Duisburg/Moers. Hartmut Rühl ist als Chorleiter in Duisburg und Moers bekannt – jetzt hört er auf. Warum ihn Kirchenmusik fasziniert und wie er Kinder dafür begeistert.
Man kann sich kaum vorstellen, dass der Organist Hartmut Rühl nicht mehr die schwarz-weißen Tasten seines Instruments anrühren wird. Denn immerhin hat er 66 Jahre als Kirchenmusiker viele Gotteshausbesucher im Duisburger Westen und in Moers mit seinem Orgelspiel begeistert.
Jetzt ist Rühl in einem rührenden Gottesdienst in der evangelischen Dorfkirche Moers-Schwafheim im Beisein von Wolfgang Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers, verabschiedet worden.
66 Jahre Kirchenmusik: Schon mit 17 Jahren begleitete Hartmut Rühl Gottesdienste musikalisch
Seine „Karriere“ hatte allerdings in der evangelischen Kirche Hochheide an der Kirchstraße begonnen, das war 1957. Rühl war 16 Jahre alt, die Kirche bekam eine neue Orgel, die der damalige Organist Heinz Haning allerdings hütete wie seinen Augapfel. „Ich werde nie vergessen, als er mich darauf spielen ließ“, erinnert sich Hartmut Rühl.
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Schnell bemerkte er sein Talent und nahm Orgelunterricht. Schon mit 17 Jahren fing er an, Gottesdienste in der evangelischen Kirche Rumeln als Aushilfe musikalisch zu begleiten. Etwa zehn Jahre spielte er als nebenberuflicher Organist dort.
Beruflich zog es ihn nach Düsseldorf, dort machte er eine Speditionskaufmannslehre – und entwickelte sich auch musikalisch weiter. An der Kirchenmusikschule Düsseldorf, dem heutigen Robert-Schumann-Konservatorium, absolvierte Hartmut Rühl 1968 die C-Prüfung für Orgel und Chorleitung. Jetzt konnte er also auch einen Chor leiten.
Chorleiter schwärmt von Rheinhausen: „Herzblut der Mitglieder war faszinierend“
Anfang der 1970er-Jahre wechselte er zur Christuskirche nach Rheinhausen. „Ich fand da schon einen guten gemischten Chor vor, das Herzblut der Mitglieder beim Singen war faszinierend. Das waren zugewandte, sehr nette Menschen, hauptsächlich Kruppianer damals, die sich in der Kantorei in Hochemmerich zum Musizieren gefunden haben“, gerät Rühl ins Schwärmen.
Sein Lieblingschorwerk damals als Leiter der Kantorei der Christuskirche war eine Kantate von Telemann: „Machet die Tore weit“. „Das Ensemble hatte Spaß an dieser anspruchsvollen Musik“, erinnert sich der 83-Jährige. Bis 1980 wirkte Hartmut Rühl in der evangelischen Gemeinde an der Friedensstraße. Sein Nachfolger als Kantor wurde übrigens Jürgen Kuns, der das Amt noch heute ausübt.
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Warum Rühl nie hauptberuflicher Kirchenmusiker wurde
Hartmut Rühl machte das Abitur nach und wurde Lehrer für Musik und Deutsch. Er unterrichtete zuerst an der Rheinhauser Realschule am Körnerplatz, zuletzt war er Studiendirektor am Moerser Adolfinum. „Es hat mir immer Spaß gemacht, Kinder und Jugendliche für Musik zu begeistern“, meint Hartmut Rühl. 1981 gründete er die Kantorei an der Dorfkirche Schwafheim, vor sechs Jahren gab er die Leitung ab.
Warum er aber nie hauptberuflich als Kirchenmusiker gearbeitet hat, erklärt er so: „Mir war immer die Sicherheit im Beruf wichtiger, aber die Musik war eine Art Lebenserfüllung.“