Duisburg-Marxloh. Über den Umbau der Brautmodenmeile wurde lange gestritten. Jetzt steht der Siegerentwurf fest – Bilder zeigen die Pläne. Was Anwohner besorgt.

Die Stadt Duisburg möchte die berühmte Brautmodenmeile und auch den August-Bebel-Platz umbauen. Wie das Geld für Marxloh aus dem 50 Millionen Euro schweren Förderprogramm „Stark im Norden“ benutzt werden soll, darüber wurde heftig diskutiert und auch gestritten. Ein Architektenwettbewerb hat erarbeitet, wie sich das Stadtteilzentrum verändern soll. Der Siegentwurf wurde jetzt erstmals präsentiert.

Die Gewinner stellen sich die Weseler Straße nach dem Umbau als „grüne Modemeile“ und den Marktplatz als „neue Stadtbühne“ sowie als „Ruheoase“ vor. Sie wollen „urbane Aufenthaltsqualität“ mit „grünen Akzenten“ verbinden, um Marxloh „sicherer, attraktiver, umweltfreundlicher und funktionaler“ zu machen.

„Sicherer, attraktiver, umweltfreundlicher“: So soll sich Marxlohs Brautmodenmeile ändern

Der August-Bebel-Platz wird dabei gemäß den städtischen Vorgaben für den Wettbewerb komplett autofrei und der Busbahnhof vom Marxloh-Center an die Weseler Straße verlegt. An jene Platzseite, wo beispielsweise der Kultimbiss „Peter Pomm‘s Puszetten-Stube“ liegt. Auf dem Marktplatz soll ein Wasserspiel im Boden das „markante, einladende Hauptelement“ werden, und Hochbeete mit Sitzbänken aus Stahl sollen weitere Akzente setzen und Aufenthaltsmöglichkeiten schaffen.

Ein neuer Pavillon im Nordosten mit begrüntem Dach soll ein Pendant zum „Haus des Döners“ am gegenüberliegenden Platzende werden. Vorgesehen sind aktuell eine Fahrradstation und ein kleines Café. Als sogenannte „Stadtbühne“ soll das Gelände für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden, für Wochenmärkte, Modenschauen, Stadtteilfeste oder andere Events.

Der August-Bebel-Platz wird autofrei. Der Siegerentwurf sieht eine Ruheoase vor, die zugleich ein Begegnungsort für viele verschiedene Menschen ist.
Der August-Bebel-Platz wird autofrei. Der Siegerentwurf sieht eine Ruheoase vor, die zugleich ein Begegnungsort für viele verschiedene Menschen ist. © Stadt Duisburg

Der autofreie Marktplatz soll Treffpunkt für viele Menschen jeden Alters werden, und das soll das neue Beleuchtungskonzept unterstreichen. So wird das Gelände mit Lichtern überspannt und zu „einem Lichterhimmel“, erläutert Lichtplaner und Architekt Fabian Wagner. Das Hannoveraner Studio DL, für das er arbeitet, hat den Siegerentwurf gemeinsam mit „Faktorgruen Landschaftsarchitekten“ aus Freiburg eingereicht. Eine solche Zusammenarbeit zwischen Lichtplanern und Landschaftsarchitekten war für alle eingereichten Beiträge zum Wettbewerb verpflichtend.

Ein warmes Licht soll die Betrachter an „die Glut der Hochöfen“ erinnern, so Wagner weiter über seinen Entwurf. Je nach Anlass lässt sich das Licht verändern. Verstärken, wenn etwa die Sicherheit es verlangt, oder herab dimmen, um Vögel oder Fledermäuse nicht zu beeinträchtigen.

Viele Nutzer sollen von der „grünen Meile“ in Marxloh profitieren

„Sicherheit ist uns ganz wichtig“, betont Fabian Wagner. Er ist selbst ein Kind des Ruhrgebiets und schaut nicht nur romantisierend auf Marxloh. Das Licht schlägt den Bogen zur Weseler Straße, die als Alleinstellungsmerkmal neue Straßenlampen bekommen soll. Die Lampenmuster sollen an liebevoll verzierte Brautkleider erinnern und sind so eingestellt, dass jederzeit erkennbar ist, wer einem folgt oder entgegenkommt.

