Duisburg. Das „Bora“ gibt es seit fünf Monaten in Duisburg. Nicht alle Veranstaltungen liefen gut. Jetzt gibt es Änderungen – bei Personal und Programm.
Seit September wird am Dellplatz 16a wieder gefeiert. Nach monatelangen Umbauarbeiten wurde aus dem ehemaligen „Hundertmeister“ und späteren „Grammatikoff“ das „Bora“, benannt nach dem Betreiber und Namensgeber Bora Erdogan. Doch das Nachtleben hat sich nicht nur durch Corona geändert. Die Veranstalter, die im Saal Party, Comedy und Konzerte organisierten, mussten einiges an Lehrgeld zahlen.
Bisher war der ehemalige „Indie“- und „High Five“-Club Macher, Musiker und Duisburger Szene-Kenner Carsten Butterwegge für das Programm verantwortlich. Doch vor kurzem hat er die Aufgabe an Johannes „Jupp“ Beitzel übergeben.
Beitzel hat schon als 16-Jähriger im „Steinbruch“ gekellnert, sich später um das Personal im Grammatikoff gekümmert und war dort auch für das Booking verantwortlich. Der studierte Kulturwirt arbeitet außerdem nebenbei in der Agentur „Kanon“ von Norbert Knabben.
Butterwegge bleibt dem Haus verbunden und will weiterhin in kleinerem Maße Veranstaltungen anbieten. In diesem Jahr soll aber erst einmal seine Band und die neue Platte im Fokus stehen. Im Gespräch erzählen die beiden, wie sich das „Bora“ künftig aufstellen will, um mehr Publikum zu locken, wo es aus ihrer Sicht noch Verbesserungspotenzial gibt und was sie Neues planen.
Team holte große Namen nach Duisburg - doch die Publikumsresonanz war mau
Die ersten Wochen im Bora sind vorbei. In der Zwischenzeit hat der Laden auch von sich Reden gemacht, weil Partys ausgefallen sind und Konzerte verschoben wurden. Was ist passiert?
Butterwegge: Es stimmt, dass einige Sachen ausgefallen sind. Wir mussten am Anfang ein bisschen ausprobieren, was bei den Leuten gut ankommt. Man darf nicht vergessen: Ich wohne mittlerweile in Moers und es ist ein bisschen her, dass ich das Indie hatte. Es gab Abende, da waren vier Besucher oben im Saal. Dabei hatten wir gute und bekannte Namen hier. Das macht keinen Spaß und lohnt sich nicht.
Einige Partyreihen sollen schon wieder weg vom Fenster sein.
Butterwegge: Ja. Wir haben am Anfang auf ein eigenes DJ-Team gesetzt und wollten den Feiernden etwas ganz Neues bieten. Aber wir mussten lernen, dass sich das Geschäft verändert hat. Deshalb setzen wir jetzt auf externe Veranstalter, die Zugriff auf ihre Szenen haben. Das liegt aber auf gar keinen Fall an dem Team, das sich hier viel Mühe gegeben hat. Vor kurzem war „Zkittlez“ bei uns zu Gast. Die machen das auf ihren Plattformen bekannt und bringen die Leute mit. Auch die „Ultraschall“ ist schon ausverkauft.
Beitzel: Uns ist es gelungen, im Oktober Deutschlands größte Battlerap-Liga „Don’t let the label label you“ (DLTLLY) nach Duisburg zu holen. Hier erreichen die Battles Klickzahlen im hunderttausender Bereich.
Butterwegge: Wir wollen immer noch ein möglichst breites Programm anbieten und auf jeden Fall auch studentischer werden. Dazu haben wir schon mit dem AStA der Uni gesprochen, ob die etwas anbieten wollen.
Organisatoren wissen: Duisburg ist in Sachen Nachtleben schwierig
Hat sich denn schon bei allen herumgesprochen, dass es das Bora gibt?
Beitzel: Die Veranstalter lernen, dass es uns wieder in Duisburg gibt und die Location endlich wieder geöffnet hat. Beim Marketing bekommen wir nun auch Unterstützung, z.B. von unserem Ticketanbieter Reservix.
