Duisburg. Seriendiebe treiben in der Duisburger Innenstadt ihr Unwesen: Sie sind in 13 Cafés und Imbisse eingestiegen. Was Inhaber und die Polizei jetzt sagen.
Innerhalb weniger Tage sind Unbekannte in 13 Cafés, Geschäfte und Kioske in der Duisburger Innenstadt eingebrochen. Kurz nachdem die Polizei von der Serie berichtet hatte, meldeten sich zahlreiche Betroffene und andere Restaurantbetreiber bei unserer Redaktion. Die Serie, bestätigt auch die Polizei, geht schon viel länger. Bora Erdogan, Betreiber des Café Fino, sagt: „Ich kenne mindestens zehn andere, bei denen die auch waren.“ Auch im Fino seien die Täter gewesen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
„Ich bin auch betroffen, bei uns waren sie auch“, erklärt Roberto Paolantonio, Chef des Lokals „Da Roberto“ am Dellplatz. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie in der Nacht von Samstag zu Sonntag um 3.55 Uhr zwei Männer angeradelt kommen, sich Zugang zum „Da Roberto“ verschaffen und die Schubladen durchsuchen. Sie finden die Einnahmen des Abends. „Und sogar das Blech Tiramisu haben sie mitgenommen. Das ist doch nicht zu glauben“, sagt Paolantonio. Die Aufzeichnungen hat er mittlerweile der Polizei übergeben.
Zahlreiche Duisburger Lokale, Geschäfte und Kioske betroffen
Hunger hatten offenbar auch die Diebe, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag erst versuchten, in den City-Grill an der Untermauerstraße zu kommen und dann im gegenüberliegenden Pommes-Express an der Steinschen Gasse erfolgreich waren. „Meine Mitarbeiterin hat im City-Grill um 1 Uhr nachts zum Glück alle Schlösser verriegelt. Als dann um 9 Uhr morgens eine Mitarbeiterin aufschließen wollte, hat sie gesehen, dass die Tür total zerbeult war. Sie hat mich dann sofort angerufen und sich gar nicht mehr in den Imbiss getraut“, schildert Manuel Dresselmann. „Das ist eine schwere Tür, die bekommt man nicht einfach so auf.“ Er vermutet, dass die Täter mit schwerem Gerät zugange waren.
An der Steinsche Gasse hatten die Einbrecher eine Stange dabei und damit das Rolltor nach oben geschoben. „Das Kassensystem war komplett zerstört, das Geld weg.“ Dies sei offenbar in der Nacht passiert. Am Sonntagmorgen, als dann die Polizei anrückte, beobachten Nachbarn noch einmal zwei Männer, die gegen neun Uhr aus dem Imbiss kamen. „Sie haben Pommes, Frittierfett und Getränke mitgenommen“, so Dresselmann. Ob es sich dabei um die mutmaßlichen Täter handelt oder um Trittbrettfahrer, muss die Polizei nun ermitteln. „Es ist für unsere Mitarbeiterinnen kein schönes Gefühl.“
Das kann auch Bettina Sonn bestätigen. In der Nacht zu Dienstag bekam die Inhaberin von „Betty’s Weinhock“ einen Anruf, dass bei ihr am Alter Markt eingebrochen wurde. Geld ist weg, aber zum Glück nicht viel zerstört worden. In der Nähe des Tatorts hat die Polizei immerhin einen Tatverdächtigen gefasst. Nachdem DNA-Proben genommen wurde, musste die Person allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt werden. „Gegen ihn lag kein dringender Tatverdacht vor“, erklärt Polizei-Sprecherin Julia Schindler. Im „Fino“ bei Bora Erdogan wurde ein fremdes Käppi gefunden.
Kriminalpolizei hat Spuren gesichert: Auswertung dauert an
„In einigen Fällen sicherten Experten der Duisburger Kriminalpolizei Spuren. Und teilweise auch Videomaterial, was nun gesichtet und ausgewertet wird“, so Schindler. Was zu sehen ist, dazu könne man aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit keine Angaben machen. Auch, dass es wesentlich mehr als 13 Einbrüche sind, stimme. „Im Zeitraum von November 2024 bis zum 7. Januar 2025 ist es im Bereich rund um die Innenstadt zu Geschäftseinbrüchen im mittleren zweistelligen Bereich gekommen – darunter auch ein paar Versuche.“
Die Täter entwendeten beispielsweise Bargeld, diverse Verkaufsartikel, Lebensmittel, Smartphones, Zigaretten und alkoholische Getränke. „Streifenpolizisten und Bezirkspolizisten zeigen seither vermehrt Präsenz im Innenstadtbereich – auch zivile Einsatzkräfte. Inwieweit die Taten zusammenhängen, ist derzeit Gegenstand der andauernden Ermittlungen“, betont Schindler.
