Flugmodell-Sportler fühlen sich von Besuchern des islamischen Friedhofs drangsaliert. Nach Flugzeug-Diebstahl beschweren sie sich beim OB

Der Dauerkonflikt zwischen Modellflugsportlern und Besuchern des benachbarten islamischen Bestattungsfeldes am Hallo-Friedhof ist zu Beginn des neuen Jahres abermals eskaliert. Wie der Vorstand des Flug-Modell-Sportclubs Essen Nord-Ost mitteilt, soll ein Vereinskollege am Neujahrstag bestohlen worden sein. Drei flüchtige Täter hätten ein Flugzeug, einen Koffer mit Akkus, Ladegerät und Werkzeug im Wert von rund 700 Euro entwendet. Für Vorstandsmitglied Christian Wulf steht dieser mutmaßliche Diebstahl in einer langen Reihe von Scherereien mit Besuchern des islamischen Friedhofs. In einem Brief an OB Thomas Kufen verlangt er – erkennbar gereizt – nicht nur mehr Polizeipräsenz, sondern obendrein einen Belegungsstopp für diesen Teil des Friedhofs.

Verein beklagt sich bei OB Kufen: „Viele Mitglieder trauen sich nicht mehr auf den Platz“

Der Modell-Sportclub befinde sich nach etlichen Austritten zum Jahresende in einem schlechten Zustand. „Viele Mitglieder trauen sich nicht mehr auf den Platz“, klagt Wulf – und fügt hinzu: „Sie haben schlichtweg Angst um ihre Gesundheit!“. Inzwischen sei es eine psychische Belastung, hier Fliegen zu gehen.

Im vergangenen Jahr seien Vereinsmitglieder geschlagen und bespuckt worden. Ein neun Jahre alter Nachwuchs-Pilot sei herumgeschubst und sein Modellflugzeug mutwillig zerstört worden. Mehrfach sei die Polizei gerufen worden, wenn es Konflikte mit Friedhofsbesuchern gegeben habe. Der aktuelle Diebstahl am Neujahrstag habe zur dritten Anzeige binnen eines Jahres geführt.

Mitglieder des Flugmodell-Sportclubs Essen Nord Ost – hier ein Archivbild – fühlen sich durch Besucher des benachbarten islamischen Bestattungsfeldes immer wieder drangsaliert. Nach einem Flugzeug-Diebstahl am Neujahrstag eskaliert der Konflikt.
Mitglieder des Flugmodell-Sportclubs Essen Nord Ost – hier ein Archivbild – fühlen sich durch Besucher des benachbarten islamischen Bestattungsfeldes immer wieder drangsaliert. Nach einem Flugzeug-Diebstahl am Neujahrstag eskaliert der Konflikt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die Polizei bestätigt den Diebstahl, der am Samstag gegen 15.15 Uhr passiert sein soll, als ein 59 Jahre altes Vereinsmitglied trainierte und gerade ein Flugzeug in der Luft hatte. Ein anderes Clubmitglied sei Zeuge des Diebstahls geworden und habe den Piloten alarmiert. Der 59-Jährige habe daraufhin die Verfolgung der drei mutmaßlichen Diebe übernommen. Das Trio sei durch das Waldstück in Richtung Langemarck- /Bonifaciusstraße geflüchtet, dort in einen grünen VW Lupo gestiegen und davongefahren.

Polizei bestätigt Diebstahl des Modellflugzeugs

Zwei Tatverdächtige werden als schlank und mittelgroß (170 bis 180 cm) beschrieben, der eine habe das gestohlene Modellflugzeug bei sich gehabt, der andere den entwendeten Koffer. Der dritte (160 bis 170 cm) sei übergewichtig. Alle drei seien dunkelhaarig und dunkel gekleidet gewesen. Ein Vereinsmitglied behauptet, sie seien vom islamischen Friedhof gekommen.

Ein gravierender Zwischenfall am Rande einer muslimischen Großbeerdigung hat im vergangenen Sommer für Schlagzeilen gesorgt. Ein Gast der Trauerfeier hatte einen leitenden Mitarbeiter des Hallo-Friedhofs mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Nach Prügelattacke entschließt sich die Stadt zu neuem Sicherheitskonzept

Die Stadt Essen hat aufgrund dieses Vorfalls, wegen der zunehmenden Verkehrsprobleme und massiven Anwohnerbeschwerden „Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Sicherheit und Ordnung auf den Essener Friedhöfen“ vorgelegt. Nach dem neuen Sicherheitskonzept soll es nur noch eine muslimische Bestattung am Tag geben, wenn es sich um Verstorbene aus einer Großfamilie handelt. Auf dem Friedhof selbst sollen Shuttle-Fahrzeuge eingesetzt werden. Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst erhöhen ihre Präsenz, externes Sicherheitspersonal sorgt für Verstärkung.

Kontrovers diskutiert die Politik darüber hinaus die Frage, ob muslimische Bestattungen künftig auch auf anderen Friedhöfen im Stadtgebiet möglich sein sollen – und falls ja, auf welchen.

Der Vorstand des Essener Flugmodell-Sportclubs erwähnt ausdrücklich die „vielen netten Begegnungen“ mit muslimischen Friedhofsbesuchern während des Trainingsbetriebs. Gleichwohl schreibt Christian Wulf in an OB Kufen: „Verteilen sie die muslimischen Gräber über alle Friedhöfe und die Probleme sind gelöst!“

Hallo-Friedhof und Modellflug

Das Islamische Bestattungsfeld des Hallo-Friedhofs und das benachbarte Modellflugsport-Gelände befinden sich in Stoppenberg/Schonnebeck hoch gelegen auf einem künstlichen Berg, der mit Erdreich aus dem Essener U-Bahnbau aufgeschüttet wurde.Es ist über zwei Wege zu erreichen: über den Haupteingang unten an der Hallostraße und oben über den Weg zur Langemarckstraße. Dieser führt unmittelbar am Gelände des Flugmodell-Sportclubs vorbei und ist stark frequentiert.Das Vereinsgelände des Flugmodell-Sportclubs diente ursprünglich als Reservefläche für den Hallo-Friedhof. Zu einer Erweiterung soll es aber nicht mehr kommen.