Butterwegge: Bis vor kurzem gab es wirklich noch Rückmeldungen von Veranstaltern, die fragten. „Ach, ihr habt die gleiche Adresse wie das Grammatikoff?“ Das muss sich ändern. Duisburg ist allerdings auch ein schwieriger Standort. Viele größere Namen gehen, wenn sie können, nach Dortmund ins FZW oder ins Zakk nach Düsseldorf. Außerdem fahren viele Duisburger in die Nachbarstädte, aber es kommen nicht in gleichem Maße Leute nach Duisburg.
Das Movies in der Nachbarschaft ist in schweres Fahrwasser geraten. Da wurden Stimmen laut, warum für das „Bora“ alles möglich gemacht wurde. Bekommt das „Bora“ eigentlich Fördergelder fürs Programm?
Butterwegge: Nein. Alles, was hier stattfindet, muss sich selbst tragen. Der Spielraum zum Ausprobieren ist ziemlich klein. Außerdem darf man nicht vergessen, dass das Haus hier Jahrzehnte alt ist und unbedingt mal renoviert werden musste. Das hat die Gebag getan. Wir möchten auch, dass das „Movies“ bleibt. Wir verstehen uns gut unter Nachbarn und die Läden am Dellplatz befruchten sich gegenseitig. Ich würde sogar sagen, dass der Standort noch viel mehr vertragen könnte, weil die Leute dann wissen, dass sie hier gut feiern können. Ähnlich wie im Bermudadreieck in Bochum. Momentan ist es doch so: Wer im Finkenkrug ist, kommt selten noch zum Dellplatz.
Wenn sich das Programm selbst tragen muss – wird es dann künftig nur noch Veranstaltungen geben, die kommerziell erfolgreich sind?
Butterwegge: Wir versuchen, auch kleineren Künstlern eine Chance zu geben. Mittwochs gibt es unten in der Bar immer Live-Musik für den Hut. Das läuft mal total gut und manchmal sitzen aber auch nur sechs Leute hier. Auch Bingo bleibt erstmal kostenfrei. Aber Jupp hatte schon ein paar gute Ideen, die total gut ankommen, auf die ich nicht gewettet hätte.
Neue Krimi-Lesereihe soll etabliert werden
Welche denn?
Beitzel: Irgendwann ist der Duisburger Autor Bernhard Klaffke auf mich zugekommen und hat gefragt, ob er hier lesen könnte. Später erzählte er dann, dass Autoren immer mal wieder eine Location suchen für Lesungen. Das war der Start, zu überlegen, eine eigene Krimi-Lesereihe anzubieten. Wir wollen Autoren aus NRW präsentieren. Und der Kartenvorverkauf läuft total gut. Aber das wundert mich nicht, denn Literatur-Podcasts, vor allem im Krimi-Bereich, sind ja auch sehr erfolgreich. Künftig soll es bei den Veranstaltungen auch einen Büchertisch geben.
Butterwegge: Mit der Band „The Doors alive“ hattest du auch den richtigen Riecher.
Beitzel: Ja, ich kenn’ viele Jüngere, die „The Doors“ hören, aber auch Ältere. Deshalb bin ich der Meinung, dass das am 17. Mai gut funktioniert.
Butterwegge: Ich bin ja nie ein Fan von Cover- und Tribute-Bands gewesen. Aber wenn man sich die Kulturfabrik in Krefeld anschaut, dann finden dort genau solche Konzerte mit mehreren hundert Besuchern statt. Offenbar mögen die Leute diese Sachen.
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Gibt’s Veranstaltungen, die Sie den Duisburgern ans Herz legen wollen?
Beitzel: Am 8. März kommt zum Beispiel Anja Lerch mit ihrem Singabend zu uns. Da freuen wir uns drauf. Und am 27. April treten Banda Senderos und The Chimprellas auf, die in Duisburg sehr bekannt sind.
Butterwegge: Am 8. Februar probieren wir Poetry-Karaoke aus. Das ist ’ne Idee von mir. Warum immer nur Lieder nachsingen. Beim Poetry-Karaoke können berühmte Reden nachgesprochen werden. Wer also immer mal Gollum sprechen wollte oder Martin Luther King, der kann gerne zu uns auf die Bühne kommen.