Duisburg. Im Hauptbahnhof Duisburg fehlt ein Lebensmittelmarkt. Gerüchte über einen Discounter kursieren. Es interessieren sich wohl mehrere Ketten für eine Fläche.

Als „Einkaufsbahnhöfe“ bewirbt die Deutsche Bahn ihre Hauptbahnhöfe, in denen sich (nicht nur) Reisende in Geschäften und Gastronomiebetrieben versorgen können. In der Geschäftswelt des Duisburger Hauptbahnhofs gibt es jede Menge Bewegung. Was besonders viele Fahrgäste und Bewohner der Innenstadt interessieren dürfte: Die Deutsche Bahn arbeitet daran, ihre größte Fläche an eine Supermarkt-Kette zu vermieten.

Die DB Station & Service AG sucht einen Mieter für die größte freie Verkaufsfläche im Hauptbahnhof. Der Zugang zu diesen Großräumen liegt in der hochfrequentierten Empfangshalle am Portsmouthplatz, zurückgesetzt zwischen der Starbucks-Filiale und Blumen Große-Kock. Dort war bis zum Oktober 2024 die Merkur-Spielothek untergebracht, 17 Jahre lang.

Die Bahn hatte einer Verlängerung des Vertrags mit der Glücksspiel-Firma nicht zugestimmt, weil sie die attraktiv gelegene Fläche anderweitig vermieten möchte. „Im Laufe des kommenden Jahres wird es aller Voraussicht nach einen Mieterwechsel geben“, hatte ein Bahnsprecher im Oktober erklärt. „Vor dem Wechsel sind allerdings noch bauliche Änderungen notwendig.“

Zum Nachmieter kursiert seit Wochen ein Gerücht in der Einkaufspassage. Wer mit Verkäuferinnen und Verkäufern über den künftigen Mieter spricht, erhält diese Antwort: „Da zieht ein Lidl-Markt ein.“ Woher sie dies wissen? „Das habe ich gehört“, lautet der Tenor.

Hauptbahnhof Duisburg: Bahn verhandelt „mit Interessenten aus Lebensmittelbranche“

Die Deutsche Bahn macht auf Nachfrage keine Angaben zu Interessenten. Allerdings verrät ein Sprecher: „Wir können Ihnen nur bestätigen, dass wir Gespräche führen mit Interessenten aus der Lebensmittelbranche. Dies passt gut in unser Konzept. Weitere Informationen können wir erst bekannt geben, sobald die Fläche vergeben ist.“

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Eine Sprecherin des zweitgrößten Discounter-Konzerns der Welt (hinter Aldi) dementiert die Verhandlungen nicht, bittet jedoch um „Verständnis dafür, dass wir keine weiteren Angaben zu unserer zukünftigen Standortplanung machen möchten“.

Sie antwortet für Lidl allgemein: „Wir entwickeln unser gesamtes Filialportfolio kontinuierlich qualitativ und quantitativ weiter. Dabei gehört der Ausbau des Filialnetzes zu den zentralen Treibern für ein nachhaltiges Wachstum von Lidl in Deutschland. Wir beabsichtigen, auch weiterhin die letzten weißen Flecken auf der Deutschlandkarte zu schließen, damit jeder Kunde schnell und bequem bei Lidl einkaufen kann. Dafür prüfen wir grundsätzlich alle verfügbaren Standorte – egal ob in ländlichen Gebieten oder attraktiven Innenstadtlagen wie beispielsweise in Duisburg.“

Als ein solch weißer Fleck im Lidl-Netz kann das Duisburger Zentrum durchaus bezeichnet werden. Lidl ist zwar an der Koloniestraße 78 in Neudorf-Süd und an der Brückenstraße 60 in Hochfeld vertreten, aber nicht mitten in der Stadt.

Anders die größte Konkurrenz: Aldi Süd betreibt ebenfalls eine Filiale in Neudorf-Süd, eröffnete 2020 aber auch den Markt im Forum. Aldi Süd „fühlt sich in Duisburg, wo das Unternehmen zuletzt den Prototypen der neuen Filiale in Holzbauweise vorgestellt hat, grundsätzlich sehr wohl und ist dort immer auf der Suche nach attraktiven Standorten“, antwortet ein Sprecher auf die Frage zum Hauptbahnhof. Aber auch bittet um Verständnis, „dass wir uns zu möglichen Verhandlungen über konkrete Standorte nicht näher äußern möchten“.

