Duisburg. Nach der Kontrolle wohnen im Weißen Riesen offiziell plötzlich 500 Menschen weniger. Was die Stadt jetzt über Duisburgs berüchtigstes Hochhaus weiß.

Polizei und Ordnungsamt sind regelmäßig am Weißen Riesen in Duisburg-Hochheide, aber sie waren es noch nie mit so vielen Einsatzkräften gleichzeitig wie am Morgen des 29. Oktober 2024. Rund 400 Beamte überprüften alle 320 Wohnungen, die Polizei nahm 16 verdächtigte Straftäter vorläufig fest.

Aus der riesigen Meldekontrolle im berüchtigten Hochhaus hat die Stadtverwaltung nun Erkenntnisse gezogen. Eine von ihnen: Im Weißen Riesen waren viel mehr Menschen mit einem Wohnsitz gemeldet als dort wirklich wohnen.

Weißer Riese in Duisburg: Meldebehörde streicht fast 500 Wohnsitze

Ende Oktober waren bei der Stadt noch 1414 Bewohner unter den Adressen Ottostraße 58, 60, 62 und 64 gemeldet. Davon konnten die Behörden bei der Kontrolle aber nur 591 Menschen antreffen. Außerdem fand sie 124 Personen, die dort nicht registriert waren. Bei rund 120 Wohnungen öffnete niemand die Tür.

Im Oktober hat die Stadt Duisburg alle 320 Wohnungen des Weißen Riesen kontrolliert. Außerdem vollstreckte die Polizei mehrere Haftbefehle.
Im Oktober hat die Stadt Duisburg alle 320 Wohnungen des Weißen Riesen kontrolliert. Außerdem vollstreckte die Polizei mehrere Haftbefehle. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nach der Aktion habe die Verwaltung das Melderegister überarbeitet. Das Ergebnis: „Derzeit sind in dem genannten Komplex 927 Personen gemeldet“, teilt Sprecher Maximilian Böttner unserer Redaktion mit. Das Hochhaus ist also um 487 registrierte Bewohner geschrumpft.

„Es hat sich gezeigt, dass über ein Drittel der gemeldeten Bewohner unter der Anschrift nicht zu ermitteln waren und demnach von Amts wegen abgemeldet wurden“, führt Böttner aus. Das heißt: Die Meldebehörde hat die Wohnsitze der Personen, die nicht im Haus angetroffen oder im Nachgang erreicht werden konnten, aus ihrem Register gestrichen.

Stadt Duisburg will Betrug mit Sozialleistungen aufdecken

Mit der Aktion im Oktober wollte die Stadt nicht nur ihr Melderegister überarbeiten, sondern vor allem überprüfen, ob sich Menschen mit einer falschen Wohnsitzmeldung dort Sozialleistungen erschleichen. Eine gängige Betrugsmasche: Käufer von Schrott-Immobilien melden Leistungsbezieher bei der Stadt an und kassieren Bürgergeld vom Jobcenter, vermieten die Wohnungen aber unter.

Ähnlich funktioniert die Praxis beim Kindergeld: Familien melden mehr Kinder bei der Stadt an, als sie tatsächlich haben. Mit dieser Meldung beantragen sie Kindergeld bei der Familienkasse und kassieren dadurch Geld für Kinder, die es gar nicht gibt. Das Risiko, entdeckt zu werden, ist gering, weil der Anspruch oft nur einmal geprüft wird.

Am Erlinghagenplatz in Friemersheim wurden durch diese Praxis insgesamt über 13.000 Euro Kindergeld zu Unrecht ausgezahlt, wie die Familienkasse West nach einer großen Razzia vor zwei Jahren feststellte. Hätte es die Aktion nicht gegeben, hätten weitere bis zu 584.000 Euro Kindergeld zu Unrecht ausgezahlt werden können, lautete damals die Rechnung der Familienkasse.

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Betrug mit Sozialleistungen? Ergebnisse stehen noch aus

Um solche Machenschaften aufzudecken, hat die Stadt zuletzt mehrfach die Problemhäuser in Neumühl kontrolliert – und eben auch den Weißen Riesen im Oktober. Ein Ergebnis mit Blick auf den möglichen Sozialleistungsbetrug im Hochhaus liege noch nicht vor, meint Stadtsprecher Maximilian Böttner.

Hinsichtlich der fast 500 abgemeldeten Wohnsitze betont er jedoch: „Das Ergebnis unterstreicht die Notwendigkeit solcher Kontrollen und deswegen werden durch den Städtischen Außendienst weiterhin entsprechende Kontrollen durchgeführt werden.“

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>> Details zur großen Meldekontrolle am Weißen Riesen

  • Die große Meldekontrolle am Weißen Riesen liegt jetzt rund vier Monate zurück. Am 29. Oktober rückten Polizei und Ordnungsamt mit rund 400 Kräften zur Ottostraße aus. Sie überraschten die Bewohner in den frühen Morgenstunden.
  • Wenige Stunde nach der Aktion lautete eine vorläufige Bilanz der Stadt: „Von 1414 dort gemeldeten Menschen wurden insgesamt 591 gemeldete und 124 nicht gemeldete Personen angetroffen. Bei rund 120 Wohnungen müssen noch weitere Ermittlungen erfolgen.“
  • Die Polizei Duisburg nahm 16 Personen vorläufig fest. Gegen sie bestand der Verdacht des illegalen Aufenthalts. Zwei von ihnen seien per Abschiebehaftbefehl gesucht worden.