Serie mit „mittlerer zweistelliger“ Fallzahl
Folgende konkrete, weitere Vorkommnisse bestätigt die Polizei Duisburg. Auffällig: Die betroffenen Adressen befinden sich alle in einem kleinen Umkreis in der Innenstadt.
- Bierbude (Wallstraße 3): Einbruch am 23. November
- Buchhandlung Scheuermann (Sonnenwall 45): Einbruch am 24. November
- Restaurant Mediterran (Wallstraße 1): Einbruch am 26. Dezember
- Fino (Salvatorweg 6): Einbruch am 27. Dezember
- City-Kiosk (Sonnenwall 49): Einbruch am 31. Dezember
- Trattoria Massimo (Friedrich-Wilhelm-Platz 2): Einbruch am 31. Dezember
- Pommes-Express und City-Grill (Steinsche Gasse und Untermauerstraße): Einbruch und Einbruchversuch am 5. Januar
- Evergreen (Wallstraße 20): Einbruch am 5. Januar
- Betty‘s Weinhock (Alter Markt 7): Einbruch am 7.Januar
Ein Blick in die Kriminalstatistik zeigt, dass die Zahl der Geschäftseinbrüche im Stadtgebiet bereits 2023 gestiegen ist. Schindler: „Dabei ist besonders die dunkle Jahreszeit die Hauptsaison für Einbrecher.“ Insgesamt sind Polizisten im Jahr 2023 exakt 276 Mal wegen eines solchen Deliktes alarmiert worden, 125 Mal mehr als 2022. Die Kriminalitätsstatistik für 2024 wird im Frühjahr veröffentlicht.
Die Fahndungen nach den Tätern laufe derzeit von Seiten der Polizei auf Hochtouren. Um wie viele Personen es geht und ob es dieselben oder unterschiedliche Personen waren – oder gar eine Bande – sei Gegenstand der Ermittlungen.
Zeugen berichten von einem Duo, das auf Rädern unterwegs war
Im Zusammenhang mit den Einbrüchen vom Wochenende suchen die Polizisten nach einem Duo. Häufig seien die mutmaßlichen Einbrecher mit Fahrrädern unterwegs gewesen. Es soll sich um zwei Männer handeln, die auf 25 bis 35 Jahre geschätzt werden. Beide seien jeweils ca. 1,80 Meter groß. Die Beschreibung der Kleidung variierte teilweise.
„Unsere Experten der Kriminalprävention bieten Geschäftsinhabern Präventionstermine vor Ort an und geben hilfreiche Tipps zum Thema Sicherung von Fenstern, Türen und Alarmanlagen. Die Erfahrung zeigt: Je länger ein Einbrecher braucht, um ein Schloss zu knacken, desto eher gibt er auf und es bleibt bei einem Einbruchsversuch.““
„Unsere Experten der Kriminalprävention bieten Geschäftsinhabern Präventionstermine vor Ort an und geben hilfreiche Tipps zum Thema Sicherung von Fenstern, Türen und Alarmanlagen. Die Erfahrung zeigt: Je länger ein Einbrecher braucht, um ein Schloss zu knacken, desto eher gibt er auf und es bleibt bei einem Einbruchsversuch“, weiß Schindler.
- Kriminalität in Duisburg: Das verrät ein Bericht über die Täter
- Einbruchsschutz: Polizei verrät überraschenden Tipp
- Duisburger Kult-Laden „Die Schallplatte“: Polizei-Siegel gebrochen
Es sollte zudem vermieden werden, Bargeld oder andere Wertgegenstände über Nacht im Laden zu lassen. Außerdem könne ein wirksamer Abschreckungsmechanismus sein, die Kasse nach Ladenschluss sichtbar geöffnet zu lassen – natürlich ohne Inhalt. Ein Rolltor, durchwurfsichernde Scheiben oder Videokameras können ebenso abschrecken.
Ladeninhaber und Besitzer von Lokalen hoffen, dass die Polizei schnell die Täter fasst und der Spuk ein Ende hat.