Duisburg. Viele Infektionskranke bringen Krankenhäuser in Duisburg offenbar an ihre Belastungsgrenze. Eine Klinik greift zur Notlösung. Das sagt die Leiterin.

Norovirus, Grippe und Co. schicken aktuell viele Menschen ins Krankenhaus – offenbar so viele, dass manche Häuser an ihre Grenzen stoßen. Aus Kreisen des Johanniter-Krankenhauses in Duisburg-Rheinhausen ist zu hören, dass sich zuletzt mehrere Kliniken im Umkreis für die Notfallversorgung abgemeldet hätten. Am Mittwoch seien deswegen alle Patienten aus der Umgebung nach Rheinhausen geleitet worden.

Die Zentrale Notaufnahme sei am Limit, zudem seien viele Mitarbeiter krank, heißt es aus dem Haus. Und weil zeitweise alle Zimmer belegt waren, habe die Klinik am Mittwoch zum letzten Mittel greifen müssen, um noch Menschen aufnehmen zu können: Patienten seien auf den Flur verlegt worden.

Krankenhaus in Duisburg übernimmt mehr Patienten aus der Umgebung

Auch die Rheinhauser Klinik-Geschäftsführerin Rita Tönjann spricht davon, dass sich mehrere Krankenhäuser in Duisburg und Moers am Mittwoch zeitweise bei der Rettungsleitstelle abgemeldet hätten. „Weil wir als einziges Krankenhaus in der Nähe dann die Versorgung übernommen haben, wurden wir viel stärker frequentiert“. Die Notaufnahme habe sich um etwa 30 bis 40 Prozent mehr Patienten als üblich kümmern müssen.

Das Johanniter-Krankenhaus in Duisburg-Rheinhausen ist voll. Die Klinik-Chefin erkennt „die stärkste Infektionswelle der vergangenen zehn Jahre“.
Das Johanniter-Krankenhaus in Duisburg-Rheinhausen ist voll. Die Klinik-Chefin erkennt „die stärkste Infektionswelle der vergangenen zehn Jahre“. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Dass übermäßig viel Personal krank ist, könne sie nicht bestätigen. Insgesamt seien aktuell viele Menschen krank, nicht nur in Rheinhausen: „Wir haben die stärkste Infektionswelle der vergangenen zehn Jahren. Gefühlt ist halb Deutschland krank“, meint Tönjann. Das Personal behandle immer mehr Patienten mit einer Infektion. Verbreitet seien aktuell zum Beispiel Infektionen mit Influenza und dem Norovirus, „aber es treten auch wieder viele Covid-Infektionen auf“.

Patienten lagen auf dem Flur: Klinik-Chefin erklärt Hintergrund

Die Klinik bringe infizierte Patienten in Kohortenisolierung unter. Das heißt, Personen mit derselben Infektionskrankheit liegen in einem Zimmer, solange sie krank sind. Trotzdem werde es aktuell eng in Rheinhausen: „Die Zentrale Notaufnahme ist gut frequentiert und das Haus ist voll.“ Auch die Intensivstation sei beinahe komplett belegt.

Rita Tönjann leitet das Johanniter-Krankenhaus Rheinhausen. Außerdem ist sie Krankenhausdirektorin der Johanniter GmbH des evangelischen Krankenhauses Bethesda in Mönchengladbach. (Archivbild)
Rita Tönjann leitet das Johanniter-Krankenhaus Rheinhausen. Außerdem ist sie Krankenhausdirektorin der Johanniter GmbH des evangelischen Krankenhauses Bethesda in Mönchengladbach. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Weil am Mittwoch viele Patienten hinzukamen, die normalerweise in andere Häuser gebracht worden wären, habe das Johanniter-Krankenhaus tatsächlich zur Notlösung gegriffen: „Um alle Patienten versorgen zu können, hatten wir auf ein oder zwei Stationen jeweils ein Bett auf dem Flur.“

Die Betroffenen hätten direkt vor dem Schwesternstützpunkt gelegen, damit Pflegekräfte die Patienten im Blick halten konnten. Am nächsten Morgen hätten sie wieder auf ein Zimmer verlegt werden können, als andere Patienten entlassen wurden.

Klinik-Chefin beruhigt: Versorgungssicherheit werde aufrechterhalten

In einigen Krankenhäusern kämen Flurbetten häufiger vor. In Rheinhausen sei diese Notlösung aber außergewöhnlich, sagt die Klinikchefin: „Ich glaube, das war das erste Mal im Johanniter-Krankenhaus überhaupt.“ Rita Tönjann hofft, dass es das erste und letzte Mal war.

Wenn die Temperaturen nach dem Winter steigen, sei damit zu rechnen, dass die Infektionszahlen wieder sinken. Auch jetzt könne sie Patienten beruhigen: „Wir haben sehr engagierte Mitarbeiter, die die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung aufrechterhalten werden.“

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>> Alle Betten belegt: Was es heißt, wenn sich Krankenhäuser abmelden

  • Ein Krankenhaus kann einzelne Stationen oder sich komplett von der Notfallversorgung abmelden, wenn es keine Patienten mehr aufnehmen kann. Das erfolgt über das Informationssystem Gefahrenabwehr NRW (IG NRW).
  • Ist ein Krankenhaus abgemeldet, werden Notfallpatienten in andere Krankenhäuser in der Nähe umgeleitet. Trotzdem sind die Kliniken weiter verpflichtet, lebensbedrohliche Notfälle zu versorgen.
  • Am Freitag waren in Moers und Duisburg keine Kliniken bei den Rettungsleitstellen abgemeldet. Das teilen die Pressestellen der Stadt Duisburg und des Kreises Wesel mit.
  • Für Duisburg erklärt Stadtsprecher Falko Firlus: „Es besteht stadtweit keine Notwendigkeit, Patienten in andere Krankenhäuser als die nächstgelegenen bzw. zuständigen zu transportieren.“