Essen-Werden. Auf einer digitalen Gemeindeversammlung wurde das Aus für die Werdener Traditionsgaststätte verkündet. Das sind die Pläne von St. Ludgerus.
Die „Domstuben“ wird es wohl bald nicht mehr geben. Auf einer digitalen Gemeindeversammlung verkündete die Projektgruppe St. Ludgerus jetzt das bevorstehende Aus der Werdener Traditionsgaststätte. Der Vorschlag: Abriss und verkleinerter Neubau an der Brückstraße. Von einem Hotelbetrieb soll Abstand genommen werden.
Personelle, finanzielle und konzeptionelle Neuausrichtung der Gemeinde
Die Gemeinde personell, finanziell und konzeptionell neu auszurichten, das ist das Ziel des Pfarreientwicklungsprozesses, den die Propsteipfarrei St. Ludgerus ebenso wie die anderen Gemeinden des Bistums Essen gerade vollzieht. In zwei digitalen Gemeindeversammlungen wurde von den Projektgruppen St. Markus und St. Ludgerus über den aktuellen Stand berichtet. Schwerpunkt war und ist dabei die Neugestaltung der nicht denkmalgeschützten „Domstuben“.
Grundlage der Gemeindeplanungen ist das von den verantwortlichen Gremien verabschiedete Votum, das vor zwei Jahren von Bischof Franz-Josef Overbeck bestätigt wurde. Unter dem Leitwort „Zusammen wachsen“ sind künftig zwei größere Standorte in Werden und Bredeney vorgesehen, zwei kleinere in Haarzopf sowie in Heidhausen / Fischlaken.
Das Jugendheim soll aufgegeben und vermietet werden
Dort sind jeweils Standorte für die Kinder- und Jugendarbeit geplant. Ende Januar hatte die eingesetzte „PEP-Steuerungsgruppe“ zunächst Pastoralteam, Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand informiert, es folgten Treffen mit den vier Gemeinderäten der Pfarrei. Den Abschluss der Präsentationen bildeten nun die digitalen Pfarreiversammlungen.
Mechthild Keienburg und Tobias Grau berichteten aus der Werdener Projektgruppe. Das Ludgerushaus ist seit Jahresbeginn an die Folkwang Universität der Künste vermietet. In der ehemaligen Kaplanei werden Wohnmöglichkeiten für Studierende geschaffen. Das Jugendheim soll aufgegeben und vermietet werden. Der Schatzkammer und dem Bistumsarchiv wurden die Archivbestände übergeben, so dass im Pfarrhaus nun das zentrale Pfarrbüro eingerichtet werden kann. Für den Erhalt und die Renovierung der Luciuskirche sollen öffentliche Fördermittel beantragt und ein Förderverein gegründet werden.
Laut dem Kita-Zweckverband soll die Einrichtung „Rummelpott“ mittelfristig aufgegeben werden. Auf Dauer müsse für die „weitere Kirche“ Zur Schmerzhaften Mutter Maria eine Lösung gefunden werden, dort stehe die Orgel unter Denkmalschutz. Für das „Betreute Wohnen“ in der Urbachstraße ist die Übernahme der Trägerschaft durch das Franz Sales Hauses geplant.
Ein „uferloses Sanierungskarussell“ soll vermieden werden
Schwerpunkt der Projektgruppe ist aber die seit mehr als 15 Monaten leerstehende Gaststätte „Domstuben“. Das werde eine für die Gemeinde geradezu außerordentliche Aufgabe, erklärte Tobias Grau. Die Bausubstanz sei stärker geschädigt als vermutet. Ein geradezu dramatischer Anstieg der Kosten einer Sanierung sei zu verzeichnen von ursprünglich 1,2 bis 1,7 Millionen auf inzwischen 3,4 Millionen Euro. Unter anderem seien 200.000 Euro fällig für Elektroinstallationen und 700.000 Euro für Sanitär, Lüftung und Heizung. Der barrierefreie Umbau nebst Aufzug werde ebenfalls große Summen verschlingen.
Die ersten Entscheidungen fallen in Kürze
Im Sommer dieses Jahres wollen die verantwortlichen Gremien die endgültigen Entscheidungen für die Standorte St. Ludgerus Werden und St. Markus Bredeney treffen.In den Gemeinden Christus König Haarzopf und St. Kamillus Heidhausen / Fischlaken ist der Auftakt für die jeweiligen Standort-Projekte im Jahr 2022 vorgesehen.Die neue Homepage der Pfarrei www.ludgerus.ruhr ist geschaltet und mit info-pep@ludgerus.ruhr eine eigene Email-Adresse für den Pfarreientwicklungsprozess eingerichtet. Darüber können Fragen gestellt, Anmerkungen und Anregungen gegeben werden.
Man wolle aber ein „uferloses Sanierungskarussell“ vermeiden, vor allem angesichts in jüngster Zeit stark gestiegener Baukosten. Allerdings werde ein Neubau ebenfalls Geld kosten, vermutlich in ähnlicher Höhe. Weiterhin sei man also in konstruktiven Gesprächen mit dem Franz Sales Haus, um das Projekt mit einem sozialen Aspekt zu verbinden. Doch eine die Kosten deckende Pacht könne das Franz Sales Haus nicht zahlen. Nun müsse man neu denken, denn eine Sanierung im Bestand sei wirtschaftlich nicht vertretbar.
Integratives Wohnen statt eines Hotelbetriebs denkbar
Propst Schmidt betonte noch einmal, dass er sich eine gastfreundliche Stätte wünsche, die einerseits der Gemeinde ausreichend Platz lasse, aber auch den Besuchern Werdens offenstehe. Nun soll ein kleinerer Neubau geprüft werden mit einem großen Veranstaltungsraum. Auf Hotelzimmer solle jedoch verzichtet werden. Eventuell wäre stattdessen integratives Wohnen denkbar. Mechthild Keienburg versprach, man werde bei einem Neubau der „Domstuben“ die Fassade dem historischen Ensemble an der Brückstraße anpassen.
Die zweistündige Versammlung beendete der Propst mit nachdenklichen Worten: „Wir sind als Kirche momentan in einer besonders schwierigen Situation.“ Trotzdem oder gerade deshalb wolle man es wagen, etwas Neues zu implementieren: „Wir blicken in die Zukunft und wir planen in die Zukunft. Wir wollen nicht nur auf tote Steine schauen, sondern auf die lebendigen Steine, die unsere Gemeinde tragen.“