Verhandelt auch Edeka mit der Deutschen Bahn?

Großes Ladenlokal im Duisburger Hauptbahnhof
Die größte Ladenfläche im Duisburger Hauptbahnhof wird saniert. Zuvor war dort die Merkur-Spielothek 17 Jahre untergebracht. Zieht dort ein Supermarkt ein? © Funke Foto Sercives | Philipp Wahl

Auch die Edeka-Gruppe reagiert auf Anfrage der Redaktion zur Fläche in der Empfangshalle mit derselben Floskel: „Wir bitten um Verständnis, dass wir Ihnen zum aktuellen Zeitpunkt leider keine Auskunft zum Duisburger Hauptbahnhof geben können.“ Verhandelt also auch Edeka mit der Bahntochter DB Infrago? Im Düsseldorfer Hauptbahnhof etwa gibt es auf 186 Quadratmetern den laut Eigenauskunft „kleinsten EDEKA der Welt“.

Für „Rewe to go“ meldet sich ein Sprecher von Lekkerland zurück, einem Tochterunternehmen der Rewe Gruppe, das auf Convenience spezialisiert ist. Er bittet „um Verständnis, dass wir uns aus strategischen Gründen nicht dazu äußern, ob bestimmte Standorte für uns interessant sind oder nicht.“

Ein „Expansionsmanager“ beantwortet die Nachfrage für eine andere Rewe-Tochter, für Penny: „Bezüglich des Standorts im Hauptbahnhof müssen wir leider mitteilen, dass wir bislang kein konkretes Vermarktungsangebot erhalten haben. Daher ist es uns nicht möglich, die Fläche abschließend zu bewerten.“ Die Discounter-Kette sei „generell an Standorten mit hoher Fußläufigkeit in attraktiven Lagen“ interessiert.“ Auch Penny hatte 2020 einen Discounter an der Königstraße eröffnet. „In diesem Zusammenhang sehen wir uns mit unserem Standort an der Königstraße 13 sehr gut aufgestellt. Dort verzeichnen wir steigende Umsätze.“

Bahnhofsmärkte dürfen auch an Sonn- und Feiertagen öffnen

Für das Interesse der Lebensmittelhändler am Duisburger Hauptbahnhof spricht darüber hinaus, dass es die Konzerne in die Innenstädte, in und an die Hauptbahnhöfe zieht: Den Lidl-Markt im Essener Bahnhof gibt es seit 2009, in Düsseldorf eröffnete eine Lidl-Filiale unmittelbar am Hauptbahnhof 2021.

Aufgrund einer Ausnahmeregelung im Ladenöffnungsgesetz darf der Lidl in Essen (wie alle Bahnhofsgeschäfte) auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet bleiben. Das nutzt neuerdings auch eine im September eröffnete Aldi-Filiale mit Zugang zum Essener Hauptbahnhof. Im Oberhausener Bahnhof ist ein „Rewe To go“ sieben Tage die Woche von fünf bis 24 geöffnet, freitags uns samstags sogar bis 1 Uhr.

Supermarkt würde Lücke im Duisburger Hauptbahnhof schließen

Diesen Verkaufsvorteil hätte auch ein Supermarkt im Duisburger Hauptbahnhof. Im Gegenzug wäre ein Lebensmittelmarkt für den Hauptbahnhof ein Gewinn, würde eine Lücke schließen. Denn anders als in den größten NRW-Bahnhöfen fehlt in Duisburg selbst ein Kleinstsupermarkt mit Convenience-Angeboten, wie sie etwa die Yorma’s AG in Essen und Dortmund betreibt. Obendrein würden in einem Duisburger Bahnhofsmarkt sonntags auch Kunden aus Neudorf und Dellviertel Besorgungen machen.

Wie meist bei ihren Vermietungen wird die DB ihre Fläche nach den Bedürfnissen des Mieters sanieren und vorbereiten. Zu sehen ist davon in der ehemaligen Spielothek noch nicht viel – ein Gitter und eine Plane versperren den Blick auf die Fläche. Dahinter führen von einem kreisrunden Foyer Eingänge in getrennte Räume. Für einen Supermarkt müssten dort wohl Wände abgerissen werden.

>> Neueröffnungen und Schließungen im Hauptbahnhof Duisburg