Duisburg. In der Silvesternacht hatte sich die Duisburger Polizei auf Krawalle vorbereitet – und erstmals in Hochfeld auf Videobeobachtung gesetzt. Eine Bilanz.

Die Duisburger Polizei hat zum Jahreswechsel in Hochfeld mit erneuten Silvester-Krawallen gerechnet und hat neue Maßnahmen ergriffen, um sie zu verhindern. Erstmals stellten die Ordnungshüter im Bereich der Pauluskirche eine mobile Polizeikamera auf. Diese habe sich „als wirkungsvolle Präventivmaßnahme“ erwiesen, heißt es knapp in der Silvesterbilanz der Polizei. Jetzt gibt es dazu neue Details.

Diese mobile Kamera war am Silvesterabend die einzige, die in Duisburg aufgestellt wurde, sagt Polizeisprecherin Julia Tekock im Gespräch mit der Redaktion. Im beobachteten Bereich habe es von Dienstagnachmittag, 31. Dezember, von 16 Uhr bis zum Neujahrsmorgen um 6 Uhr keine einzige Straftat gegeben.

Ruhiger Jahreswechsel: Keine Straftaten rund um die Polizeikamera in Duisburg-Hochfeld

„Wir mussten keine einzige Datensicherung vornehmen“, führt die Polizistin weiter aus. Die Videos aus Hochfeld wurden live in die Leitstelle übertragen und dort von Expertinnen und Experten beobachtet und ausgewertet. Die Aufnahmen werden gemäß dem Polizeigesetz nach 14 Tagen automatisch gelöscht. Es sei denn, sie werden zur Strafverfolgung gebraucht oder um weitere Straftaten zu verhindern. Das war zum Jahreswechsel rund um die Wanheimer Straße nicht notwendig.

Die Polizei verließ sich zum Jahreswechsel in Duisburg-Hochfeld nicht nur auf eine mobile Kamera. Sie rückte außerdem mit starker Präsenz an.
Die Polizei verließ sich zum Jahreswechsel in Duisburg-Hochfeld nicht nur auf eine mobile Kamera. Sie rückte außerdem mit starker Präsenz an. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Eine Polizeikontrolle sei im Blickwinkel der Kamera durchgeführt worden. Außerdem habe ein Randalierer gegen ein Verkehrsschild getreten. Was die Live-Schalte ebenfalls zeigte: „Das Personenaufkommen war sehr gering“, so Julia Tekock. Das deckt sich mit unabhängigen Schilderungen aus dem Stadtteil. Gleichzeitig habe es aber „keine Verlagerungen von größeren Personengruppen in andere Stadtteile“ gegeben.

Silvester-Randale blieb also in Duisburg aus. „Unser Konzept ist aufgegangen“, betont die Behördensprecherin. „Wir freuen uns und sind sehr zufrieden.“ Der Jahreswechsel und auch Neujahr verlief aus polizeilicher Sicht „ruhig“. Trotzdem hat es vom Silvesternachmittag bis zum Neujahrsmorgen fast 400 Polizeieinsätze in Duisburg gegeben.

Polizeisprecherin Julia Tekock

„Unser Konzept ist aufgegangen. Wir freuen uns und sind sehr zufrieden.“

Julia Tekock
Polizeisprecherin

Doch warum sind diesmal Silvester-Krawalle in Hochfeld, einem berüchtigten Hotspot, ausgeblieben? Lag es an der mobilen Kamera? Darauf möchte sich Julia Tekock nicht festlegen. Die Kamera sei als „abschreckende Präventivmaßnahme“ sicherlich mit ein Grund gewesen. Doch die Polizeibeamtin benennt weitere Faktoren: die starke Präsenz der Polizei, die gute Zusammenarbeit mit „Netzwerkpartnern“ wie das städtische Ordnungsamt, die Feuerwehr und die Duisburger Verkehrsgesellschaft sowie „Hinweise zum sicheren Umgang mit Pyrotechnik“.

Kameras schrecken längst nicht alle Krawallmacher ab – wie sich in Marxloh zeigte

Dass eine Polizeikamera nicht zwingend Randale verhindert, hat sich in der Silvesternacht allerdings auch gezeigt. So ist auf der Brautmodenmeile in Marxloh, am Pollmannkreuz, zu Einsätzen gekommen, obwohl dort solche Kameras dauerhaft angebracht sind.

Auch interessant

Unbekannte Täter hatten nach Mitternacht Feuerwerkskörper auf parkende Autos abgefeuert. Zusätzlich haben sie einen Polizisten mit einer Rakete beschossen und einen anderen mit Böllern beworfen. „Jeder Angriff auf eine Einsatzkraft ist einer zu viel“, verurteilt Julia Tekock diese Attacken. Keine 300 Meter weiter auf der Weseler Straße hat außerdem ein verbotener Böller den Eingangsbereich eines türkischen Lokals zerstört.

Längst nicht jeder Mensch, ergänzt die Polizistin, lasse sich durch eine Kamera von Randale oder Verbrechen abhalten. Auch Alkohol und andere Rauschmittel senke bei manchen die Hemmungen, zum Täter zu werden. Andere wiederum seien einfach ortsunkundig und wüssten vielleicht nichts von der Videobeobachtung.

Die mobile Polizeikamera nahe der Pauluskirche in Duisburg-Hochfeld ist seit Donnerstagmorgen, 2. Januar, abgeschaltet. Sie beobachtete den Bereich live seit Silvester.
Die mobile Polizeikamera nahe der Pauluskirche in Duisburg-Hochfeld ist seit Donnerstagmorgen, 2. Januar, abgeschaltet. Sie beobachtete den Bereich live seit Silvester. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Dennoch ist die Duisburger Polizei „hochzufrieden“ mit dem Einsatz der mobilen Kamera-Anlage in Hochfeld. Ob sie an Halloween oder am nächsten Silvester erneut an der Pauluskirche – oder an anderen Duisburger Randale-Hotspots – aufgestellt wird, muss zunächst offen bleiben. Polizeisprecherin Julia Tekock wagt diesbezüglich keine Prognose und verweist auf Einzelfallprüfungen, die auch die Kriminalstatistik vor den jeweiligen Kameraeinsätzen einbeziehen müssen.