Rumeln-Kaldenhausen. Die Evangelische Kirche in Rumeln-Kaldenhausen hat ihren 85. Geburtstag mit 160 Gästen und einem aufwendigen Musikprogramm gefeiert.

„Oma-Kirche“ – so nennen die Kinder und Jugendlichen der evangelischen Gemeinde in Rumeln-Kaldenhausen ihr kleines Gotteshaus. Kann man so sagen, denn mit 85 Jahren hat die Kirche an der Friedhofallee ein stolzes Alter erreicht. Genau am 4. November 1934 wurde sie der evangelischen Gemeinde in Rumeln übergeben. Jetzt zeigten ihre Mitglieder mit einem großen Jubiläumskonzert zum 85. Geburtstag, dass die Kirche noch längst nicht zum „alten Eisen“ gehört – und 160 Gäste wollten mitfeiern. „In politisch schwierigen Zeiten gebaut, war es hier für alle immer möglich, sich sichtbar zum christlichen Glauben zu bekennen“, sagte Diakonin Cornelia Brennemann, die seit 30 Jahren in der Gemeinde agiert, in ihrer Ansprache.

Dirigent Jürgen Kuns hatte zusammen mit Kantorei und Orchester der Christuskirche Rheinhausen und der Kantorei Rumeln-Kaldenhausen, sowie vier Solisten, ein aufwändiges Programm erstellt: Schon beim ersten Stück des Konzerts, Georg Philipp Telemanns Kantate „Nun danket alle Gott“, blitzten feierlich Trompeten, gespielt von Rolf Köster und Susanne Schneewind, aus den mehrheitlichen Streichern vor dem Altar hervor.

Jubelklang zum Jubiläum

Der etwa 30-köpfige Chor unterstrich mit seinem Schwung in den Phrasierungen diesen Jubelklang zum Jubiläum. Mozarts Sonate in C-Dur, KV 336, die ursprünglich als Einlagesatz für das Hochamt im Salzburger Dom vom Wunderkind dieser Stadt komponiert wurde, war schmückendes Beiwerk des Konzerts.

Als Kernstück hingegen entpuppte sich Felix Mendelssohns Kantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Im Rahmen seiner Choralkantaten ist sie in der Zeit von 1827 bis 1832 entstanden. Obwohl Mendelssohn die Bachsche Kantate über den gleichen Text erst später kennenlernte, enthält gerade der 1. Satz ein Thema, das genau so gut vom Leipziger Altmeister stammen könnte. Später diversifiziert Mendelssohn ins Romantische: Blumenhafte Phrasierungen stechen im 3. Teil hervor, den die Sopranistin Linda Joan Berg beeindruckend mit Koloraturen verziert. Und romantisch wird es im vierten Satz, den der Chor mit synkopischen Versatzmomenten ausschmückt.

Musikalische Geheimtipps

„Salve Regina“, das Felix Mendelssohn 1824 im Alter von nur 15 Jahren vertonte, ist wohl eher ein Geheimtipp im gehaltvollen Schaffen des umtriebigen Bewahrers Bachschen Kulturgutes. Und besonders die Interpretation durch Solistin Linda Joan Berg schaffte mit ihrer intensiven Unaufdringlichkeit ihrer Phrasen genau den lyrischen Überbau, den der herausragende Konzertmeister Ron Koprivica mit federfeinem Violinenspiel unterstrich.

Abgerundet wurde das Konzert mit Bachs „Missa in G-Dur“, die sogenannte Lutherische Messe, bei der noch mal das Kompositionsgenie des Altmeisters und auch Jürgen Kuns feierlich-barockes Dirigat hervorstachen.

>>> Infos zum Konzert

  • Als Solisten waren dabei: Nikolaus Borchert, Tenor, Linda Joan Berg, Sopran, Antoinette Schindler, Alt, Bernhard Hüsgen, Bass.
  • Das Orchester der Christuskirche war 20-köpfig, an der Orgel begleitete Birgit Bösken.