Duisburg. Die Baukrise macht der Duisburger Baugesellschaft Gebag schwer zu schaffen. Die Stadt stellt sie neu auf – und plant einen drastischen Umbruch.

Die Gebag steht vor einem drastischen Personalabbau. Die städtische Baugesellschaft könnte sich von bis zu einem Drittel ihrer insgesamt 228 Beschäftigten trennen. Außerdem soll die Gebag FE, Tochtergesellschaft für Flächenentwicklung, wieder in die Kernverwaltung zurückgeführt werden. Darüber wurde die Belegschaft der städtischen Baugesellschaft am Donnerstag bei einer Betriebsversammlung von Geschäftsführer Winand Schneider informiert.

„Es gibt keine finanzielle Schieflage“, betonte Schneider. Die Gebag werden auch für das Geschäftsjahr 2024 einen Gewinn ausweisen. Es gehe bei den geplanten Einschnitten darum, eine weitere Belastung der Muttergesellschaft durch ihre Tochter für Flächenentwicklung zu verhindern. „Wir werden uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren.“

Kein Ende der Baukrise: Die Marktlage habe sich „extrem zugespitzt“, sagt Gebag-Geschäftsführer Winand Schneider.
Kein Ende der Baukrise: Die Marktlage habe sich „extrem zugespitzt“, sagt Gebag-Geschäftsführer Winand Schneider. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Entwicklung der Duisburger Großprojekte braucht noch Zeit

Die Gebag FE wurde gegründet zum Erwerb und der Vermarktung der ehemaligen Bahn-Areale am Güterbahnhof (Duisburger Dünen), Wedau-Nord (Technologiezentrum und Uni-Campus) sowie Rangierbahnhof Wedau (6-Seen-Wedau). Solange der Abbau der Verbindlichkeiten für den Flächenkauf und die Entwicklung nicht vorankommt, erschweren sie auch die Finanzierung der Muttergesellschaft. „Das Rating der Gebag bei den Banken wird durch die FE belastet“, erläutert Stadtdirektor Martin Murrack, „als Stadt haben wir da einen längeren Atem.“

Betriebsbedingte Kündigungen werde es im Zuge des vorgesehenen Personalabbaus nicht geben, betont der Stadtdirektor. „Das wird sozialverträglich geschehen, die Mitarbeitenden werden Angebote bekommen, innerhalb des Stadtkonzerns zu wechseln. Dort können wir ihre Fähigkeiten gut gebrauchen.“ Ein solcher Transfer gelang im vergangenen Jahr bei der Auflösung des städtischen Immobilienmanagements IMD. Die Belegschaft wechselte fast komplett zu den Wirtschaftsbetrieben.

Auf den „längeren Atem der Stadt“ setzt Stadtdirektor Martin Murrack bei der Neuordnung der Flächenentwicklung in Duisburg. Die Gebag FE soll deshalb in die Kernverwaltung eingegliedert werden.
Auf den „längeren Atem der Stadt“ setzt Stadtdirektor Martin Murrack bei der Neuordnung der Flächenentwicklung in Duisburg. Die Gebag FE soll deshalb in die Kernverwaltung eingegliedert werden. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Neuordnung: 50 bis 90 Arbeitsplätze bei der Gebag betroffen

Wie stark der Personalabbau, der sich im Laufe des Jahres vollziehen soll, tatsächlich ausfällt, steht noch nicht genau fest. Die FE habe lediglich 15 eigene Beschäftigte. Den Wechsel der Gebag-Tochter in die Kernverwaltung soll der Rat im Juni beschließen. Welche weiteren Gebag-Beschäftigten oder gesamte Aufgabenbereiche die Seiten wechseln werden, soll eine Neuorganisation des Aufgabenbereichs „Wohn- und Gewerbeflächenentwicklung“ erbringen. „Insgesamt sind zwischen 50 und 90 Arbeitsplätze bei der Gebag betroffen“, sagt Geschäftsführer Winand Schneider.

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Eine Organisations- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Aufgabenbereichs Flächenentwicklung ließ die Verwaltung bereits im vergangenen November vom Rat beschließen. Aktuell beschäftigen sich neben der Gebag und ihrer FE-Tochter die Wirtschaftsförderung DBI und die Projektgesellschaft Technologiezentrum Wedau ebenso mit Flächenentwicklung wie die beiden Stadt-Dezernate für Stadtentwicklung und Wirtschaft.

Es gelte, „Kernkompetenzen der Beteiligten zu identifizieren, Doppelstrukturen zu vermeiden und unterschiedliche Zielrichtungen zu definieren“, heißt es in der Ratsvorlage. Es gebe „gute Gründe, die Flächenentwicklung bei der Stadt anzusiedeln“, sagt der Stadtdirektor. Ergebnis der Untersuchung wird eine neue Organisationsstruktur sein, in der sich auch die Gebag FE wiederfindet.

Investitionen im Bestand kann die Gebag nicht über höhere Mieten refinanzieren

Auf die Entwicklung des eigenen Bestandes wird sich künftig ein deutlich kleineres Gebag-Team fokussieren. „Die Marktlage hat sich extrem zugespitzt“, sagt Geschäftsführer. Unverändert hohe Baukosten erschweren Projekte für bezahlbaren Mietwohnungsbau. Dennoch werde man in diesem Jahr mit dem Bau von 80 Wohnungen in 6-Seen-Wedau beginnen, kündigt Schneider an.

Die Herausforderungen bei der Modernisierung bleiben groß. Allein die Sanierung des City-Wohnparks in Hochfeld kostet 40 Millionen Euro. Durch Mieterhöhungen kann die Gebag diese Investitionen hier und an anderer Stelle zur in geringem Umfang refinanzieren, weil ihr Geschäftszweck unverändert bleibt: günstigen Wohnraum bereitzustellen.

>> NEUER GEBAG-CHEF: AUSWAHLVERFAHREN LÄUFT

  • Die Suche nach einem Nachfolger für den im Oktober geschassten Geschäftsführer Bernd Wortmeyer läuft. Aus den Bewerbern habe eine externe Personalberatung nun geeignete Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt, berichtet Stadtdirektor Martin Murrack.
  • Sie werden sich nun dem Aufsichtsrat vorstellen, im März oder April soll eine Entscheidung fallen. Winand Schneider, der aktuell allein die Baugesellschaft führt, geht 2026 in den Ruhestand. Ob es bei dem Plan bleibt, ihn durch einen zweiten Geschäftsführer zu ergänzen, wird das Ergebnis der nun beginnenden Neustrukturierung zeigen.