Fabian Wagner (Studio DL, links) und Ricardo Patinges (Faktorgruen) präsentieren ihren gemeinsamen Siegerentwurf für Marxlohs Stadtteilzentrum.
Fabian Wagner (Studio DL, links) und Ricardo Patinges (Faktorgruen) präsentieren ihren gemeinsamen Siegerentwurf für Marxlohs Stadtteilzentrum. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Die beiden Siegerfirmen verstehen den August-Bebel-Platz als „Kirsche auf der Torte“, die größte Veränderung der Brautmodenmeile komme jedoch durch den Umbau der Weseler Straße zur „grünen Achse“ des Stadtteils. So seien sich alle Beteiligten bewusst, dass ganz viele verschiedene Nutzerinnen und Nutzer unterschiedliche Ansprüche an die Hochzeitsmeile haben – dass es um weit mehr geht als um Geschäftsleute und ihre Kundschaft.

„Wir wollen beim Thema Klima vorwärtskommen und Hitzestress entgegenwirken“, erläutert Stadtplaner Ricardo Patings von Faktorgruen den Entwurf, der eine „grüne Modemeile“ vorsieht, die an einen Catwalk angelehnt ist. Entstehen soll eine repräsentative Flaniermeile mit Multifunktionsstreifen entlang beider Gehwege. Sie dienen nicht nur als Kurzparkplätze oder zur Anlieferung der Geschäfte, sondern verbinden auch dort Hochbeete mit Sitzgelegenheiten.

Siegerentwurf mit weitem Abstand vor der Konkurrenz

Die städtischen Vorgaben hätten diese Ideen so gut und mit so großem Abstand auf die Konkurrenz erfüllt, dass die Preisrichter keinen zweiten Platz auslobten, sondern lediglich einen dritten und zusätzlich zwei Anerkennungspreise vergaben. „Es wird ein ganz anderes Bild geben als heute, wo sich ein Auto ans andere reiht“, verspricht Preisrichter Markus Schürmann und lobt alle Arbeiten als „toll“ und „herausragend“.

Umso größer ist die Freude bei den Gewinnern. „Es ist ein richtig schönes Gefühl, dass wir für Marxloh etwas entwickelt haben, damit es schöner und grüner und im Sommer angenehmer wird, sich dort aufzuhalten“, sagt Ricardo Patings im Gespräch mit der Redaktion. Kernpunkt des Entwurfs sei, den Stadtteil für Fußgänger angenehmer zu machen und „Begegnungsorte zu schaffen“.

Er und Fabian Wagner sehen darin eine Chance für den Stadtteil auf eine gute Entwicklung. Profitieren sollen davon alle Anwohner, Besucher und Gewerbetreibende gleichermaßen. „Neunzig Prozent der Arbeit liegt noch vor uns“, ordnet Patings ein, „wir müssen noch sehr viel abstimmen.“

Marxloherinnen und Marxloher sind weniger euphorisch als die Stadtplaner

Ganz so euphorisch wie die Wettbewerbsteilnehmer zeigten sich jetzt bei der Präsentation der Beiträge die Anwohner, Kaufleute und Lokalpolitiker allerdings nicht. So haben Marxloherinnen und Marxloher schon lange davor gewarnt, Sitzbänke an der Brautmodenmeile aufzustellen. Dadurch müsse man nachts nur lautes Palaver ertragen. Skepsis zeigen Anwohner auch bei der Frage, wie verhindert wird, dass die bepflanzten Hochbeete zu wilden Müllplätzen werden.

Immerhin erneuert die Stadt Duisburg ihr Versprechen, dass die wegfallenden Parkplätze auf dem Marktplatz und entlang der Weseler Straße durch ein neues Parkhaus aufgefangen werden. Dieses Verkehrsproblem war bewusst aus dem Wettbewerb herausgehalten worden. Die Stadtverwaltung will für einen Parkhaus-Neubau das Aldi-Grundstück gegenüber der Grillo-Verwaltung kaufen. Sie gibt sich auf Nachfrage wortkarg, aber zuversichtlich, dass bald die nötigen Unterschriften auf den Kaufvertrag kommen.

>> Ausstellung zeigt vier Entwürfe zum Marxloh-Umbau

  • Der erste Platz sowie drei weitere von acht eingereichten Entwürfen sind aktuell im Marxloh-Center (August-Bebel-Platz 20) zu sehen. Sie sind ausgestellt in der früheren Backstube von Schlüter. Die Ausstellung läuft bis 4. Dezember.
  • Die Stadt Duisburg geht, einen Ratsbeschluss bis Winter 2025 vorausgesetzt, von einem Baubeginn im Sommer 2026 aus. Dann sollen auf dem Marktplatz und auf der Weseler Straße für circa anderthalb Jahre die Bagger rollen.