Duisburg. Die Schule ist umringt von Hochhäusern, gilt als Brennpunktschule: Trotzdem spürten Experten hier viele Hochbegabte auf. Wie es jetzt weitergeht.
Schulen werden permanent geprüft, getestet, evaluiert: Der Unterrichtsausfall wird statistisch erhoben, Lernstandserhebungen und Vergleichsarbeiten werden geschrieben und mit dem Sozialindex misst das Schulministerium die individuelle Belastung jeder Schule, sprich: Welche sozialen Herausforderungen müssen durch pädagogische Arbeit aufgefangen werden?
In Duisburg wurde jetzt die Erich-Kästner-Gesamtschule unter die Lupe genommen, mit einem überraschenden Ergebnis. Denn sie gehört mit dem Sozialindex 8 zu den höchst belasteten Schulen der Stadt, unterrichtet also überdurchschnittlich viele Schüler, die aus armen Familien stammen, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, die selbst aus dem Ausland zugezogen sind oder die einen Förderbedarf haben.
Trotz dieser herausfordernden Bedingungen wurden bei der Analyse in der Jahrgangsstufe 9 überdurchschnittlich viele hoch und höchst begabte Kinder entdeckt.
Kess-Studie: Viele höchst begabte Neuntklässler an Gesamtschule in Homberg
Die Kess-Studie ermittelt Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern. Es geht nicht um das reine Fachwissen, sondern auch um Urteils- und Handlungskompetenzen. Das Besondere an der Studie ist, dass sie auf internationalen Tests basiert und vieles völlig sprachlos abläuft. Es geht um logische Verknüpfungen, um schlussfolgerndes Denken, aber auch um Mathe, Sprachverständnis in Englisch oder religiöse Urteilskompetenzen.
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In Homberg kam heraus, dass sieben Neuntklässler in ihren kognitiven Fähigkeiten als höchst begabt, 23 als hochbegabt gelten. Hohe Werte wurden etlichen Kindern außerdem in Mathematik, Englisch und Naturwissenschaften attestiert. Grund-, Urteils- und Handlungskompetenzen lagen bei vielen weit über dem alterstypischen Durchschnitt.
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Schulleiterin Silke Richter findet das erstaunlich, denn nur zehn Prozent ihrer Schüler kommen mit einer Gymnasial-Empfehlung an ihrer Schule an. In der 9. Klasse haben sie sich aber offenbar so gut entwickelt, dass viele von ihnen ihren Mitschülern deutschlandweit voraus sind. „Ist es das Leben?“, fragt sie sich, „die frühe Verantwortung in den Familien, das in sozialen Brennpunkten typische Leben auf der Straße?“ Der Einzugsbereich der Gesamtschule umfasst die viel beschriebenen Weißen Riesen in Hochheide mit all ihren Problemlagen und weitere Hochhaussiedlungen.
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Schule setzt auf differenzierten Unterricht
Um allen Kindern gerecht zu werden, differenzieren sie in der Schule jetzt noch stärker. Es gibt Lernstarter, Durchstarter und Lernprofis. Die Kinder übernehmen selbst Verantwortung für ihren Lernprozess und es gelte derjenige als „cool“, der punktuell selbst entscheiden darf, ob er zu Hause weiter lernen kann oder ob er mit seinem Durchstarter-Pass freier über die Flure kommt.
Mit dem sehnlichst erwarteten Neubau soll auch räumlich mehr Differenzierung möglich werden. Und wenn über das Projekt Startchancen endlich Gelder fließen, könnten auch davon die Schülerinnen und Schüler profitieren, ist sich Silke Richter sicher. Zur Wahrheit gehört, dass die Schule auch 98 Förderkinder beschult, drei Integrationsklassen im Haus hat. Hilfe holen sie sich beim Institut für pädagogische Bildung in Münster.
Experten halfen schon der Rütli-Schule
„Deren Experten haben schon die Rütli-Schule in Berlin aufgebaut, da werden sie auch uns kompetent helfen können“, ist sie sicher. Zur Erinnerung: Die Rütli-Schule machte 2006 bundesweit Schlagzeilen als Symbol für das Scheitern des Schulsystems, weil die Schule in einem Strudel der Gewalt versank und Lehrer das mit einem Brandbrief öffentlich machten. Richter geht es natürlich weniger um einen Vergleich ihrer Schule mit der damaligen Situation in Berlin. Aber die Expertise ist ihr wichtig und das Ziel, Schulen für die Bedürfnisse der heutigen Schüler aufzubauen, „dafür müssen wir Tacheles reden!“
In Sachen Schulentwicklung hat sich die Erich-Kästner-Gesamtschule schon länger selbst auf den Weg gemacht. Zur Seite stand die Wübben-Stiftung mit Fortbildungen, Netzwerken, Konzepten, berichtet Richter. „Unser Ziel ist es, die Schüler wie Schätze zu entdecken und zu fördern.“
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