Duisburg. Chihuahua Rambo ließ sich nicht berühren, nicht hochheben, Annäherung wehrte er mit Bissen ab. Mithilfe des Tierheims bekam der Hund eine zweite Chance.
Als Rambo im Oktober 2024 zu seiner Pflegestelle kam, war vieles undenkbar: Der Chihuahua ließ sich nicht berühren, nicht hochheben, keinen Maulkorb anziehen. Jede Annäherung wehrte er ab, notfalls mit Bissen. Vom Tierarztbesuch riet die Ärztin ab – aus Angst, Rambo könne vor lauter Abwehrverhalten einen Herzinfarkt kriegen.
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Der 13-Jährige kam im Juni 2024 ins Duisburger Tierheim, nachdem seine Besitzerin gestorben war. Für den Chihuahua kein Grund zur Trauer, sondern eine Chance, wie Anna Koltermann rückblickend sagt. Rambo sei damit kein Einzelfall. Die Leiterin der Hundeabteilung des Duisburger Tierheims erlebe es immer wieder – dass Hunde und andere Tiere ohne ihr Herrchen aufblühen.
Rambo war ein „Einzelprinz“ bis sein Frauchen starb
Als Rambo ins Duisburger Tierheim kam, mussten ihm satte 14 Zähne gezogen werden. Laut Koltermann sind schlechte Zähne ein „Chihuahua-typisches“ Problem. Dennoch: „Mit regelmäßigen Zahnarztbesuchen und der nötigen Pflege hätte man das verhindern können.“ Sein Frauchen hat das jahrelang versäumt.
„Man kann sich Rambos Alltag der vergangenen Jahre sehr einsam vorstellen.“
Die verstorbene Besitzerin des Hundes soll vor ihrem Tod sehr zurückgezogen gelebt haben. „Man kann sich Rambos Alltag der vergangenen Jahre sehr einsam vorstellen“, erklärt die Hundetrainerin. Ohne den Kontakt zu anderen Menschen und Hunden habe er sich zum „Einzelprinzen“ entwickelt. Fremden Menschen gegenüber ist er seither misstrauisch, streicheln dürfen ihn nur die engsten Bezugspersonen.
In manchen Momenten zeigt sich dennoch der Chihuahua, der er einst gewesen sein muss. Etwa auf Spaziergängen: „Dann ist Rambo plötzlich nicht mehr zwölf, sondern ein kleiner Welpe. Er läuft vorne weg und will spielen“, sagt Kristina Reef.
Tierheim Duisburg: Pflegestelle gibt schwer zu vermittelnden Hunden eine Chance
Gemeinsam mit ihrem Mann Marco bietet sie Rambo seit Ende Oktober 2024 ein liebevolles Zuhause: Sie sind seine Pflegestelle. Für viele Hunde, die verhaltensauffällig oder gesundheitlich vorbelastet und daher schwerer zu vermitteln sind, eine gute Option. Aktuell befinden sich acht Hunde des Duisburger Tierheims in einer Pflegestelle.
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Hier übernehmen Menschen, die bereits Erfahrung mit trainingsintensiven Hunden haben, vorübergehend die Verantwortung. Für den Hund sind sie alles, was ein dauerhafter Halter sein sollte: Sie melden ihn bei der Steuer an, gehen Gassi, kümmern sich. Einzig die Verpflegungs- und Tierarztkosten werden weiterhin vom Tierheim übernommen. Auch bleibt die Pflegestelle in engem Kontakt mit dem Tierheim.
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Für Rambo suchte Koltermann ein Paar aus, das bereits Erfahrung als Pflegestelle hatte: Ende 2023 nahm das Ehepaar einen Jack-Russell-Terrier zur Palliativpflege auf. Hier sollte Ellie in Würde sterben, man gab ihr 48 Stunden. Letztlich blieb sie zwölf Wochen. Rund zehn Monate später rief Koltermann erneut an. Nun war es Rambo, der ein Zuhause suchte.
„Ich bin dann zweimal ins Tierheim gefahren und mit Rambo Gassi gegangen“, erinnert sich Kristina. Zum Kennenlernen. Später kam Rambo auf Probe mit nach Hause. Mit fremden Hunden kann der Chihuahua weitaus besser als mit fremden Menschen – zu seinem Glück, denn schon im Frühjahr 2024 hatte das Duisburger Ehepaar die Hündin Eni aus dem Duisburger Tierheim adoptiert.
Mit Belohnungen trainierte Duisburger Ehepaar den trainingsintensiven Hund
Leckerli für Leckerli trainieren Kristina und Marco dem Hund seit Ende Oktober alles an, was vormals unmöglich schien: Rambo lässt sich inzwischen in eine Tasche setzen, hochnehmen und er war sogar schon beim Tierarzt. „Unser Tierarzt ist zum Glück schräg unter uns“, erklärt Kristina Reef.
Mal um Mal gingen die beiden mit ihrem Pflegehund in die Praxis, wo er Leckerli bekam, „damit er das positiv verknüpft“. Bei Rambo funktioniere alles über Belohnungen. So hätten die beiden auch die Tasche, in der sie das Hochheben trainiert haben, anfangs mit Leckerli präpariert. „Mittlerweile lässt er sich aber ganz ohne Leckerli und ohne Tasche hochheben“, sagt die 33-Jährige mit leicht stolzem Unterton. Immerhin hat er für diese Entwicklung keine drei Monate gebraucht.
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Für das Ehepaar nur möglich, weil sie in Teilzeit als Sporttrainerin arbeitet und er als Feuerwehrmann nur sechs 24-Stunden-Schichten im Monat macht. „Anders würden wir das gar nicht schaffen“, sagt Reef. Ihr Engagement zeigt sich auch bei den Tierarztkosten: Die tragen sie – trotz des Status‘ als Pflegestelle – längst selbst.
Ob sie ihren kleinen „Clown“, wie Reef den Hund liebevoll nennt, nochmal hergeben würden? „Wenn man jemanden findet, wo es perfekt passt, dann bestimmt.“ Laut Koltermann müsste das jemand sein, der ebenso wie Marco und Kristina Reef Zeit hat, Rambo rund um die Uhr zu betreuen und mit ihm zu arbeiten. Doch eigentlich macht das Ehepaar schon Zukunftspläne und rechnet damit, den Chihuahua als Pflegestelle zu behalten: „Gemeinsam mit einem Hundetrainer wollen wir das Gehorsam üben.“
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