Essen-Werden. . Mit Landesgeldern ist der Klosterbibliothek Werden zu neuem Glanz verholfen worden. So werden die wertvollen Handschriften jetzt präsentiert.

Wie sie einst wohl ausgesehen hat, die Bibliothek des Klosters Werden? Mit 11.000 Werken war sie im Mittelalter eine der bekanntesten ihrer Art – und unwillkürlich drängen sich einem bei diesen Zahlen Szenen aus dem Kinofilm „Im Namen der Rose“ auf: ellenlange Regalreihen, vollgestopft mit riesigen ledergebundenen Büchern. Davor sitzen Mönche an langen Bänken, die mit Federkiel auf feinem Papyrus schreiben.

„Die Werdener Mönche nutzten die Bücher für ihre Liturgie, schrieben die Bibel ab, forschten und verfassten aber auch eigene Schriften“, erklärt Gregor Meder, Mitglied des Schatzkammerausschusses der Pfarrgemeinde St. Ludgerus. Einen Teil dieses riesigen Bestandes, gut 2500 Bücher, können Besucher nun in Werden anschauen – in der Schatzkammer werden sie im Untergeschoss erstmals zur Gänze präsentiert.

Die Bücher sind verstreut in alle Welt

Andrea Wegener, Leiterin der Schatzkammer, freut sich über den Einzug der Kostbarkeiten, der vor einigen Wochen über die Bühne ging. „Mit der neuen Präsentation bekommt der Bibliotheksbestand wieder seinen Wert zurück“, findet Wegener, die seit Jahren die Realisierung befürwortet und unterstützt hat.

Die Bücher sind zumeist in Leder eingebunden.
Die Bücher sind zumeist in Leder eingebunden. © Christof Köpsel

Denn mit der Säkularisierung im Jahr 1803 kam das Ende der prächtigen Bibliothek, wurde der Bestand radikal reduziert – teils wurden Bücher verkauft, teils wurden Exemplare geraubt. Der Bestand sei auf der ganzen Welt verstreut, sagt Meder, der die verbliebenen Exemplare für die Rückführung nach Werden durchgeschaut und schon einige Schriften genauer erforscht hat.

Die verschlungenen Wege des Bestandes

Teile der Bibliothek, darunter wertvolle Handschriften, kamen im 19. Jahrhundert zur Paulinischen Bibliothek in Münster; von dort gelangten Werdener Handschriften 1823 nach Berlin. Der größte Teil der in Münster verbliebenen Exemplare wurde aber bei einem Brand im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Jahr 1811 besaß die Düsseldorfer Handbibliothek circa 1300 Bände aus Werden.

Bibelglossierung mit Kommentar von Erasmus von Rotterdam (1520) in der Schatzkammer der Klosterbibliothek in Essen-Werden.
Bibelglossierung mit Kommentar von Erasmus von Rotterdam (1520) in der Schatzkammer der Klosterbibliothek in Essen-Werden. © Christof Köpsel

Etwa 1800 Titel des Bestandes, zumeist pastorale, theologische und juristische Werke, wurden 1811 der Pfarrgemeinde St. Ludgerus in Werden übergeben. Eine Leihgabe dieses Bestandes landete 1984 in der Abtei Gerleve und war Teil der Diözesanbibliothek des Priesterseminars. Das wurde 2007 allerdings aufgelöst. Seitdem verschwanden die Bücher im Depot: Aus konservatorischen Gründen stand kein anderer gesicherter und zugleich für die Öffentlichkeit zugänglicher Platz zur Verfügung.

Das hat sich nun geändert: Die finanzielle Unterstützung des Landes ermöglichte den Umzug in die Schatzkammer Werden. „Durch die öffentliche Sichtbarkeit der Bibliothek kann noch deutlicher vermittelt werden, wie prachtvoll einst der Bestand der Bibliothek war und welche Bedeutung das Werdener Kloster hatte“, betont Wegener.

>>> HIER WIRD DER SCHATZ PRÄSENTIERT

  • In einem Vortrag im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Mein Schatz – Dein Schatz. Museumsgespräche in der Schatzkammer Werden“ werden die Höhepunkte aus der Klosterbibliothek von Gregor Meder vorgestellt: am Donnerstag, 11. April, um 19.45 Uhr.
  • Auch am Samstag, 18. Mai, gibt es ab 15.30 Uhr bei einer Spezialführung die Gelegenheit, den kostbaren Bücherschatz zu sehen.
  • Die Schatzkammer St. Ludgerus, Brückstraße 54, ist erreichbar unter Telefon 0201/49 18 01 sowie per E-Mail unter schatzkammer@st.ludgerus-werden.de. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr. Weitere Informationen gibt es auf www.schatzkammer-werden.de im Internet.